Die Budgets der Finanzinstitute liegen damit über denen im Gesundheitswesen (76 Milliarden US-Dollar) oder in der Telekommunikations- und Medienbranche (75 Milliarden). Das zeigt eine Marktanalyse der Managementberatung von Sopra Steria Next.
Allein der Anteil der KI-Investitionen in generative KI (GenAI) ist von neun Prozent im Jahr 2022 auf 51 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Banken und Versicherungen seien Großabnehmer der Technologie, um die Automatisierung von Prozessen und die Unterstützung der Mitarbeitenden in Vertrieb und Kundenmanagement voranzutreiben.
„Viele Banken haben bereits in KI-nahe Technologie wie Intelligent Robotic Process Automation (IPA) und erste Chatbot-Generationen investiert, um Kosten im Backoffice zu senken und ihre Kundenservices zu verbessern“, sagt Matthias Frerichs, Experte für Digital Banking bei Sopra Steria. „Zudem besteht eine starke Vernetzung mit FinTechs, die inzwischen viele sehr reife KI-Lösungen bieten. Finanzinstitute besitzen durch diese Kooperationen wichtige Grundlagen für den Aufbau digitaler Kompetenzen sowie Verbesserungen in Data Science.“
Ähnlich sehe es in der Versicherungsbranche aus, so Sopra Steria weiter. Auch Versicherer setzen stark auf KI-gestützte Lösungen, und die bereits erzielten Fortschritte bei der digitalen Transformation helfen bei der Integration. Neben der durch KI gestützten Prozessautomatisierung, die insbesondere im Versicherungsbetrieb und Schadenmanagement eingesetzt wird, sorge zunehmend der Einsatz von GenAI im Vertrieb und in der Kundenberatung für starkes Interesse.
„Versicherer und ihre Vermittler müssen stark priorisieren. Der Grund: Es fehlt an Personal und Zeit sowohl im eigentlichen Vertrieb als auch in der Vertriebsunterstützung. GenAI-Lösungen sind so weit entwickelt, dass sie in die Rolle einer vielseitig einsetzbaren KI-Assistenz schlüpfen können. Aus Chatbots werden somit AI-Agents, die den Namen auch verdienen“, erklärt Thorsten Voith von Voithenberg, Leiter des Bereichs Insurance bei Sopra Steria Next.
Der Managementberater schätzt, dass Versicherern und Vermittlern dadurch pro Jahr bis zu 50 Tage mehr Zeit für den „echten Vertrieb“ zur Verfügung stehen könnten, die Mitarbeitende derzeit für das Heraussuchen von Informationen, die Gesprächsvorbereitung oder das Schreiben von Zusammenfassungen und die Dokumentation benötigen.
Bis 2028 werden mehr als zehn Prozent der IT-Budgets von Unternehmen weltweit in KI-Lösungen fließen, so die Studie. Bei Finanzdienstleistern würden sie sowohl die Prozessautomatisierung als auch die menschliche Interaktion weiter unterstützen. Das Anwendungspotenzial sei längst nicht ausgeschöpft und das Spielfeld für Tech-Lösungen, die der Branche schnell helfen, sei groß.
Die Studie zählt exemplarisch 22 mögliche Anwendungen auf. Ein Beispiel ist der Einsatz synthetischer Daten. Sie verbessern die Genauigkeit von Kredit- oder Risikobewertungsmodellen und können zur Erstellung neuer Datensätze unter Wahrung der Privatsphäre verwendet werden. Synthetische Daten helfen damit bei Entscheidungen in Kundensegmenten, für die nur begrenzte Daten zur Verfügung stehen. Banken erweitern damit ihre geschäftlichen Möglichkeiten bei der Kreditvergabe.
Synthetische Daten erhöhen auch die Stichprobengröße für eine bessere Klassifizierung und zur Verringerung fehlerhafter Ergebnisse bei der Betrugserkennung, so Sopra Steria weiter. KI-Lösungen, die auf Sprachmodellen (Large Language Models) basieren, helfen zudem dabei, Betrugsregeln in Echtzeit zu erstellen, markierte Transaktionen zu erklären und Kontoübernahmen zu identifizieren.
Finanzdienstleister können also dank guter Bedingungen technologisch aus dem Vollen schöpfen. Dieser Vorteil birgt allerdings das Risiko, dass sich Unternehmen für die falsche Technologie oder Anwendung entscheiden oder Projekte falsch priorisieren, warnen die Studienautoren abschließend..
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