Digitalisierung Deutschlands schreitet nur in kleinen Schritten voran

Cisco Digital Kompass 2025 zeigt: Chancen werden nicht überall konsequent genutzt und es scheint eine gewisse Digitalmüdigkeit zu geben.

Die Meta-Studie führt eine Neubewertung der Bereiche resiliente Wirtschaft, moderner Staat und digitaler Alltag in Sachen Digitalisierung durch und vergleicht sie mit den persönlichen Erfahrungen der Bevölkerung Ende 2024. „Wir haben in den letzten fünf Jahren viel erreicht, Deutschlands Digitalisierung ist besser als ihr Ruf“, sagt Uwe Peter, Chef von Cisco in Deutschland. „Aber Deutschland kann mehr Digitalisierung. Es fehlt leider oft der Wille, die Technologien ganz konsequent auszubauen und anzuwenden.“

Glasfaser wenig genutzt

Die wirtschaftliche Stärke und Innovationskraft Deutschlands basieren zunehmend auf IT-gestützten Prozessen. Insgesamt haben sich die IT-Ausgaben von Unternehmen in Deutschland von 9,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 14 Milliarden US-Dollar 2024 erhöht. Ein zentraler Treiber war dabei das mobile Arbeiten. So stieg die Homeoffice-Quote von 13 auf 23 Prozent.

Die Verfügbarkeit von Gigabit-Anschlüssen (1.000 Mbit/s) erhöhte sich von 2019 bis 2024 von rund 43 Prozent auf etwa 75 Prozent der Haushalte. Die Quote der reinen Glasfaseranschlüsse (FTTH/B) stieg von etwa 12 auf 32 Prozent im gleichen Zeitraum. Auch wenn die tatsächliche Nutzung von Glasfaseranschlüssen von 1,4 Millionen auf 4,2 Millionen Haushalte gestiegen ist, entspricht das nur 11 Prozent der Bevölkerung, die diese Möglichkeit auch aktiv nutzen.

Digitale Verwaltung stagniert

Auf staatlicher Ebene gibt es Licht und Schatten. So hat sich während Corona die Nutzungsrate von Diensten für E-Government und digitale Verwaltung von 40 Prozent im Jahr 2018 erhöht, verharrt aber seit 2020 auf nahezu gleichem Niveau von rund 55 Prozent. Die Schweiz ist mit 66 Prozent und Österreich mit 75 Prozent hier deutlich weiter. Klar verbessert hat sich die digitale Ausstattung der Schulen. Während 2020 erst 37 Prozent der Schulen über Laptops oder Tablets für zumindest einige Klassen verfügten, waren es 2023 schon 90 Prozent.

Im Alltag der BundesbürgerInnen macht sich die Digitalisierung deutlich bemerkbar. Zum Beispiel erhöhte sich der Anteil der Deutschen, die Bankgeschäfte online oder mobil erledigen, von etwa 52 Prozent 2019 auf 84 Prozent 2024. Die Zunahme zeigt sich über alle Altersgruppen hinweg.

Auch die Zahl der Nutzer von Fitness-Trackern hat sich erhöht. Während sie 2019 noch bei 3 Millionen lag, erreichte sie 2024 schon 4,2 Millionen. Dieser Anstieg verlief relativ kontinuierlich. Dies gilt ebenso für das Streaming. Die Anzahl der Pay-TV- und Streaming-Abonnenten in Deutschland erhöhte sich von 15 auf 21,1 Millionen. Die Anzahl der jährlichen Musikstreams in Deutschland wuchs von 109 auf 213 Milliarden. 2024 hat die Hälfte der Deutschen mindestens einen Arzttermin online gebucht, während es 2019 erst ein Viertel war.

Kontaktloses Bezahlen im Aufwind, E-Learning ohne Schwung

Eine Umfrage unter 2.000 Deutschen im Dezember 2024 ergab, dass der Gewinner bei den digitalen Technologien seit Corona das kontaktlose Bezahlen ist. Befragt nach der Nutzung, gaben 41 Prozent der BundesbürgerInnen an, ihre Rechnungen häufiger per Karte oder Handy-Apps zu begleichen. Auf Platz 2 liegen digitale Bürgerservices mit 33 Prozent knapp vor KI-basierten Helfern und Video-Streaming. Zu den klaren Verlierern gehört die Telemedizin. Zwei Drittel haben diesen Dienst noch nie genutzt. Etwa die Hälfte verwendet nie Angebote für digitale Fitness und E-Learning.

41 Prozent der Befragten sagen, dass sich die Digitalisierung in Deutschland im Vergleich zur Zeit vor Corona verbessert hat, während 39 Prozent keine Veränderung und 11 Prozent eine Verschlechterung sehen. Allerdings sind die Deutschen gut für Cyberrisiken sensibilisiert. So achten 45 Prozent der Deutschen stärker auf schädliche E-Mails. Rund ein Drittel verwendet häufiger Multifaktor-Authentifizierung oder passt bewusst Cookie-Einstellungen an. Nur wenige sind bei diesen Themen nachlässiger geworden.