Remote Sensoring: Sichere Wasserversorgung dank IoT-Daten

Stiftung Menschen für Menschen startet Projekt Waterwatch in Äthiopien. IoT-Daten zeigen Wasserverbrauch und -qualität sowie absinkende Grundwasserspiegel.

Aktuell senden die ersten von insgesamt zehn sorgfältig ausgewählten Wasserstellen, in denen IoT-Sensoren installiert wurden, kontinuierlich und stabil Daten. Mit diesen Daten lassen sich Wasserverbrauch und Wasserqualität prüfen, absinkende Grundwasserspiegel frühzeitig erkennen und Wasserstellen nachhaltiger bewirtschaften. Ziel des Projekts ist es, Herausforderungen des Klimawandels wie drohenden Dürren und stark schwankenden Regenzeiten mit innovativen Ansätzen zu begegnen.

Bereits seit 40 Jahren setzt sich die Stiftung Menschen für Menschen im ländlichen Äthiopien dafür ein, den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern. Dafür wurden bislang über 2.700 Wasserstellen gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung gebaut, u. a. Handpump-, Flach- und Tiefbrunnen sowie Quellfassungen oder kleinstädtische Wassersysteme. Doch steigen die Anforderungen an die Wasserversorgungssysteme stetig: Durch den Klimawandel verändert sich zum einen die Wasserverfügbarkeit und -planbarkeit, was sich zum Beispiel in sinkenden Grundwasserständen widerspiegelt. Gleichzeitig ändert sich die Nachfrage kontinuierlich bei noch wachsender Bevölkerung und steigendem Hygienebewusstsein. Um diesen veränderten Rahmenbedingungen vorausschauend zu begegnen, hat Menschen für Menschen als wesentlichen Hebel für ein verbessertes Ressourcenmanagement das Projekt Waterwatch für „remote sensoring“ ins Leben gerufen.

Sensoren erfassen Grundwasserdaten nahezu in Echtzeit

Die Sensoren gehen aktuell in verschiedenen Projektgebieten von Menschen für Menschen live, um die vor Ort jeweils unterschiedlich vorherrschenden hydraulischen und hydrochemischen Situationen in den Grundwasserleitern sowie die verschiedenen Arten der Wassererschließung (Hand-, Flach- und Tiefbrunnen) anzuzeigen. Die Sensoren erfassen und dokumentieren im Stundentakt Daten, zum Beispiel zur Veränderung des Grundwasserspiegels, der Temperatur oder der Leitfähigkeit (= Salzgehalt) des Wassers, und senden diese an einen zentralen Server in Deutschland. Dadurch können jederzeit die Nutzungsintensität, die Verfügbarkeit und die Qualität des Wassers dynamisch, d. h. in der zeitlichen Veränderung, beobachtet werden. Darüber hinaus geben die Sensoren Auskunft darüber, ob eine Wasserstelle überhaupt funktioniert und operativ genutzt wird. Zudem können die lokale Bevölkerung und die Behörden Trends besser vorhersehen und ein nachhaltiges Ressourcenmanagement vornehmen.

Ist der Grundwasserspiegel in einer Wasserstelle beispielsweise zu niedrig, wird diese Information direkt an die äthiopische Community weitergegeben. Sie kann dann planen, wo Wasser gespart werden kann, bis der Grundwasserspiegel nach der Regenzeit wieder steigt. Der nicht selten drohenden Übernutzung einer Wasserstelle kann so vorgebeugt werden. Eine Bedarfsanalyse des tatsächlichen Verbrauchs kann darüber hinaus bei der Planung neuer Wasserstellen helfen.

Ausweitung Projekt in 2023 geplant

„Waterwatch kann Vorbildcharakter für andere Regionen haben, die mit sich verändernden Wasserverfügbarkeiten kämpfen. Mithilfe der IoT-Sensoren können wir regionale Wassersysteme besser verstehen, resilienter planen und damit Lösungen für den schon heute erfahrbaren Klimawandel anbieten“, sagt Sebastian Brandis, Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen. „Wie jedes Digitalisierungsprojekt ist auch Waterwatch das Werk eines Partner-Ökosystems. Wir danken allen unseren Partnern, dass sie sich gemeinsam mit uns für eine sicherere Wasserversorgung in Äthiopien einsetzen. Im kommenden Jahr wollen wir das Projekt weiter ausbauen. Wir freuen uns daher über weitere Unterstützerinnen und Unterstützer, die bereit sind, sich für ein Innovationsprojekt einzusetzen, das das Potenzial hat, Millionen von Menschen in einer sich verändernden Welt eine bessere Grundversorgung zu sichern.“

Als strategischer Digitalisierungspartner entwickelte blu BEYOND auf Basis der Technologie des Spezialisten für Grund-/Oberflächenwasser-Monitoring SEBA Hydrometrie eine webbasierte Lösung, die einen stabilen und einfachen Zugang zu den Daten ermöglicht. Nach einer Remote-Schulung in den äthiopischen Communities wurde die Lösung in Betrieb genommen. Die Hansgrohe SE hat das Pilotprojekt finanziert.

Das Projekt und die Veränderungen am Versorgungsstatus der beteiligten Brunnen lassen sich in Echtzeit online verfolgen: https://waterwatch.menschenfuermenschen.de/