Uwe Hauck

hat Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz studiert. Heute ist er Senior Software Engineer bei einem IT Dienstleister.

Meine 10 Megatrends der nächsten zehn Jahre

Anstatt an die Trends 2012 wagt sich silicon.de-Blogger Uwe Hauck an eine Prognose, die versucht, das weiterzudenken, was heute bereits technisch möglich ist.

Da wir dem Jahresende entgegen gehen und es dann immer wieder Zeit wird, dass sich die Fachmagazine mit ihren Prognosen über die Trends der nächsten Jahre auszustechen versuchen – hier mal meine Prognose, die eher versucht, das weiterzudenken, was heute bereits technisch möglich ist.

1. Senior IT:

Wir erleben alle den demographischen Wandel, hier sehe ich den Wachstumsmarkt der nächsten Jahre. Technologien, die älteren Menschen helfen, ihr Leben nicht nur zu meistern, sondern mit Komfort zu leben, werden boomen. Seien dies bionische Erweiterungen wie die Exoskelette, um auch Menschen mit Gehbehinderungen ihre Mobilität zu erhalten oder Unterstützungs- und Überwachungssysteme für Vitalfunktionen, die es auch bei schwereren Erkrankungen ermöglichen, weiterhin in den eigenen vier Wänden zu wohnen

2. Intelligente Häuser:

Immer mehr IT wird sich nahtlos in das Haus der Zukunft integrieren. Von Sensoren, die abhängig von Außentemperatur aber auch von der An- oder Abwesenheit der Bewohner die Temperatur, Beleuchtung etc. regeln bis hin zu Ferndiagnosesystemen, die den “Status” des Hauses aufs Mobiltelefon bringen, um zum Beispiel von der Ferne die Heizung zu regeln oder Funktionen wie die Jalousien fernzusteuern. Das Haus wird durch neue Integration in ein gemeinsames Hausnetz intelligenter, in dem die Steuerung der Verbraucher im Haus dynamisch nach den Bedürfnissen der Bewohner und den Jahres- und Tageszeiten geregelt werden kann.

3. Das Ende des klassischen “Mobiltelefons”:

Auch wenn immer noch viele Stimmen sagen: “So ein Smartphone ist doch ein Spielzeug, das brauch ich nicht.” Wie so oft wächst eine Generation heran, die sich diese Frage gar nicht mehr stellt, für die ein “normales” Mobiltelefon schlicht zu funktionsarm ist und die die Möglichkeiten der Smartphones, sei es Navigation, Kommunikation, Social-Media-Interaktion oder auch Location Bases Services, aktiv nutzt.

Auch der Festnetzanschluss wird stark an Nutzern verlieren, denn wer mobil ins Netz geht, braucht oft keinen Festnetzzugang mehr, zumal wir in den nächsten Jahren einen verstärkten Ausbau der breitbandigen Mobilzugänge erleben werden, einerseits getrieben vom Kundenwunsch andererseits von der Industrie, die nach und nach die Chancen der Location Based Services für gezieltes Marketing erkennt.

4. Die Verschmelzung von Buch und EBook:

Rogner&Bernard und Haffmanns und Tolkemitt haben es gerade angekündigt und ich bin sicher, andere werden folgen. Nach und nach wird das EBook an die Stelle des Paperbacks treten und wer ein Hardcover kauft, erhält die EBook-Ausgabe quasi als Dreingabe dazu.

Die EBooks werden sich in weiten Teilen der Bevölkerung etablieren, wünschenswert vor allem im Bildungssektor, wo sie dazu führen könnten, dass die Schulranzen der Kinder deutlich leichter werden und die Kosten für die Materialausstattung deutlich sinken.

5. Neue Formen der Arbeit, weg vom 9-17 Uhr Job am festen Schreibtisch im Büro:

Eine These, die ich schon seit einiger Zeit propagiere. Nicht für alle Arbeitnehmer, aber in einer sich immer mehr verstärkenden Wissensgesellschaft für immer mehr Arbeitnehmer wird der Ort, an dem sie arbeiten irrelevant. Es werden sich Mischformen herausbilden aus Heimarbeit und Bürojob. Konzepte aus den Coworking Spaces werden auch in den klassischen Büros Einzug halten. Denn es werden neue Aspekte wie Energieeinsparung zum Tragen kommen, wenn sich mehrere Mitarbeiter einen Büroschreibtisch teilen können und einen Teil der Arbeit nicht zur Arbeit fahren müssen, weil sie von zuhause online Zugang haben.

Auch werden sich neue Jobprofile entwickeln, so etwa das des angestellten Beraters, der seine Skills nicht nur dem eigenen Unternehmen, sondern in dessen Auftrag auch anderen anbietet. Mikrojobs werden versteckten Talenten die Chance auf einen Nebenerwerb geben, wir werden mobiler arbeiten, ohne gleichzeitig mehr pendeln zu müssen und damit mehr Ressourcen zu verbrauchen.

6. Collaborative Consumption:

Produkte zu teilen, beginnt gerade als Konzept Fuß zu fassen. Car Sharing sei hier nur genannt oder Mitfahrdienste wie flinc.org. Doch ‘Collaborative Consumption’ als “teilen statt kaufen” ist noch in vielen weiteren Bereichen denkbar. Von Gartengeräten bis hin zu Küchenutensilien gibt es in jedem Haushalt viele Gerätschaften, die einmal gekauft nur noch verstauben. Es wird verstärkt durch die technischen Möglichkeiten des Internet zu einem Aufblühen von Nachbarschaftsplattformen kommen, in denen jeder seine Leihprodukte anbieten und andere Produkte leihen kann.

Generell wird es einen Trend zur virtuellen Community von Gleichgesinnten geben, die sich gegenseitig bei bestimmten Fragestellungen helfen. Wobei im Gegensatz zu Chatforen hier der direkte Austausch von Diensten oder Hilfen im Vordergrund steht.

7. Social Business und Work Life Integration:

Auch wenn Gewerkschaften und Betriebsräte das sicher als Bedrohung sehen werden: Die Grenze zwischen Arbeit und Privat wird zunehmen verschwinden. Es entstehen hier völlig neue Herausforderung für den Einzelnen und die Unternehmen, hier eine Integration zu erreichen, die sowohl die Interessen der Firma in Richtung Umsatz und Effizienz als auch die Interessen der Mitarbeiter mit Blick auf ausreichend Privatleben und Wahrung der Gesundheit bzw. Schutz vor Stress und Burnout zu erlangen. Aber auch durch die neuen Formen der Arbeit mit zunehmender Mobilität und Unabhängigkeit von Ort UND Zeit wird sich hier einiges wandeln und eine stärkere Vernetzung beider Lebensbereiche stattfinden. Hier eine gesunde Balance zu finden, wird eine der großen Herausforderungen für Mitarbeiter wie für die Personalabteilungen der Unternehmen.

8. Roboter werden alltäglich:

Damit sind nicht zwangsläufig humanoide Roboter gemeint, aber intelligente Haushaltshelfer, wie sie schon heute in der Form von Roboterrasenmähern und Roboterstaubsaugern in Privathaushalten Einzug halten, werden in Zukunft auch in anderen Bereichen Dienstleistungen übernehmen. Wenn man nach Japan blickt, sind die Perspektiven gerade auch in der Pflege vielfältig.

9. Bionik als neue Schlüsseltechnologie:

Die Medizin wird sich im Bereich der Bionik stark weiterentwickeln. Exoskelette, Implantate, die es bislang bereits ermöglichen, dass Blinde wieder Formen und Schattierungen erkennen, werden sich weiterentwickeln. Es wird möglich sein, bislang unheilbare Behinderungen zwar nicht zu heilen, aber das Leben mit der Behinderung deutlich zu vereinfachen.

10. Makerbots für jedermann:

Bislang eher eine exotische Erscheinung werden sich in zukünftigen Haushalten gerade für die Produktion einfacher Gebrauchsgegenstände 3D-Printer, sogenannte Makerbots etablieren. Da nach meiner Prognose die Preise drastisch sinken werden, kann sich in Zukunft jeder neben seinem Drucker oder gar als Multifunktionsgerät und Ersatz eines einfachen Druckers einen Makerbot leisten. Damit ist es jedem Privatmann in begrenztem Maß möglich, einfach Produkte für den täglichen Bedarf wie Tassen, Gläser oder ähnliches selbst zu produzieren. Durch die Weiterentwicklung der Technologie werden die möglichen Objekte komplexer werden. Hier gilt es zu beobachten, welche neuen Möglichkeiten in den 3D-Druck noch integriert werden.



  1. Megatrends?
    was sin denn das für MEGA-Trends Das kenne ja sogar ich schon seit 10 Jahren. Neu ist das alles nicht. Wieso nicht Health-Watch von (derzeit) Apple? Cloud-Applikationen..und und und. Schade, offenbar derzeit kein Thema bei Silicon. Schaut mal bei Gizmodo rein!

    Gruß palef

  2. Glashaus ?
    Apple ??? und Cloud ??? und ? und ? und ? und ? und ? und ???
    @Palef: Irgendwie lese ich da nichts außer ‘und’ !

    Ein altes deutsches Sprichwort sagt:
    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen !

    Wie wahr, wie wahr.
    Kritik: OK! aber ohne eigenen Substanz: Nein!

    Eine Birne