Detlef Eppig

Detlef Eppig ist der Allrounder bei Verizon: Er ist sowohl Deuschlandchef als auch Director Network Operations für Zentral- und Osteuropa. Nicht nur deshalb zählt Eppig zu den "alten Hasen" der Branche.

SDN und MPLS – das Beste aus beiden Welten

nternehmen transformieren derzeit ihre Netzwerke, um die Möglichkeiten von SDN und neuen Technologien wie IoT und KI zu nutzen. Darauf basierend geht das Gerücht umher, dass MPLS zu einer überflüssigen Technologie wird. Dem ist jedoch bei weitem nicht so.

Zusammen mit Virtualisierung und Automatisierung versprechen Software-definierte Netzwerke (SDN – Software Defined Networks) eine deutliche Verbesserung von Geschäftsabläufen durch flexibel nutzbare Netzwerkressourcen mit zentralisierter Steuerung. Zudem führt SDN eine neue Ebene der Skalierbarkeit und Flexibilität im Netzwerkmanagement ein, da die Routing-Steuerelemente von den Datenweiterleitungsaufgaben getrennt werden.

SDN Software Defined Networking (Bild: Shutterstock)

SDN hat bereits jetzt dazu beigetragen, Netzwerkarchitekturen mit kostengünstigeren Breitband- und öffentlichen Internetverbindungen zu erweitern, um eine hybride Vernetzung zu ermöglichen. SDN ersetzt jedoch nicht den Bedarf an höherwertigen MPLS-Verbindungen, wie einige Over the Top (OTP)-Netzanbieter glauben machen wollen. SDN wird für das Traffic Management und die Sicherheit auf MPLS angewiesen sein, denn diese Eigenschaften machen die Vorzüge von MPLS-Netzwerken aus.

Neue Datenverkehrsmuster sind im Entstehen

Die neuen technologischen Entwicklungen wie Mediastreaming, Social Media und die verstärkte mobile Nutzung führen zu riesigen Datenmengen, die aufgrund von IoT-, KI- und Edge-Computing noch weiter anwachsen werden.

Daher sind Aspekte wie Skalierbarkeit, Sicherheit und Netzwerk-Performance unentbehrlich. Zudem ist das Datenaufkommen in Netzwerken nicht prognostizierbar, da zahlreiche Datenquellen, die über private und öffentliche Cloud-Infrastrukturen sowie Datenzentren verstreut sind, den Datenfluss noch zusätzlich antreiben.

Bei Unternehmen, die zum Betrieb ihrer Netzwerke mehrere Anbieter nutzen, rücken die Grenzen der Skalierbarkeit sowie Sicherheitsbedenken deutlich stärker in den Vordergrund. Die Sicherheitsrichtlinien und -lösungen unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. So bieten zum Beispiel OTP-Netzwerkprovider Sicherheit auf Ebene des Anwendungslayer, denn das verwendete Netzwerk gehört ihnen nicht. Da verschiedene Bestandteile der verwendeten Netzwerke von unterschiedlichen Serviceanbietern gesteuert werden, sind die von ihnen bewegten Daten beim Überqueren von Netzwerkgrenzen anfälliger gegen Verletzungen. Im Gegensatz dazu kann ein Anbieter, dem die zugrundeliegende Netzwerkinfrastruktur gehört, ein sicheres Netzwerk entwerfen, das den Anforderungen des Unternehmens entspricht.

Den Datenfluss intelligent ausgleichen

Damit Unternehmen das Optimum aus ihrer Investition in SDN herauszuholen, sollten sie sich für einen Provider entscheiden, der MPLS für kritische Anwendungen und Standorte anbietet und Breitband lediglich ergänzend für weniger kritischen Datenverkehr nutzt. Netzwerkprovider, die gleichzeitig Eigentümer des zugrundeliegenden Netzwerks sind, können solide Schutzvorkehrungen gegen die immer häufiger vorkommenden Formen von Cyberangriffen, wie DDoS (distributed denial of service), Ransomware und Zero-Day-Bedrohungen, bereitstellen.

Außerdem benötigen Unternehmen heute smarte Netzwerke, die dem Datenaufkommen anhand der verwendeten Anwendungen Prioritäten zuordnen, sowohl am Point-of-Entry als auch dort, wo die Daten das Netzwerk wieder verlassen. Intelligente Netzwerke priorisieren jede Anwendung und teilen ihr eine jeweils angemessene Bandbreite zu. Zum Beispiel unterscheidet das Netzwerk zwischen Audio- und Videoanwendungen, die eine höhere Priorität als das gelegentliche Surfen im Internet erfordern.

Diese verfeinerte Herangehensweise an das Ausbalancieren des Traffics ist über öffentliche Internet-Anbindungen nicht möglich, wohl aber durch die Zusammenarbeit mit einem Provider, der private MPLS-Verbindungen anbietet und diese rund um die Uhr mit Blick auf Performance, Skalierbarkeit und Sicherheit überwacht.

Die Kombination macht den Unterschied

SDN und andere Netzwerktechniken verändern die Architektur und den Betrieb von Netzwerken, aber sie ersetzen nicht die Funktionalität, die MPLS bietet. Beide Technologien werden nebeneinander existieren, und tatsächlich wird SDN die Art und Weise, wie Netzwerke betrieben werden, komplett verändern. SDN bietet jene dringend benötigte Flexibilität und Skalierbarkeit, mit der Unternehmen ihr Serviceangebot nach Bedarf hoch- oder runterfahren können. Doch anstatt MPLS-Netzwerke zu verdrängen, wird SDN in vielen Fällen MPLS für das Sicherheits- und Traffic-Management benötigen.

Wer also mit SDN sein Netzwerk modernisieren möchte, sollte einen Provider wählen, der die Steuerungs- und Kontrollfunktionen von SDN mit den Möglichkeiten von MPLS verbindet.