Uwe Hauck

hat Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz studiert. Heute ist er Senior Software Engineer bei einem IT Dienstleister.

Was ist eigentlich sozial an Social Media?

Was haben Falken auf Sendemasten mit Social Media zu tun und wie rechtfertigt das ‘Social’ eigentlich. silicon.de-Blogger Uwe Hauck hakt hier noch mal nach und zeigt an einem Beispiel, wie eine Social-Media-Strategie eines Unternehmens funktionieren kann.

Quelle: O2/via: Living the Future
Quelle: Telefónica/via: Living the Future

Eine Frage, die mir gelegentlich gestellt wird: Wieso soll Social Media eigentlich sozial sein? Da starren doch alle auf ihr Smartphone und keiner spricht mehr miteinander.

Ich spare mir dann meist die Tiraden, dass ich über Social Media viele interessante und für mich wichtige Menschen auch in Person kennengelernt habe, die ich so nie getroffen hätte, dass ich über Social Media anderen Menschen helfe und sie mir, bei Themen, für die ich früher nie Hilfe gefunden hätte.

Aber eins werde ich ab jetzt in mein Portfolio mit aufnehmen. O2.
Warum?

Zwei Gründe: Den ersten habe ich schon mal thematisiert. Es war auf einem Barcamp, als mir wie meist bei solchen wichtigen Events meine Flatrate fürs mobile Surfen zu Ende ging.

Ich erinnerte mich, O2 hat ja einen Account auf Twitter also flux gefragt, was sich da machen lässt und man glaubt es kaum, binnen 5 Minuten war mein Konto mit 500Mb nachgerüstet.

DAS ist gelebte Social Media. Ein Problem eines Kunden, der kann sich sehr informell melden und bekommt ebenso schnell und informell Hilfe.

Aber es gibt noch einen zweiten Grund, der mit O2 zusammenhängt.

Dabei geht es um das Blog von O2. Darin ein Artikel über ein Falkenpärchen, dass auf einem von O2s Funkmasten in einem extra installierten Nistkasten brütet. Nichts besonderes werdet ihr jetzt sagen, ja richtig. Aber das ist so eine von den Geschichten, die mir ein Unternehmen sympathisch machen. Wenn ich lesen kann, dass man auch was jenseits vom Kerngeschäft tut. Wenn man auch bereit ist, typische Webspielereien mitzugehen (wer kennt nicht die vielen Webcams von brütenden Störchen, Adlern etc.) DAS ist Storytelling jenseits vom dumpfen Werbeblabla. Ja klar, auch das ist Werbung. Aber eben jene von der unaufdringlichen Art. Die einem ein Unternehmen und ja, zum Teil auch seine Mitarbeiter etwas näher bringt. Und genau das ist Social Media, wie ich es mir von Unternehmen wünsche. Nicht einfach nur hinausposaunen, wie toll ich bin, sondern auch helfen und sich als Unternehmen mit echten Menschen zeigen.

Und bevor hier gleich wieder die Trolle über schlechten Service von O2, miese Netzqualität oder ähnliches wettern. Ja, mag sein. Hab ich aber auch bei anderen Anbietern erlebt. Aber ich kann für mich ganz persönlich sagen, bislang bin ich hochzufrieden mit O2. Wäre ich sicher auch mit anderen. Aber auch dank solcher Stories wie der von dem Falkenpärchen sind mir nicht nur die Marke und die Produkte, sondern auch die O2 Mitarbeiter sympathisch. Und das bindet den Kunden viel besser, als nur immer der billigste oder der mit dem neuesten Gadget zu sein.

Sozial ist eben auch, sich als Unternehmen von anderen Seiten zu zeigen, als nur der Profitseite. Und wenn das dann auch noch ein wenig authentisch und ehrlich gelingt, ist das extrem viel mehr wert, als jeder teure Werbespot, der ja eigentlich IMMER nur vermittelt: KAUF MICH!



    1. @Michael Reichardt, stimmt, das ist das Problem, das wir in diesen Kontexten häufiger haben. Es wird nicht korrekt übersetzt/interpretiert. Gleiches gilt ja auch für die “friends” versus “Freunde” bei Facebook. Das ist möglicherweise die größte Herausforderung. War es bislang möglich, Nachrichten einfach in die Gesellschaft zu schicken ohne direktes Feedback, kann die Gesellschaft/Community seit “Social Media” auch noch antworten. Ein völlig neues Phänomen, dem sich manch stellen, andere aber nicht dafür bereit sind.