Peter Dewald

ist Geschäftsführer der Sage Software GmbH.

Was E-Commerce-Neulinge ins Straucheln bringt

Immer mehr Mittelständler wagen den Schritt ins Online-Geschäft. Und viele davon sind erfolgreich. Was aber passiert, wenn die Bestellungen explosionsartig in die Höhe schnellen, aber das System und die Prozesse nicht hinterherkommen? Peter Dewald zeigt die größten Hindernisse beim Einstieg ins Online-Geschäft auf.

Seit eineinhalb Jahren bin ich nun nicht nur Geschäftsführer der Sage Software GmbH, sondern auch vom Zahlungsanbieter Sage Pay in Deutschland. In dieser Funktion habe ich zahlreiche Kunden kennengelernt, die als kleine oder mittelständische Unternehmen den Schritt in das Online-Geschäft wagten. Sie wollen teilhaben am immer noch andauernden E-Commerce-Boom. Allein im vergangen Jahr kauften 45 Millionen Deutsche regelmäßig online ein. Der klassische Einzelhandel hat erkannt, dass der Onlinehandel mit seinen ungeschlagenen Wachstumsraten von bis zu 17 % die Zukunft darstellt. Viele Unternehmer wagen nun den Schritt neben dem eigenen stationären Geschäft zusätzlich in den Onlinehandel einzusteigen.

Doch die neue digitale Welt stellt sie auch vor neue Herausforderungen. Das größte Hindernis für diese Unternehmer, das zeigen meine Beobachtungen, bleibt die fehlende Datenintegration und Digitalisierung der eigenen Geschäftsprozesse. Dabei sind diese Schritte insbesondere für das E-Commerce-Geschäft noch viel wichtiger als für den offline-Einzelhandel. Bevor man sein Geschäft online erweitern will, sollte man daher die eigenen Prozesse genau analysieren und prüfen, ob eine Integration von Webshop und ERP-System technisch umsetzbar ist. Auch Sage hat für diese Prozesse einige Lösungen im Angebot. Wer darauf setzt, irgendwann in großem Volumen Bestellungen abzuwickeln, sollte sich folgender
Nachteile ohne bestehende Integration bewusst sein:

Doppelte Datenpflege

Wer an einer Schnittstelle zwischen ERP und Webshop spart, muss alle seine Artikel und die dazugehörigen Daten per Hand von dem einem System in das andere übertragen. Das kostet nicht nur viel Zeit, sondern ist auch besonders fehleranfällig und wird sich daher früher oder später rächen.
Warenengpässe

Nichts ist schlimmer, als den Kunden zu enttäuschen. Wer online ein Produkt bestellen kann, erwartet es auch in der angegebenen Zeit geliefert zu bekommen. Sollte aber der Webshop nicht mit der Warenwirtschaft im ERP verknüpft sein, kann es passieren, dass online Artikel verkauft werden, die im Lager gar nicht vorhanden sind. Schlimmste Konsequenz: Der Kunde quittiert die Wartezeit mit einer schlechten Anbieterbewertung bei den bekannten Marketplaces.

Verzögerte Bestellvorgänge

Online-Käufer kaufen gerne ein, wenn sie gerade Zeit und Muße haben, häufig am Feierabend oder Wochenende. Ohne eine Integration des Webshops, kann die Bestellung zu diesen Zeiten nicht automatisch im System ausgelöst werden. Folge: Die Kunden erhalten ihre Bestellbestätigung erst zu Geschäftszeiten – bei einer Bestellung am Freitagnachmittag erst drei (!) Tage später. Das führt zu Unmut. Ebenso bleibt der gesamte Bestellvorgang, bis er manuell übertragen wurde, für den Verkäufer undurchsichtig. Bei Nachfragen vom Kunden zur Bestellung, kann der Verkäufer nicht ad hoc eine Auskunft geben. Das weckt kein Vertrauen.

Preise einzeln anpassen

Um besonders in der Anfangszeit Kunden zu erreichen, sollte der Shop mit niedrigen Preisen locken. Denn er konkurriert über die großen Preissuchmaschinen mit zahlreichen anderen Anbietern. Die Preise für ein Produkt ändern sich am Tag so oft, das ein Händler manuell kaum mit Preisanpassungen nachkommen kann. Viele Webshops haben daher eine automatische Anbindung an diese Portale, die dies erleichtert.

Die Umsätze nicht im Blick

Mangelnde Aktualität ist generell ein großes Problem. Wenn keine Schnittstelle zwischen Webshop und ERP besteht, und jede Bestellung manuell von dem einen in das andere System eingetragen wird, entstehen nicht nur –wie bereits genannt— Übertragungsfehler. Dem Unternehmer fehlt zudem der aktuelle Überblick über die Umsätze. Somit hat er keine Möglichkeit kurzfristig auf sinkende Umsätze zu reagieren und weiß erst zeitverzögert, wo er steht.

Es lässt sich also zusammenfassen: Wer als Unternehmer für den E-Commerce-Einstieg nach der Prämisse handelt “schnell einen Shop einrichten und loslegen, dann wird es schon gut gehen”, riskiert von Anfang an ohne Erfolgschancen ins Business zu starten. Wer es trotz Kurzschluss-Aktion schafft, erfolgreich zu sein, aber auf automatisierte Prozesse verzichtet, kommt spätestens bei der Abwicklung hoher Bestellvolumina und Umsätze ins Straucheln. Ich kann daher gerade ambitionierten Nachwuchs-Online-Händlern nur raten: Bevor Sie in den Online-Handel einsteigen, sollten Sie sich Ihre bisherigen Prozesse genau anschauen und besonders über eine Integration des Webshops und ERP-Systems nachdenken.