Dell lacht sich AMD an

Was die Spatzen bereits von den Dächern pfiffen, ist jetzt amtlich. Dell lockert die Bindung an Intel und setzt künftig auch auf AMD-Chips.

Das kündigte Dell-CEO Kevin B. Rollins während einer Telefonkonferenz mit Analysten an. Danach soll AMDs Opteron-Chip noch in diesem Jahr in einem High-end Server zum Einsatz kommen. Intel bleibe jedoch ein “großartiger Partner” und liefere nach wie vor die Mehrzahl der Prozessoren, sagte Rollins.

Der Dell-Chef wurde von den Analysten befragt, warum Dell lange gezögert habe, AMD-Chips zu verwenden. Man habe beobachtet, was die Kunden wollen, entgegnete Rollins. “AMD war sehr erfolgreich, deshalb nutzen wir jetzt AMD-Chips.”

Rollins Ankündigung beendet jahrelange Spekulationen. Dell hatte mit einem Zick-Zack-Kurs selbst zur Verwirrung beigetragen. So kündigte Rollins im November 2004 eine AMD-Produktlinie an – was er im März 2005 wieder dementierte.

Die Phantasien wurden zudem angeheizt, als der Hersteller ab November 2005 in seinem Online-Shop Modelle des AMD-Chips ‘Athlon 64’ anbot. Eine Zeitung meldete, Dell verhandle mit taiwanesischen Zulieferern über die Produktion von AMD-basierten Rechnern – was Dell bestritt.

In Dells neuem Schritt sehen Analysten einen Versuch, das schlingernde Firmenschiff wieder auf Kurs zu bringen. Am 8. März hatte der Hersteller eine Gewinnwarnung ausgegeben. Im ersten Quartal 2006 erzielte Dell nach eigenen Angaben einen Nettogewinn von 762 Millionen Dollar. Dieser lag im ersten Quartal des Vorjahres weitaus höher – bei 934 Millionen Dollar.

“Der Wettbewerb war schärfer als erwartet”, begründete Rollins das Minus. Scharfe Konkurrenz kommt vor allem von Hewlett-Packard. HP offeriert seit gut zehn Jahren AMD-basierte Lösungen – und bietet den Kunden nach der Meinung von Analysten damit mehr Auswahl in Sachen Leistung und Preis.
 
Ob Dell jetzt wieder an Boden gewinnen kann, ist unter den Marktbeobachtern umstritten. Es sei für Dell “zu spät, um vom Opteron zu profitieren”, sagte Laura Conigliaro, Analystin bei Goldman Sachs, der New York Times. Er glaube nicht, dass der Wechsel zu AMD Dells Probleme löse, hieß es von William Shope, Analyst bei JP Morgan. “Aber er ist ein Zeichen dafür, dass sich Dell ändern will.”