Mobile Device Management wird erwachsen: Vom Gerätemanagement zur Business Intelligence

Lassen sich durch intelligentes Mobile Device Management strategische Vorteile gewinnen?

Herr Mennecke, laut ihrer Studie „Wenn die Arbeit örtlich verteilt ist: Die Rolle der Technologie in der verteilten Belegschaft“ steigt die Nutzung von Mobile Devices in deutschen Unternehmen rapide – und damit auch die Herausforderungen für IT-Teams. Welchen strategischen Nutzen bietet modernes Mobile Device Management über die reine Geräteverwaltung hinaus?

Stefan Mennecke: Ein Beispiel aus der Logistikbranche verdeutlicht dies sehr anschaulich. Eine Mehrheit der T&L-Mitarbeitenden in Deutschland sieht den Schlüssel zur Verbesserung ihrer Umweltbilanz in Device-Tracking-Technologien. Modernes Device Management ist längst nicht mehr nur ein Verwaltungsinstrument, sondern ein strategisches Werkzeug für Nachhaltigkeit und Effizienz. Wir sprechen heute daher eher von Enterprise Mobility Management (EMM) anstatt von Mobile Device Management.

Wo sehen Sie die größten Missverständnisse bezüglich der Möglichkeiten heutiger MDM- bzw. EMM-Lösungen?

Stefan Mennecke: Viele Unternehmen unterschätzen das Potenzial. Ein konkretes Beispiel aus dem Einzelhandel: Unser aktueller Retail Report 2025 „Social Commerce auf dem Vormarsch“ zeigt, dass 78 Prozent der deutschen Verbraucher Bedenken bei der Eingabe persönlicher Daten haben. Gleichzeitig wünschen sich 57 Prozent personalisierte Einkaufserlebnisse. Mit Enterprise-Mobility-Lösungen können Einzelhändler genau diese Balance zwischen Sicherheit und Personalisierung schaffen.

Wie unterstützt Enterprise Mobility Management Unternehmen außerhalb des reinen Verwaltens?

Stefan Mennecke: Eine unserer Lösungen verbindet klassisches Gerätemanagement mit diagnostischer Intelligenz. Eine Live-View-Funktion ermöglicht etwa einem Einzelhändler, all seine mobilen Geräte – von Handscannern bis zu Tablets – in Echtzeit zu überwachen. Ein Store-Manager kann sofort sehen, wenn ein Handscanner schwächelt und eingreifen, bevor es zu Problemen an der Kasse kommt. Dieses proaktive Management geht weit über reine Verwaltungsaufgaben hinaus. SOTI MobiControl XS adressiert den zuvor erwähnten Konflikt zwischen Sicherheitsbedenken und Personalisierungswünschen durch seine robuste Sicherheitsarchitektur bei gleichzeitiger Flexibilität für kundenorientierte Anwendungen. Dadurch können Retailer nicht nur Kundendaten effektiv schützen, sondern gleichzeitig personalisierte Dienste anbieten.

Wie sieht die datengestützte Entscheidungsfindung in der Praxis aus?

Stefan Mennecke: Analyse-Tools liefern wichtige Einblicke in Leistungsmetriken wie Batteriezustand, App-Nutzung und Netzwerkanalysen. Ein Logistikunternehmen kann beispielsweise erkennen, dass die Netzabdeckung auf bestimmten Routen problematisch ist. Mit Remote-Support-Funktionen wie Live-Text-, Sprach- und Videochat können IT-Teams zudem sofort helfen, wenn ein Fahrer Probleme mit seinem Gerät hat.

IT-Teams können also durch Echtzeitwarnungen proaktiv Probleme verhindern?

Stefan Mennecke: Das System warnt IT-Teams automatisch, bevor kritische Situationen entstehen. Nehmen wir an, mehrere Geräte in einer Filiale zeigen einen erhöhten Datenverbrauch – das könnte auf ein Sicherheitsproblem hinweisen. Oder wenn die Akkuleistung bei Geräten in einer bestimmten Region schneller nachlässt, ist höchstwahrscheinlich eine Gerätewartung vonnöten. Durch anpassbare Warnschwellen können kleine Probleme gelöst werden, bevor sie den Betrieb stören.

Wie steht es dabei um die IT-Sicherheit?

Stefan Mennecke: Die Sicherheit steht mehr denn je im Fokus – gerade weil über EMM-Lösungen auch sensible Daten zu managen sind. Im Gesundheitswesen hat in Deutschland zum Beispiel  ein deutliche Mehrheit Bedenken bezüglich der Sicherheit von Patientendaten. Und die Hälfte der deutschen Verbraucher hat Zweifel, ob kleinere Einzelhändler ihre persönlichen Daten ausreichend schützen können.

Und wie helfen EMM-Lösungen dabei?

Stefan Mennecke: Lösungen im Bereich Enterprise Mobility begegnen diesen Herausforderungen mit einem mehrschichtigen Sicherheitskonzept. Neben klassischen Features – wie sicherer Authentifizierung und automatischen Updates – bieten wir beispielsweise intelligente Standortfunktionen: Durch die Kombination von Sicherheitsrichtlinien und Geofencing kann ein System automatisch reagieren, wenn ein Gerät einen definierten Bereich verlässt. Ein praktisches Beispiel aus dem Gesundheitswesen: Befindet sich ein Tablet mit Patientendaten außerhalb eines genau festgelegten Krankenhausbereichs, kann es automatisch gesperrt oder in einen sicheren Modus versetzt werden. Solche präventiven Sicherheitsmaßnahmen sind besonders in sensiblen Branchen und Arbeitsbereichen unverzichtbar.

Werden KI und Machine Learning der nächste Evolutionsschritt sein?

Mehr als ein Drittel der deutschen Verbraucher sehen KI als Schlüssel zu besseren Produktempfehlungen. In der Transport & Logistikbranche nutzen 62 Prozent der deutschen Unternehmen intelligente Transportsysteme (IST). KI wird künftig beispielsweise vorhersagen können, welche Geräte wahrscheinlich ausfallen werden oder wo potenzielle Sicherheitsrisiken schlummern.

Was bedeutet diese Entwicklung für IT-Abteilungen?

Mehr als die Hälfte der IT-Fachleute sieht fehlendes Bewusstsein für moderne mobile Technologien als Entwicklungshemmnis. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines strategischen Ansatzes im Mobile Device Management, der über reine Verwaltungsdienste hinausgeht und echte Business Intelligence wie bei EMM-Lösungen der Fall liefert. Die Integration von Echtzeit-Analysen, prädiktiver Diagnostik und intelligenter Automatisierung wird damit zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor in einer zunehmend mobilen Geschäftswelt.  IT-Abteilungen müssen sich von reinen Verwaltern zu strategischen Enablern entwickeln. 

 

Stefan Mennecke

ist VP of Sales, Middle East, Africa & Central, Southern and Eastern Europe bei SOTI.