Antikorruptionsverein droht Siemens mit Ausschluss

Wenn Siemens beim Thema schwarze Kassen weiterhin so wortkarg und wenig kooperationsbereit bleibt, droht der Rausschmiss aus der Antikorruptionsorganisation Transparency International.

Im Dezember läuft eine Frist für den Konzern ab, dessen Mitgliedschaft wegen eines früheren Korruptionsfalls in Italien bereits seit Mitte 2004 ruht. Erfüllt Siemens bis zum Ende des Jahres nicht die Transparenzanforderungen des Vereins hinsichtlich des aktuellen Korruptionsvorwurfs, könnte das Unternehmen ausgeschlossen werden.

Laut der Tageszeitung Die Welt ist die Zahl der in die Siemens-Affäre Involvierten inzwischen auf 50 Personen angstiegen. Meistens stammten die Beschuldigten aus der Festnetzsparte Com. Neben Untreue wird wegen des Tatbestandes der Bestechung ermittelt. Seit Wochen sickern Informationsbrocken durch, die die Staatsanwaltschaft aufhorchen lässt. Dabei geht es um ein System geheimer Kassen, die der Konzern am Staat vorbei geführt haben soll. Die Ermittler gehen von Schmiergeldern in Höhe von 30 Millionen Euro oder mehr aus. Sogar das Büro des Chefs Klaus Kleinfeld wurde bereits durchsucht.

Transparency International kann ein solches Mitglied nicht schützen. “Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass ein Unternehmen bei uns Mitglied wird und trotzdem aktiv Korruption betreibt”, sagte Transparency-Vorstand Peter von Blomberg gegenüber dem Handelsblatt. Siemens zeige keinerlei Kooperationsbereitschaft.

Ab nächster Woche will der Siemens-Aufsichtsrat handeln und die interne Korruptionskontrolle verschärfen. Ob das gelingt, bleibt fraglich. Denn “große Marken neigen dazu, Skandale auszusitzen, sich kurz zu schütteln und so zu tun, als ob nichts wäre”, sagte Peter Littmann, ehemaliger Chef von Hugo Boss, der heute internationale Unternehmen in der Markenführung berät. Die Masche ziehe heute aber nicht mehr, weil der Anwender nicht mehr nur auf das Produkt schaue, sondern auch den Ruf der Firma in seine Kaufentscheidung miteinbeziehe.

Außerdem bedeutet die Mitgliedschaft besonders in den USA eine Art Zulassungsbescheinigung zum Markt, gibt ein Experte zu bedenken. Bei Transparency rausgeflogen zu sein, könnte heißen, dass die Auftragsbücher dünner werden.

Unterdessen hat Siemens zugegeben, dass es tatsächlich ein Geheimkonto gibt. Einem Bericht von Spiegel Online zufolge reichte der Konzern Klage gegen einen einstigen Griechenland-Manager ein, der Geld von dem Konto für unbekannte Zwecke verwendet haben soll. Es geht um Millionenbeträge, von denen Siemens schon seit längerem wusste. Warum die Klage erst jetzt erhoben wurde rechtfertigt das Unternehmen damit, dass interne Untersuchungen zunächst abgeschlossen werden mussten. Beobachter können sich aber auch vorstellen, dass es sich bei dem verklagten Manager eher um ein Bauernopfer handelt, um vom großen Ganzen abzulenken.