iPad 2: Erdbeben zieht Lieferengpässe nach sich

Zuerst war vor allem die Automobilindustrie betroffen, jetzt erreichen die Folgen der Erdbeben-Katastrophe in Japan auch zunehmend die IT-Branche. Als einen der ersten großen Konzerne könnte es Apple spürbar treffen. Analysten erwarten Lieferengpässe beim iPad 2 und liefern eine detaillierte Begründung.

Die US-Marktforscher von IHS iSupply haben genau nachgerechnet: Mindestens fünf Komponenten des neuen Tablet-Computers von Apple kommen von japanischen Herstellern, deren Produktion durch das Erdbeben zum Teil beeinträchtigt wurde. Bei einigen Bauteilen könne Apple zwar auf andere Hersteller aus Korea oder den USA ausweichen, bei mindestens einem sei dies jedoch nicht ohne Weiteres möglich, sagten die Analysten.

Auch die leistungsstarke, ultradünne Batterie könnte sich nach Angaben der Experten zum Problem entwickeln. Die aus drei Zellen bestehende Batterie sei so ausklügelt gearbeitet, sagt IHS-Analyst Wayne Lam, dass nur Apple Japan als Hersteller infrage komme. Die Zellen würden vermutlich bei Foxconn in China zusammengebaut werden, weshalb die Gesamtbatterie mit “Made in China” gekennzeichnet wird. Sollten die Nachschub- und Transportengpässe in Japan anhalten, so Lam, dürfte es Apple schwerfallen, in nützlicher Frist einen anderen Batteriehersteller zu finden.

Ähnlich heikel dürfte eine Alternative für das Spezialglas der iPad-Bedienungsfläche zu finden sein, das laut IHS von der japanischen Asahi Glass hergestellt wird. Gleiches gilt für den eingebauten Kompass der japanischen AKM Semiconductor. Ein Ersatz sei kaum auf die Schnelle zu finden, da der Kompass auf die elektromagnetischen Felder der im iPad eingebauten Chips abgestimmt ist.

Das iPad 2 wurde erst am 11. März in den USA auf den Markt gebracht und war in vielen Geschäften schon nach dem ersten Wochenende ausverkauft. Wegen der hohen Nachfrage müssen Interessenten bereits jetzt Wartezeiten von zum Teil mehreren Wochen in Kauf nehmen.

Möglicherweise haben die jetzt prognostizierten Lieferengpässe mit den Chipherstellern zu tun. Ein Fünftel der weltweiten Chips kommen aus Japan. Rund 40 Prozent aller Flash-Speicherchips, die bei Handys, Tablets und Computern zum Einsatz kommen, werden in dem asiatischen Inselstaat produziert

Apple will sich zu allfälligen Versorgungsproblemen nicht äußern. Zuvor hatte der Konzern angekündigt, dass das iPad 2 in Tschechien rund einen Monat später als geplant auf den Markt kommt. Neuer Termin für den Verkaufsstart ist jetzt der 25. April. Tschechien gehört wie Deutschland zu den insgesamt 26 Ländern, wo Apple am 25. März das iPad 2 in den Handel bringen wollte. Erste Beobachter halten es deshalb für möglich, dass auch deutsche Kunden länger als geplant auf den neuen Apple-Tablet warten müssen. Bislang ist das aber reine Spekulation.