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IT-Transformation im Wandel

Die digitale Transformation avanciert 2019 zu einem „Must have“ im Gegensatz zu einem „Nice to have“, wenn sich Unternehmen in ihren Märkten zukunftsfähig aufstellen wollen. Keine der in der Vergangenheit umgesetzten Transformationsprozesse ist allerdings auch nur annähernd so komplex wie der Wandel, der heute mit der Cloudifizierung einhergeht.

Um die aktuellen Veränderungsprozesse effektiv voranzutreiben, müssen sehr viel mehr Interessenvertreter innerhalb einer Organisation in Entscheidungen involviert sein als jemals zuvor. Die Transformation betrifft heute längst nicht mehr nur denjenigen Geschäftsbereich, der beispielsweise eine neue Software einführen möchte. Wird eine Cloud-Lösung evaluiert, gilt es auch IT- Netzwerkinfrastruktur-Teams zu involvieren, ebenso wie die IT Security-Abteilung und die Rechtsabteilung mit Datenschutzbeauftragten. Und ganz nebenbei muss in einem ersten Schritt die Geschäftsleitung vom ROI der modernen Transformation mit einer langfristigen Sicht auf den Nutzen an Bord geholt werden. Die disruptiven Kräfte der digitalen Transformation zu meistern ist wahres Teamwork!

Mathias Widler, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de ist Regional Vice President & General Manager, Central EMEA bei Zscaler (Bild: Zscaler)

Viele langgedienten IT-Experten haben jedoch Schwierigkeiten damit, sich der Transformation zu stellen. Sie haben im Laufe ihrer Karriere schon verschiedene Veränderungszyklen begleitet, so dass sie nun vielfach zögern, sich ebenfalls dem digitalen Transformationsprozess zu stellen. Ihre Zurückhaltung ist verständlich, da sich der aktuelle Wandel erheblich von früheren Umstrukturierungs- oder Modernisierungswellen unterscheidet. Der Reifegrad der Transformation sowie deren Themen und Treiber haben sich im Laufe der Zeit angepasst und die Geschwindigkeit, mit der die Cloud heute in Unternehmen Einzug hält, ist nie dagewesen. Wenn sich die IT-Abteilung der Transformation allerdings nicht aktiv annimmt, laufen Unternehmen Gefahr, dass Mitarbeiter außerhalb der IT diesen Part übernehmen.

Mitarbeiter fordern Flexibilität und Mobilität

In den frühen Transformationswellen wurden nach der elektrischen Schreibmaschine der Computer eingeführt, ausgelagerte Mitarbeiter wieder zurück ins Unternehmen integriert, es wurde vom Mainframe zum Thin Client gewechselt und von Nearshore zu Offshore. Ziel war oft schnelle Kosteneinsparung. Diese Initiativen der Vergangenheit hatten jedoch ebenso oft keine langfristigen Auswirkungen. Heutzutage ist die technologische Landschaft so weit gereift, dass punktuelle Anstrengungen der Veränderung für schnelle Erfolge nicht mehr ausreichen.

Durch den Einsatz neuer Technologien ist die IT-Welt eine ganz andere geworden. Im digitalen Zeitalter treiben unterschiedlichste Kriterien den Wandel voran. Ein entscheidender Faktor ist die heutige Arbeitswelt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung des War for Talents in einem hart umkämpften Arbeitsmarkt, und müssen demnach überlegen, wie sie mit einer modern gestalteten Arbeitsumgebung junge Talente als Mitarbeiter gewinnen können. Denn auch die Art und Weise, wie die Menschen heute arbeiten wollen, hat sich gewandelt. Flexibilität und Mobilität prägen das Bild eines modernen Arbeitsplatzes und Mitarbeiter wollen die Möglichkeit haben, im Büro, von zu Hause oder vom Café um die Ecke aus zu arbeiten.

Die digitale Transformation bedient genau diese Nachfrage nach Flexibilität und Mobilität der Belegschaft. Die Cloud ermöglicht den Mitarbeitern von verschiedensten Standorten aus zu arbeiten und mit den unterschiedlichsten mobilen Geräten auf ihre erforderlichen Anwendungen und Daten zuzugreifen, egal ob diese in der Wolke oder im Rechenzentrum vorgehalten werden. Unternehmen profitieren von der Flexibilität der Cloud bei Expansionsplänen oder Firmenübernahmen, da sich noch nie so leicht neue Standorte und Niederlassungen eröffnen/schließen ließen, wie im Zeitalter der Wolke, in der die Anschaffung und Implementierung von Hardware der Vergangenheit angehören.

Der Wechsel in die Cloud verdeutlicht, wie sich die Transformation im Laufe der Zeit verändert hat. Als Business Enabler zwingt die Cloudifizierung Unternehmen, ihre gesamten Technologie-Ökosysteme grundlegend zu überdenken und nicht nur nach kurzfristigen Kosteneinsparungen zu streben. Da sich die Geometrie des Netzwerks mit dem Umstieg auf Cloud-basierte Anwendungen ändert, müssen unzählige andere Stellschrauben angepasst werden. Haben die Mitarbeiter beispielsweise das Unternehmensnetz verlassen und wurden Anwendungen in die Cloud verlagert, geht dem IT-Team der Überblick über die Datenströme verloren und die Sicherheitsinfrastruktur muss angepasst werden. Die Transparenz über das gesamte Unternehmensnetzwerk sowie der Datenverkehr mit allen angebundenen Geräten ist heute wie früher entscheidend für die Verteidigung von Firmengeheimnissen vor Cyberkriminellen.

Das traditionelle Sicherheitsmodell zwingt den gesamten Datenverkehr durch das zentrale Rechenzentrum und deren Sicherheits- und Zugangskontrollen am Perimeter. Cloud-basierter Traffic kann dementsprechend nur dann auf Malware untersucht werden, wenn die Datenströme zu und von den Anwendungen in AWS und Azure über die Unternehmenszentrale umgelenkt werden. Ein solches Szenario geht allerdings nicht nur mit einer komplexen Konfiguration einher, sondern führt nicht selten zu einer eingeschränkten Benutzererfahrung mit der Zugriffsgeschwindigkeit und Bedienungsfreundlichkeit. Darüber hinaus explodieren MPLS-Traffic und -Kosten in der Folge und verhalten sich kontraproduktiv zum Einsparungsziel!

Hier wartet also das nächste Aufgabenfeld, das es im Zuge der Digitalisierung zu bewältigen gilt. Es beginnt mit der Anpassung der Netzwerkinfrastruktur, die lokale Internet-Übergänge für jede Niederlassung ermöglicht, um den Mitarbeiter den schnellen Zugriff auf seine Anwendungen in der Cloud zu gewährleisten, und geht weiter mit Internetsicherheit und der Anpassung der Richtlinien für die Zugriffsverwaltung.

Cloudifizierung verlangt auch nach Sicherheit aus der Cloud

Wenn sich Anwendungen nicht mehr physisch im Unternehmensbereich befinden, sondern in der Cloud gespeichert sind, ist meiner Meinung nach ein perimeterbasierter Sicherheitsansatz nicht mehr sinnvoll. Die mobile Belegschaft verstärkt den Bedarf an einer neuen Lösung, die die Vorteile der heutigen Technologie nutzt und in der Lage ist, Risiken zu kontrollieren und gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit zu berücksichtigen. Wenn die Anwendungen in die Cloud verlagert werden, ist Cloud-basierte Internet-Security die logische Konsequenz, um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.

Die Komplexität der digitalen Transformation bringt zweifelsohne Herausforderungen mit sich, vor der die IT-Entscheidungsträger nicht zurückschrecken dürfen. Wenn die Cloudifizierung Einzug halten soll, tun Unternehmen gut daran, ganzheitliche Strategien zu entwickeln und nicht nur punktuelle Anpassungen vorzunehmen, die kurzfristig Kosten sparen. Setzen Unternehmen ganzheitlich auf die digitale Transformation, werden sie mittelfristig auch die gewünschten Kostensenkungen erzielen können.

Redaktion

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