Oracle will Open-Source-Markt leerkaufen

Der Softwarekonzern interessiert sich auffällig für Zukäufe im Open-Source-Markt. Auswirkungen auf die Produkte von Oracle sind nicht ausgeschlossen.

Oracle, so scheint es, hat jetzt alle Hersteller proprietärer Software gekauft, die zu haben waren: Peoplesoft, J.D.Edwards, Siebel. Jetzt führt der Konzern Gespräche, drei erfolgreiche Anbieter von quelloffenen Lösungen – JBoss, Zend und Sleepycat – zu übernehmen.

Wie das Magazin BusinessWeek berichtet, sind die Gespräche über die Zukäufe ernsthaft und könnten für Oracle mehr als 600 Millionen Dollar schwer werden. JBoss hat den eigenen Wert demnach mit 400 Millionen Dollar taxiert, Zend seinen mit 200 Millionen Dollar, während sich Sleepycat mit Angaben zurückhält.

Vorausgegangen waren Meldungen über einen engeren Partnervertrag zwischen JBoss und Oracle. Beide CEOs würden zusammenpassen – Larry Ellison geißelt die Rivalen gerne, aber auch Marc Fleury von dem OS-Unternehmen wird langsam für seine wortgewaltigen Schläge gegen die Konkurrenz bekannt. Das serviceorientierte Modell, nach dem die Software selbst kostenlos, aber der Support kostenpflichtig ist, wäre durchaus etwas, was JBoss den Kaliforniern durchaus noch beibringen könnte – wenn man den Oracle-Kunden in Deutschland Glauben schenkt.

Gemeinsam ist ihnen jedenfalls das Vorhaben, IBM einen Teil des Marktes wegzuschnappen. Für Oracle könnte ein erfolgreicher Einkauf der drei bekannten Firmen einen Schlag gegen IBM bedeuten. Immerhin hatte Big Blue einige Zeit darauf verwendet, sowohl die eigenen Produkte durch die Ideen einer teilweise unabhängigen Entwickler-Community anzureichern, als auch selbst Open-Source-Technik zu entwickeln und zuzukaufen. Beide Konzerne bieten – IBM zuerst, dann auch Oracle – Gratis-Versionen ihrer Datenbanken für Einsteiger an. Die neuen Kaufgespräche führt Oracle aber vor allem für den Middleware-Bereich.

Jedoch käme mit den JBoss-Produkten viel Middleware-Wissen und eine treue Kundschaft unter Entwicklern und Unternehmen weltweit ins Haus. PHP-Expertise hat Oracle bereits und umgekehrt, da Zend bereits im vergangenen Jahr seine PHP-Produkte auf Oracle lauffähig gemacht hatte. Außerdem könnte die israelische Firma einen intensiveren Kontakt zur Eclipse-Community herstellen, der Zend seit Oktober als Strategic Developer angehört.

Von Sleepycat – einer Firma, die in Deutschland noch nicht so bekannt ist und es nun wohl auch nicht mehr wird – kommt Wissen im Datenbank-Anwendungsbereich. Hier wird eine quelloffene native XML-Datenbank, die ‘Berkeley DB’ weiterentwickelt, für die nach Unternehmensangaben mehr als 200 Millionen Anwendungen existieren und die beispielsweise sogar Googles Single-Sign-On-Dienste antreibt

Vor den Zukäufen verschlankt sich der Konzern aber noch einmal – und zwar auch im Middleware-Bereich: 2000 Stellen sollen bei der CRM- und der Fusion-Entwicklung, im Backoffice-Bereich sowie beim nichttechnischen Marketing wegfallen. Diese vor allem aus den Reihen der alten Oracle-Angestellten. Oracles Co-President Safra Catz sagte, die 2000 Stellen sollten nicht von den 4700 Siebel-Angestellten, die neu dazugekommen sind, abgezogen werden, sondern von der Gesamtzahl von 57.000 Stellen, die der hungrige Konzern jetzt insgesamt hat.

Auf der Speisekarte steht hingegen nicht die Firma SourceLabs. Die Hersteller einer geprüften und zertifizierten quelloffenen Infrastruktursoftware hat einstweilen nur eine Partnerschaft mit dem Giganten geschlossen. In diesem Rahmen sollen die Kunden von Oracles Middleware-Produkten aus der ‘Fusion’-Reihe auf die Open Source Java Development Frameworks von SourceLabs zugreifen können. Besonders attraktiv ist dabei die Zertifizierung des sogenannten SASH-Stacks, die SourceLabs für Oracle-Kunden vorgenommen hat: Darunter versteht die Firma Apache Struts, Apache Axis, Spring Frameworks und den Query-Dienst Hibernate. Diese Werkzeuge sind jetzt für die Lauffähigkeit unter Oracles Middleware zertifiziert. So fing es mit JBoss auch an …