Gartner

Das Team der deutschen Gartner Analysten bloggt für Sie über alles was die IT-Welt bewegt. Mit dabei sind Christian Hestermann, Frank Ridder, Bettina Tratz-Ryan, Christian Titze, Annette Zimmermann, Jörg Fritsch, Hanns Köhler-Krüner, Meike Escherich und Helen Poitevin.

Künstliche Intelligenz – in vier Schritten zum Erfolg

Gartner-Experte Hanns Köhler-Krüner sieht das Thema künstliche Intelligenz derzeit bestenfalls in der Experimentierphase. Dennoch zeigen erste gelungene Projekte das Potential dieser jungen Technologie.

Kein Thema beschäftigt die Technologie-Branche und die Medien momentan so sehr wie Künstliche Intelligenz. Ob Chatbots und digitale Sprachassistenten oder selbstfahrende Autos und Fahrassistenten – viele Hersteller bieten mittlerweile ihre Software mit einer Anbindung oder entsprechenden Erweiterung an, und jedem Kunden wird suggeriert, er sollte am besten heute noch KI einsetzen.

Eine Umfrage unter mehr als 3.160 CIOs weltweit ergabt jedoch ein ganz anderes Bild: Nur vier Prozent haben KI bereits tatsächlich im Einsatz, während der Rest entweder am Experimentieren ist oder noch plant.

Gartner-Umfrage: nur wenige CIOs setzen derzeit KI-Lösungen ein. (Bild: Gartner)
Gartner-Umfrage: nur wenige CIOs setzen derzeit KI-Lösungen ein. (Bild: Gartner)

Im Rahmen dieser Umfrage haben wir vier Empfehlungen zusammengestellt, damit die ersten Versuche des Einsatzes von KI schon bald erste Resultate vorzeigen.

  1. Erwarten Sie nicht sofort finanzielle Vorteile durch den Einsatz von KI.
    Hanns Köhler-Krüner, Managing VP Research,  Digital Workplace – Content and Insight bei der Gartner Group ist Autor dieses Blog-Beitrags für silicon.de. (Bild: Gartner)
    Hanns Köhler-Krüner, Managing VP Research, Digital Workplace – Content and Insight bei der Gartner Group ist Autor dieses Blog-Beitrags für silicon.de. (Bild: Gartner)

    Fokussieren Sie sich stattdessen auf wenige konkrete Ergebnisse wie beispielsweise die Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Offene Ziele und die Freiheit, neue Möglichkeiten zu entdecken und für zufällige Resultate offen zu sein, sind wichtige Erfolgsfaktoren. Ein Teilnehmer der Umfrage stellte fest, dass Fehlerquoten durch den Einsatz von KI von 20 Prozent auf 1 Prozent reduziert werden konnten. Andere Teilnehmer stellten fest, dass die Software für den geplanten Einsatz zwar nicht geeignet war, aber dafür an anderer Stelle eingesetzt werden konnte. Seien Sie also offen für solche Richtungswechsel während Sie mit den vielen verschiedenen Möglichkeiten des Einsatzes von KI experimentieren.

  2.  Künstliche Intelligenz soll Ihre Mitarbeiter unterstützen, nicht ersetzen. Aus unseren aktuellen Prognosen geht hervor, dass KI bis zum Jahr 2025 zwei Millionen neue Arbeitsplätze schaffen wird. Die Arbeitsplätze, die von Künstlicher Intelligenz direkt beeinflusst werden, variieren dabei von Branche zu Branche: Bis zum Jahr 2019 werden in der Gesundheitsbranche, dem öffentlichen Sektor und dem Bildungssektor die Nachfrage nach Arbeitskräften kontinuierlich steigern, während die Produktions- und Fertigungsindustrie am stärksten negativ betroffen sein wird. Unternehmen müssen nach Möglichkeiten suchen, um ihre Mitarbeiter durch intelligente Systeme zu unterstützen. Gehen Sie aktiv auf die Mitarbeiter zu und suchen Sie nach Bereichen, wo Automatisierung durch KI-Prozesse verbessert werden kann, damit sich Ihre Mitarbeiter um andere und wichtigere Dinge kümmern können.
  3. Planen Sie den Wissenstransfer: Die Implementierung und der Einsatz von KI-Systemen braucht immer noch ein fundiertes Wissen und Spezialkenntnisse, die in den meisten Unternehmen nicht vorhanden sind. Meistens ist man deshalb auf externe Hersteller und Service-Anbieter angewiesen, die sich dieses Wissen auch bezahlen lassen. Planen Sie also von Anfang an, dass sowohl IT als auch Mitarbeiter aus den Fachbereichen das Wissen der externen Partner erlernen sollen. Die Vorteile sind eine geringere Abhängigkeit vom externen Service-Partner. Zudem werden durch die Kenntnisse Möglichkeiten geschaffen, um neue Projekte schneller, effektiver und kostengünstiger anzugehen – was die Wahrscheinlichkeit erhöht, in der Zukunft weitere erfolgreiche Projekte zu starten. Wir gehen davon aus, dass bis 2020 20 Prozent aller Unternehmen Mitarbeiter beschäftigen, die für die Überwachung und Wartung von neuronalen Netzwerken zuständig sind.
  4. KI-Lösungen müssen Transparenz und Nachvollziehbarkeit vorweisen. Durch die aktuellen Entwicklungen wird es in den nächsten Jahren möglich sein, dass eine KI genau aufzeigen kann, wie sie zu einer Entscheidung oder einem Vorschlag gekommen ist. Solange Mitarbeiter in den Anfängen eines Projektes den Grund für bestimmte Schritte oder Analysen nicht nachvollziehen können, entsteht auch kein Vertrauen in die Richtigkeit der Analysen, was wiederum den Wert der Implementierung schmälert. Bei unseren Gesprächen und den Umfragen wurde deutlich, dass gerade bei den Systemen, bei denen genau nachvollziehbar war, wieso etwas passiert, die Akzeptanz durch die Mitarbeiter höher war. Dies steigert natürlich auch den Wert für das Unternehmen.

Im Ganzen zeigt sich, dass die ersten Schritte mit Künstlicher Intelligenz in der Praxis nicht gleich die großen Sprünge und die komplette Transformation des Unternehmens bedeuten. Es kommt eher auf den stetigen Einsatz in vielen kleineren Einzelanwendungen an, die Unternehmen, die bereits heute KI einsetzen, zum Erfolg führen.