Valide Ergebnisse in zehn Sekunden statt zwei Monaten

Die Anzahl an Notfällen und Einsätzen steigt in Ballungsgebieten,  in Düsseldorf zum Beispiel um sechs Prozent pro Jahr. Auch das Verkehrsnetz ist in permanentem Wandel. Daher müssen Feuerwehr und Rettungsdienst ihre Standorte laufend restrukturieren, um aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Basis für sämtliche Standortentscheidungen ist die Hilfsfrist – also die Zeit, die zwischen dem ersten Notruf und dem Eintreffen des Rettungsdienstes am Einsatzort maximal verstreichen darf. Sie wird von den jeweiligen Bundesländern vorgegeben und beträgt in Düsseldorf acht Minuten. Die schnelle Erreichbarkeit möglichst vieler Gebiete spielt daher bei der Entscheidung für neue Standorte, bei Restrukturierungsprozessen bestehender Feuerwehrwachen und bei der Verteilung von Einsatzwagen die entscheidende Rolle. Neben dem Erreichbarkeitsgrad gilt es zudem, wirtschaftliche und stadtplanerische Aspekte zu berücksichtigen.

Traditionelle Ansätze der Standortplanung

Bisher hatte die Feuerwehr Düsseldorf keine Möglichkeit, auf kurzem Weg valide Daten für die komplexen Planungsprozesse zu erhalten. Sie verfolgte – wie die meisten Feuer- und Rettungswachen in Deutschland – für die Standortplanung einen traditionellen Ansatz. Hierfür musste zunächst ein Gutachten beauftragt werden, für dessen Erstellung aktuelle Daten zugeliefert wurden. Im Normallfall dauerte der komplette Prozess von der Beauftragung bis zur Ergebnislieferung drei bis vier Monate – für jede einzelne Fragestellung. Alternativ kommen häufig aufwändige Geotools zum Einsatz, die durch Skripte ergänzt werden. Auch dieser Ansatz ist in der Praxis jedoch wenig praktikabel.

Vorteile des geodatenbasierten Ansatzes

David von der Lieth, Feuerwehrchef der Stadt Düsseldorf: „Es fehlte an einer einfachen und dynamischen Lösung, die sich schnell und plattformunabhängig einsetzen lässt. Bis die Entscheidung für einen bestimmten Standort gefallen ist, diskutieren wir mit einer Vielzahl an Institutionen, die Gegebenheiten verändern sich laufend – diese Dynamik ließ sich mit den traditionellen Planungsmethoden nicht spiegeln. Mit dem neuen Tool sind die wichtigsten Parameter für diese Diskussionen nun sofort abrufbar, was erheblich schneller zu bestmöglichen Entscheidungen führt.“

Das Kartentool von Ubilabs zeigt innerhalb von Sekunden den Erreichungsgrad für bestimmte Standorte an, basierend auf verschiedenen Szenarien. In diesen Szenarien lassen sich Wachen aktivieren oder deaktivieren, neu hinzufügen oder löschen. So lässt sich auf einen Blick erkennen, bei welchem Szenario welche Stadtgebiete innerhalb von maximal acht Minuten erreicht werden. Und das immer im aktuellsten Straßennetz.

Visualisierung von Erreichbarkeit: Für jedes Standort-Szenario errechnet das Tool, welche Stadtgebiete in den vergebenen Zeitintervallen erreicht werden.

Ein zweiter Vorteil ist die hohe Dynamik und Reproduzierbarkeit: Bisher haben Gutachter einen idealen Standort erarbeitet – sofern sich dieser aber nicht realisieren ließ, musste der Prozess wieder von vorne beginnen. Mit dem Tool kommt nun bereits in den Beginn des Entscheidungsprozesses erheblich mehr Dynamik.

Schnelle Amortisation des geodatenbasierten Tools

Ein nicht zu vernachlässigender Pluspunkt sind zudem die deutlich reduzierten Kosten im Vergleich zu iterativen Gutachten: Das geodatenbasierte Tool amortisierte sich laut David von der Lieth bereits nach einem einzigen Planungsprozess.

Jens Wille von Ubilabs erklärt die technologischen Aspekte hinter dem Kartentool: „Im Grunde führt das Tool Daten zu Einwohnerzahlen, zur Bevölkerungsverteilung pro Fläche sowie zum Verkehrsnetz mit den Standortdaten der Feuerwehr zusammen und leitet anhand festgelegter Rahmenfaktoren – zum Beispiel der Durchschnittsgeschwindigkeit von Rettungsfahrzeugen – Erreichbarkeitsanalysen ab, dargestellt in Isochronen. Die Datensituation ist also nicht extrem kompliziert. Die Herausforderung bei der Entwicklung des Tools lag eher darin, die Ergebnisse möglichst anwenderfreundlich und einfach verständlich nutzbar zu machen.“

Roger Homrich

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