HP kauft sich SOA-Intelligenz

Mit dem Zukauf von Mercury Interactive hat sich Hewlett-Packard für SOA-Aufgaben positioniert. Die neue Softwarestärke dürften IBM, aber auch CA und BMC zu spüren bekommen.

Dafür will Hewlett-Packard (HP) 4,5 Milliarden Dollar ausgeben. Das ist die größte Akquisition, die unter dem neuen Chef Mark Hurd getätigt wurde; seine Vorgängerin Carleton Fiorina unterzeichnete den Kaufvertrag für die IT-Firma Compaq im Jahre 2001. Hurd hingegen wolle bei “kleineren Akquisitionen” bleiben, sagte er in einem Conference Call. Und auch die dürften sich im Softwarebereich finden. Hurd gab sich zuversichtlich, dass HP nun zu einem Konzern geworden sei, dessen Softwaregeschäft Achtung gezollt werden müsse.

Schließlich gilt HP mit dem hinzugekauften Portfolio des Herstellers von ‘BTO Enterprise’ als neues Software-Kraftwerk, das sich eigentlich nur noch mit IBM messen muss. Mercury stellt Software für Enterprise Resource Planning sowie Service und Software Management her, mit dem die Kunden Softwareprojekte aufsetzen, ihre Software verwalten und selbst angepasste Lösungen überprüfen können. All dies gibt HP auch die Möglichkeit, im jungen Geschäft mit serviceorientierten Architekturen (SOA) seine Spuren zu hinterlassen. Analysten wie Charles King von Pund-IT begrüßten vor allem diesen Aspekt. HP fülle hier eine Lücke und positioniere sich für die Softwarezukunft richtig und strategisch, sagte er.

Der Zukauf von Peregrine Systems vergangenes Jahr brachte schon einige neue Kompetenzen in Sachen Software-Management an Bord. Das Unternehmen HP blieb dadurch aber immer noch die Hardware-orientierte Company, die sie seit den 70er Jahren ist. Doch jetzt ist die Breite und Tiefe an Produkten und Wissen erreicht, die HP für die Rolle als neuer Software-Gigant braucht.

Dieser Aspekt füge sich nahtlos in die Softwarepalette von HP ein, sagte King. Und mit ihm sind weitere Analysten davon angetan, dass es zwischen den Firmen nur ganz wenige überlappende Bereiche gebe, die zurechtgestutzt werden müssten. Das soll sich auch auf die üblichen Stellenkürzungen nach einem Zukauf und somit auf die Mitarbeitermotivation vor allem der 3000 neuen HPler auswirken, sagte IDC-Analyst Stephen Elliott. Mercurys CEO Tony Zingale bleibt zumindest an Bord.

Mit Mercurys in jüngster Zeit etwas trudelnden Finanzfragen hat HP keine Probleme. Die 1989 gegründete Firma, die im Jahr 2004 einen Umsatz von 686,07 Millionen Dollar bei einem Nettoeinkommen von 53,78 Millionen Dollar ausgewiesen hatte, ist die Zahlen vom Jahr 2005 noch schuldig. Mehrere Manager sind außerdem entlassen worden und müssen sich jetzt Klagen der Börsenaufsicht stellen, weil sie Optionsscheine zum Vorteil der Firma rückdatiert hatten. Dieses Problem haben neben Mercury auch andere Silicon-Valley-Firmen, so auch Brocade, wie kürzlich bekannt wurde.

Bei Mercury sollen aber gründliche interne Untersuchungen und die Tatsache, dass der Konzern mit 70 Millionen Dollar ein Vermögen für Anwälte und Wirtschaftsprüfer ausgab, alles geklärt haben. So zeigte sich HP nach ebenso gründlicher Durchsicht der Bücher zufrieden. Auf den Kauf und die erwarteten Gewinne mit dem Unternehmen sollen die Fehler der Vergangenheit keinerlei Auswirkungen haben.

HP hat vor, sein Softwaregeschäft als neue Nummer Zwei am Markt für Anwendungsverwaltung gründlich aufzupumpen. Mercury-Software soll in die Produktfamilie ‘OpenView’ und die Management-Bausteine integriert werden. Hurd sprach davon, dass es nunmehr möglich sei den jährlichen Umsatz der neuen Abteilung mit 2 Milliarden Dollar zu veranschlagen. Bis zum Jahr 2008 soll das kombinierte Geschäft eine Umsatzsteigerung von 10 bis 15 Prozent bringen, für die operative Profitmarge veranschlagt HP 20 Prozent mehr. Allerdings steht noch viel Integrationsarbeit vor den beiden Firmen, sagten Mark Hurd und Tony Zingale. Dann allerdings könnte sich Hurds Versprechen an die Kunden erfüllen, dass sie durch die integrierte Produktpalette und den Einkauf aus einer Hand Geld und Zeit sparen.