Dr. Michael Pauly

ist Senior Consultant bei T-Systems. Gerne betrachtet er IT-Trends durch die Brille eines Non-Digital-Native.

Verkehrte Welt im Cloud-Zeitalter

silicon.de-Blogger Dr. Michael Pauly macht sich Gedanken über die “römische Cloud”, das “Prä-Cloud-Zeitalter” und stellt fest: Man kann halt nicht alles gleichzeitig haben. Auch nicht in der Cloud.

Cloud Computing bewegt und verändert. Und das nicht nur bei uns. Das habe ich in der vergangenen Woche auf der “2nd Cloud Computing & Virtualization Conference” in Budapest gesehen. Was soll ich sagen: die Punkte und Themen, die diskutiert wurden, sind die gleichen wie bei uns. Sie sehen, auch auf dieser Ebene greift die cloudsche Standardisierung ;-).

Eines fiel mir jedoch besonders auf. Cloud Computing scheint einige “ehernen Grundsätze” der IT außer Kraft zu setzen. Früher, das heißt im Prä-Cloud-Zeitalter galt immer: je höher die Verfügbarkeit von IT-Systemen, desto größer sind auch die Kosten, die auf mich zu kommen. Das ist auch plausibel. Denn, wenn ich Redundanz in den Systemen sowie den Standorten habe und dazu noch Software und Personal, die das ganze managen, dann kostet das eben ein wenig mehr.

Doch wie sieht es heute aus? Immer günstigere Cloud-Services, zu einer höheren oder zumindest vergleichbaren Verfügbarkeit, wie in der klassischen Welt. Haben wir früher etwas falsch gemacht? Ändert Cloud auch diese Regeln? Sozusagen ein neues Cloud-IT Gesetz?

Mitnichten. Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen. Die meisten Cloud-Anbieter arbeiten nach dem Jahrhunderte alten Grundsatz der “römischen Cloud”: divide et impera – teile und herrsche. Hier werden die Daten, Services und all das, was dazu gehört, einfach über die ganze heute bekannte ;-) Welt verteilt. Der Rest ist Statistik. Denn es ist sehr sehr unwahrscheinlich, dass alle Standorte, die meine Services liefern, gleichzeitig nicht mehr zur Verfügung stehen, oder? Eben: teile und herrsche ;-).

Also doch kein neues Cloud-IT Gesetz. Damit wird das Bild dieser doch etwas “verkehrten Welt” wieder klarer für mich. Ich muss, um die gewünschte Verfügbarkeit zu bekommen, einfach nur alles ein wenig weiter verteilen. Was natürlich auch dem Cloud-Gedanken sehr entgegenkommt. Als Nutzer muss ich dann nur abwägen, ob ich das so auch wirklich will oder ob es für mich wichtig ist, genau zu wissen, wo sich meine Daten befinden. Dann sind jedoch meist die Kosten ein wenig höher. Man kann halt nicht alles gleichzeitig haben. Auch nicht in der Cloud.

Mein Fazit: Schauen Sie genau hin und entscheiden Sie dann, was Sie benötigen. Ob eine kostengünstige und gleichzeitig hohe Verfügbarkeit ohne (genau) zu wissen wo sich meine Daten befinden oder wissen, wo alles ist – dafür aber zu etwas höheren Kosten. Alles drei geht (in diesem Fall) nicht gleichzeitig. Aber so etwas kennen Sie ja schon aus dem realen Leben ;-).

Ihr Michael Pauly

P.S.: Auch im Juni werde ich wieder unterwegs sein. Vielleicht sehen wir uns dann auf den Technology Solution Days 2012 in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf oder München. Sprechen Sie mich an. Ich freue mich auf Ihre Meinung zur Cloud und Ihr Feedback zu unserem Blog.