Während früher der Fokus vor allem auf dem Blockieren von Bedrohungen lag, ist heute ein ganzheitlicher Ansatz gefragt. Anti-Malware-Lösungen und signaturbasierte Systeme erkennen bekannte Angriffe sowie viele Zero-Day-Bedrohungen meist zuverlässig. Doch mit zunehmender Raffinesse der Angreifer reicht reines Blockieren nicht mehr aus.
Unternehmen benötigen daher tiefgreifende Einblicke in das Verhalten von Schadsoftware, um Angriffsmuster zu verstehen, die Auswirkungen potenzieller Bedrohungen zu untersuchen und ihre Verteidigungsstrategien gezielt weiterzuentwickeln, ohne die IT-Teams zu überlasten. Genau hier setzt das Konzept des Sandboxings an.
Sandboxing beschreibt die Möglichkeit, verdächtige Dateien in einer isolierten, sicheren Umgebung – oft in der Cloud – auszuführen. Ziel ist es, das Verhalten dieser Dateien unter realitätsnahen Bedingungen zu beobachten, ohne dabei das produktive System zu gefährden. Sicherheitsverantwortliche erhalten so wertvolle Informationen über mögliche Mechanismen der Schadsoftware, beispielsweise wie die Malware versucht, sich im Zielsystem festzusetzen, Kommunikationswege zu Command-and-Control-Servern aufzubauen oder Veränderungen am Dateisystem und in der Registry vorzunehmen. Die Analyse mündet in detaillierten forensischen Berichten, die Sicherheitsteams helfen, Bedrohungen zu verstehen, Abwehrmaßnahmen zu verbessern und gründliche Untersuchungen durchzuführen.
Diese Berichte bieten einen umfassenden Einblick: Dies beginnt mit Metadaten und einer Klassifizierung, welche grundlegende Dateiinformationen, Reputationsbewertungen und eine initiale Einschätzung umfassen. Darüber hinaus werden beobachtete Verhaltensweisen regelmäßig bekannten Angriffstechniken zugeordnet, beispielsweise mithilfe des MITRE ATT&CK Frameworks, um die Bedrohung besser einordnen zu können.
Die Untersuchung selbst beinhaltet typischerweise sowohl eine statische Analyse, bei der die Datei ohne Ausführung auf verdächtige Merkmale geprüft wird, als auch eine dynamische Analyse. Letztere beobachtet das Echtzeitverhalten während der Ausführung, einschließlich erstellter Prozesse, Registry-Änderungen und anderer Systeminteraktionen. Ein wichtiger Bestandteil ist zudem die Erfassung der Netzwerkkommunikation, um ausgehende Verbindungen zu potenziell schädlichen IP-Adressen oder Domains zu identifizieren. Die aus dieser tiefgehenden Analyse gewonnenen Indicators of Compromise (IOCs) können wiederum genutzt werden, um sie in Threat-Intelligence-Systeme einzuspeisen und so die allgemeine Bedrohungsabwehr zu stärken.
Trotz seiner Stärken eignet sich Sandboxing nicht als alleinige oder gar erste Verteidigungslinie. Die Analyse innerhalb einer Sandbox benötigt Zeit – von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten –, was für den Echtzeitbetrieb und geschäftskritische Workflows oft zu langsam ist. Hinzu kommt, dass Angreifer gezielt Mechanismen entwickeln, um Sandbox-Analysen zu umgehen, etwa durch verzögerte Ausführung schädlicher Routinen.
Daher empfiehlt es sich, Sandboxing als ergänzendes Werkzeug für die tiefergehende Analyse und forensische Untersuchungen einzusetzen. Verdächtige Dateien, die beispielsweise von vorgelagerten Inline-Präventionssystemen blockiert oder als auffällig markiert wurden, können automatisiert an die Sandbox zur detaillierten Untersuchung übermittelt werden. Die Einrichtung und Aktivierung solcher Funktionen gestaltet sich bei modernen Plattformen oft unkompliziert über zentrale Management-Konsolen, wobei die zugrundeliegende Infrastruktur die Konfiguration weitgehend automatisiert übernimmt.
Der große Vorteil von Sandboxing liegt somit in der Fähigkeit, Security Operations Center (SOC) und Incident-Response-Teams mit belastbaren, forensischen Erkenntnissen zu versorgen. Durch die Analyse auffälliger Dateien, oft angereichert mit wertvollen Kontextinformationen wie dem betroffenen Nutzer, Gerät oder Standort aus vorgelagerten Sicherheitssystemen, lassen sich Angriffswege nachvollziehen, komplexe Malware-Familien identifizieren und die Wirksamkeit bestehender Abwehrmaßnahmen überprüfen.
Diese Transparenz unterstützt nicht nur bei der akuten Vorfallbearbeitung, sondern trägt auch dazu bei, künftige Angriffe schneller zu erkennen und abzuwehren. Gleichzeitig bleibt die Produktivität der Nutzer erhalten, da Sandboxing typischerweise außerhalb des Echtzeitverkehrs angewendet wird und keine Verzögerungen im Arbeitsalltag verursacht.
Andrea Napoli
ist Senior Product Marketing Manager EMEA bei Cato Networks.
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