Covid-19-Impfkampagne: Digitale Koordination von Impfterminen

Im Früjahr 2021 war in Deutschland der Andrang von Impfwilligen besonders groß. Die Telefonleitungen in Arztpraxen liefen heiß. Eine Überlastung des Personals drohte. Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) entschied sich daher, eine neue digitale Lösung für die Koordination der Impftermine in Arztpraxen zu entwickeln. Wer sich impfen lassen wollte, kann sich seitdem auf einem Online-Portal registrieren und anschließend in der Umgebung einen freien Termin für eine Impfung suchen und buchen.

Ziel war es, die Anzahl der Anrufe in den Arztpraxen deutlich zu verringern, um Praxispersonal und Ärzte zu entlasten, damit sie die allgemeinärztliche Versorgung in Schleswig-Holstein aufrecht erhalten können. „Wir wollten den bürokratischen Aufwand sowohl für die Impfwilligen als auch für Arztpraxen senken. Uns ging es dabei vor allem darum, die Ärzte zu unterstützen und zu entlasten“, erklärt Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein.

Online-Portal nach einem Wochenende

Da die Zeit drängte, blieben dem IT-Beratungsunternehmen Opitz Consulting und der IT-Abteilung der KVSH nur wenige Tage, um das Online-Portal auf Basis von Oracle-Technologie aufzusetzen. Ein Wochenende reichte für den Aufbau einer Lösung, die die hohe Last der Impfregistrierungen sicher verarbeiten kann. Dafür nutzte das IT-Team Oracle APEX – einer Low-Code-Plattform, die den Entwicklungsprozess vereinfacht und optimiert. Für die Umsetzung des Online-Portals war vor allem eine Schnittstelle mit der internen IT-Infrastruktur der KVSH wichtig, um die Daten der dort gemeldeten Ärzte mit den neuen Angaben zu synchronisieren.

Das neue Online-Portal läuft in der Oracle-Cloud. Die Programmierplattform Oracle APEX erlaubt die Bereitstellung der erstellten Apps auf jeder Oracle-Datenbank. Dadurch bekam die KVSH einen Zugriff auf eine IT-Infrastruktur, die nicht nur alle Anforderungen an den Datenverkehr erfüllt, sondern sich auch dynamisch skalieren lässt, um eine Serverüberlastung zu verhindern. Darüber hinaus bleibt das Online-Portal grundlegend getrennt von der internen IT-Infrastruktur und Datenbank der KVSH. Dies schont eigene Ressourcen und bietet mehr Sicherheit. So können die Ärzte in Schleswig-Holstein weiterhin alle anderen Gesundheitsdaten ihrer Patienten direkt und störungsfrei an die KVSH übermitteln.

Hybride Cloud bietet Skalierbarkeit

Bisher war die Cloud für KVSH noch Neuland, da die kassenärztliche Vereinigung Services und Anwendungen aufgrund der sensiblen Daten ausschließlich mit eigener On-Premises-Infrastruktur entwickelte und betrieb. Opitz Consulting half daher, das Online-Portal in die Oracle-Cloud zu heben und zu konfigurieren. Seitdem läuft das kostenfreie Angebot für Impfwillige und Arztpraxen reibungslos und hat die Arztpraxen sofort entlastet. Wer sich impfen lassen will, kann in Schleswig-Holstein gezielt nach einem Arzt suchen oder über die Eingabe der Postleitzahl einen Termin für eine Impfung finden. Nach dem Start des Online-Portals meldeten sich in kurzer Zeit 122 Praxen für den Service an.

Die KVSH will nach dieser „in Bezug auf die Einrichtung der Cloud steilen Lernkurve auch zukünftig  die Cloud im Rahmen von hybriden Modellen für weitere Projekte nutzen“, sagt Jan Löbe, IT-Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. „Vorstellbar ist das für mich bei allen Angeboten, auf die Patienten direkt zugreifen. So lässt sich die Skalierbarkeit stets gewährleisten. Alle anderen Anwendungen würde ich aufgrund der sensiblen Daten lieber innerhalb der eigenen IT-Infrastruktur belassen, die im Vergleich mehr Sicherheit verspricht“.


Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein…

… ist eine  ärztliche Selbstverwaltung und Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bad Segeberg. Sie vertritt die Interessen der rund 5.800 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, die in Schleswig-Holstein gesetzlich Versicherte behandeln.

Roger Homrich

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