Categories: CIOProjekte

Augmented Intelligence: von Automation und Intuition

Neue Einsichten aus unterschiedlichsten Datenquellen und -formaten zu gewinnen, ist einer der entscheidenden Treiber hin zur “Unternehmenssteuerung 4.0”. Wer dabei auf einen hohen Automatisierungsgrad bauen kann, etwa beim Sammeln, Laden und Erneuern von Daten, spart zusätzlich Zeit – und kann Entscheidungen, die auf Data Analytics basieren, noch zügiger umsetzen.

Schnell kommt da der Gedanke auf, ob nicht auch Entscheidungen selbst automatisiert werden können – und deren Umsetzung. Immerhin sind Technologien, die im weiten Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) angesiedelt sind, entweder in den Startlöchern oder bereits erfolgreich im Einsatz. Erkennung und Verarbeitung natürlicher Sprache, neuronale Systeme und maschinelles Lernen: Hier nähern sich Technologien dem menschlichen Erkennen und Verstehen in gewisser Weise an – und doch wieder nicht.

Zwar bauen lernende Technologien deutlich schneller und vollständiger Inhalte auf als ihre menschlichen Kollegen (und neigen auch nicht dazu, sie wieder zu vergessen). Auch gelangen sie anhand von Kombinatorik und Algorithmen durchaus zu Sinn. Jedoch: natürliche Intuition, gewissenhaftes Abwägen im Zweifel oder das Einbeziehen plötzlich auftauchender, ungeplanter Entscheidungsfaktoren sind nach wie vor dem Menschen vorbehalten.

Mensch und Maschine treffen sich im assoziativen Vorgehen

Moderne Business Intelligence (BI) Software orientiert sich daher nicht zufällig an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns – ohne sie imitieren zu wollen. Die große Gemeinsamkeit ist dabei die Assoziation. Kommen Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen, Erlebnisse und Fantasien auf mögliche oder zumindest des Nachdenkens werte Zusammenhänge, ist dies rein technologisch nicht vollständig darstellbar.

Warum? Weil die Maschine nicht nachträglich die Persönlichkeitsbildung des abwägenden Menschen “nach-trainieren” kann. Was technologisch dagegen immer besser umsetzbar ist, ist die Orientierung am assoziativen menschlichen Vorgehen beim Erfassen von Zusammenhängen im Vergleich mit anderen verfügbaren Informationen. Dabei gilt: Je komplexer und umfänglicher die Datengrundlage, umso mehr bringt die Maschine ihre Stärken ein.

Webinar

Digitalisierung fängt mit Software Defined Networking an

In diesem Webinar am 18. Oktober werden Ihnen die unterschiedlichen Wege, ein Software Defined Network aufzubauen, aus strategischer Sicht erklärt sowie die Vorteile der einzelnen Wege aufgezeigt. Außerdem erfahren Sie, welche Aspekte es bei der Auswahl von Technologien und Partnern zu beachten gilt und wie sich auf Grundlage eines SDN eine Vielzahl von Initiativen zur Digitalisierung schnell umsetzen lässt.

Intelligente Systeme verarbeiten in Sekunden millionenfach mehr als es Menschen je möglich wäre. Die assoziative Nähe zum Menschen zeigt sich darin, dass KI-gestützte Systeme auch “Erinnerungen” an vergleichbare Datenkonstellationen in der Vergangenheit beherrschen – und “Überlegungen”, wie sich Betrachtungsgegenstände daraufhin (und möglicherweise deswegen) entwickelt haben.

Smarte Technologien erkennen möglicherweise relevante Konstellationen und agieren als dynamische Filterhilfen: Letztlich können Millionen Entscheidungsbäume betrachtet werden, ohne sich auf vordefinierten Pfaden bewegen zu müssen. Menschen finden so nicht nur Orientierung im Data Lake – sie werden auch angeregt, intuitiv weiter zu forschen. Das spricht die menschliche Originalität und Ideenfindungsgabe an. Datenbereitstellung, -aufbereitung sowie Teile der Analyse und Visualisierung können automatisiert erfolgen: schneller und vollständiger denn je, teils sogar in Echtzeit.

Sympathie oder Misstrauen sind keine digitalen Lerninhalte

Ob Entscheidungen ausnahmslos so zu treffen sind, wie es der Vergangenheitsvergleich von Unternehmensdaten und das Einbeziehen externen Datenquellen (etwa Wetter-, Verkehrs- oder soziodemografische Daten) nahelegen, vermag bislang kein Algorithmus abzuschätzen. Wenn etwa Diplomatie, Sympathie oder besonderes unternehmerisches Geschick eine Entscheidung entgegen aller maschinellen Kombinatorik begründen, ist dies einem lernenden Algorithmus oder neuronalen System kaum vermittelbar.

Mehr zum Thema

Virtual und Mixed Reality in der Arbeitswelt

Den Möglichkeiten ist eine Studie von Deloitte, Fraunhofer FIT und Bitkom nachgegangen. Deren Autoren sehen enormes Potenzial, warnen aber auch vor überzogenen Erwartungen. Der eco Verband hält zugleich das Feld Augmented Reality für unterschätzt.

Kurz: Sympathie oder Misstrauen eignen sich nicht als digitale Lerninhalte. Auch echte Innovation, die auf Geistesleistungen wie Fantasie und Vorstellungsvermögen beruht, ist nicht programmierbar.

Sicher: Maschinell erzeugte Schlussfolgerungen und datenbasierte Empfehlungen, die schnell, vollständig und mit wachsendem Datenvolumen immer noch präziser von intelligenten Systemen errechnet werden, bergen enormes Potenzial. Allerdings gelangen datenbasierte Einsichten aufgrund automatisierter Prozesse erst dann zu ihrem vollen Nutzen, wenn sie beim Anwender auf echtes Datenverständnis treffen und Ideen auslösen.

Folgende Fragen sind dabei durchaus erlaubt: Was ist die Genese der Daten? Welche neuen Entscheidungsparameter können sich zeigen, die in der Systematik der lernenden Maschine nicht hinterlegt sind? Weicht die Situation am Ort der Entscheidung entgegen aller Rechenleistung doch vom vorausgesetzten Szenario ab?

Letztlich muss zur Automation in der Datenanalyse eben doch die menschliche Intuition kommen. Artificial Intelligence verhilft so dem Anwender zur Augmented Intelligence, die das Bild technologischer Konklusionen um die menschliche Kognition erweitern.

Fazit

Auch wenn Chatbots, Computer-Vision-Systeme und sämtliche Formen lernender Technologien immer schneller und präziser arbeiten: Sie sind keine “Entscheidungs-Bots”. Sie helfen dabei, schnell, komfortabel und vollständig Entscheidungshilfen zu generieren, die gemäß ihrer antrainierten, linearen Logik erstellt sind. Doch zur nachhaltigen datengetriebenen Unternehmensentwicklung gehört noch mehr. Nämlich das (automatisierte) Nutzen von Daten in Wechselwirkung mit der menschlichen Kognition und Inspiration.

Es ist ein lohnendes Ziel, die intuitive menschliche Kombinations- und Entscheidungskompetenz um jene datenbasierten Einsichten zu weiten, die intelligente Maschinen zig-mal schneller und präziser offenbaren als es der menschlichen Ratio gelingt.

Redaktion

Recent Posts

Cloud-Beschleuniger Covid

Vielfach hat die Coronapandemie bestehende IT-Strukturen aufgebrochen oder gar über den Haufen geworfen – gefühlt.…

3 Jahre ago

Trends 2021 – Vier Entwicklungen bei (Graph)Datenbanken und Datenanalyse

Das Covid-Jahr 2020 konnte die digitale Transformation nicht ausbremsen. Sogar ganz im Gegenteil: Viele Unternehmen…

3 Jahre ago

Ein globales digitales Identitätssystem muss Vertrauen und Transparenz schaffen

Nach Angaben der Weltbank fehlt mehr als einer Milliarde Menschen ein offizieller Identitätsnachweis. Ohne den…

3 Jahre ago

Nachhaltigkeit wird zu einem der Schlüsselkriterien in der Tech-Industrie

Das Thema Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Selbstverständnisses vieler Unternehmen. Wenig verwunderlich,…

3 Jahre ago

Chief Data Officer: Garanten für eine stärkere Datennutzung in Unternehmen

Unternehmen sammeln eine Vielzahl von Daten. Doch IDC Analysten fanden in ihrer aktuellen Studie „IDC‘s…

3 Jahre ago

Ethik, Regulierungen, Cloud: Der Nebel lichtet sich

COVID-19 hat 2020 sowohl Gesellschaft als auch Wirtschaft bestimmt. Unbestritten ist auch die katalytische Wirkung,…

3 Jahre ago