ERP für das iPad und JavaFX 2.0 auf der Oracle OpenWorld

Oracle hat nicht nur die neue Version von JavaFX vorgestellt und einen Ausblick auf Java 9 gegeben, sondern auch ein vollwertiges ERP-System auf das iPad gehoben. Und vielleicht war die Veröffentlichung des CRM On Demand Release 19 Innovation Pack der Grund, um Salesforce CEO Marc Benioff wieder von der Oracle Open World auszuladen.

Auf der JavaOne, die parallel zur Oracle OpenWorld (OOW) in San Francisco stattfindet, hat Oracle unter anderem das neue JavaFX 2.0 vorgestellt, mit dem sich Rich Client Applications erstellen lassen. Die neue Version zielt vor allem auf Datenintensive Unternehmensanwendungen ab. Ursprünglich aber ist JavaFX, zumindest im Consumer-Bereich ein Konkurrent zu Microsoft Silverlight und Adobes Flash. Mit Version 2.0 können jetzt Rich Clients allein in Java geschrieben werden und es lassen sich auch 3D-Grafiken damit umsetzen.

Neues gab es auch rund um Java 9, das den Multicore-Support und die Verarbeitung von großen Datenmengen verbessern soll. Oracle entwickle derzeit an einer neuen Java Virtual Machine und vergrößert derzeit den Speicher-Support, um “Big Data” besser verarbeiten zu können. Weitere Punkte sind Multitenancy, was das Zusammenspiel mehrerer verschiedener Anwendungen verbessern soll.

Zunächst steht aber erst einmal Java 8 an. Hier, im Projekt Lambda, arbeitet man derzeit daran, den Multicore-Support von Java zu verbessern. Java SE 8 (Standard Edition) wird nicht wie geplant 2012 veröffentlicht, sondern erst 2013. Und mit der nächsten Veröffentlichung von Java EE sollen die Cloud-Fähigkeiten der Enterprise Edition verbessert werden.

Und so zeigte Oracle JavaFX-Anwendungen auf Apples iPad und einem Google-Android-Tablet. Und das obwohl Apple Dritttechnologien wie Java oder Flash auf dem iPad nicht zulässt. Doch diese Technologie sei noch im Entwicklungsstadium. Vermutlich basierte diese Präsentation auf dem Next Generation Oracle Application Development Framework Mobile, eine Erweiterung des Oracle Application Development Framework, das die Entwicklung von Java-basierten mobilen Anwendungen vereinfachen soll.

Dass Oracle Java auf Android bringt, ist ebenfalls relativ ungewöhnlich, streitet sich Oracle doch mit Google wegen angeblicher Urherberrechts- und Patentverletzungen.

Ein paar Straßen weiter hat Oracle auf der Hausmesse OpenWorld noch eine Version von JD Edwards EnterpriseOne für iPad vorgestellt. Dem Konzern zufolge handelt es sich um das erste Software-Paket für Enterprise Resource Planning (ERP), das auf Apples Tablet läuft. Die iPad-Version enthalte “applikationsspezifische Gesten, um Interaktionen intuitiv und effizient zu gestalten”. Kunden, die EnterpriseOne 8.12 oder 9.0 einsetzen, können die Mobile-Fähigkeiten aktivieren, indem sie EnterpriseOne Tools Release 8.98.4.5 als Teil ihres Wartungszyklus herunterladen.

Larry Ellison macht sich auf der OOW vor allem für 'Engineered Systems' stark. Quelle: Oracle
Larry Ellison macht sich auf der OOW vor allem für ‘Engineered Systems’ stark. Quelle: Oracle

Eine zusätzliche App heißt Field Service Work Order und steht EnterpriseOne-9.0-Kunden zur Verfügung. Zielgruppe sind Techniker, die mobil arbeiten müssen. Deshalb gibt das Programm Zugriff auf Handbücher, Dokumentationen und Google Maps.

“Die Kunden wollen nicht für viel Geld angepasste Anwendungen entwickeln, um überall und immer auf wichtige Geschäftsdaten zugreifen zu können”, sagt Lyle Ekdahl, der Vizepäsident und General Manager für Oracles Bereich JD Edwards. Diese Lücke habe man mit der ersten ERP-Suite für Apples iPad geschlossen. Oracle habe die Zahl der notwendigen Touch-Interaktionen reduzieren können, indem es die passende Touchscreen-Tastatur für Datenfelder einblende.

Weder bei dieser Präsentation, noch bei seiner eigenen Keynote konnte der Salesforce.com-CEO Marc Benioff dabei sein. Einst waren die beiden gute Freunde, aber jetzt, so Benioff, soll Larry Ellison persönlich dafür gesorgt haben, dass Benioff nicht als Sprecher auftreten dürfe.

Larry lädt Marc aus. Quelle: CNET
Larry lädt Marc aus. Quelle: CNET

In einem Twitter-Post erklärt er: “Larry hat meine Keynote abgeblasen. Hütet Euch vor der falschen Cloud!” Benioff hatte seine Keynote schließlich kurzerhand in ein anderes Hotel verlegt. Vor Oracle heißt es, dass man aufgrund des großen Besucherandrangs einige Präsentationen umbuchen musste. Benioff aber war nicht in der Lage, den neuen Termin wahrzunehmen.

Neben Oracle Solaris 11, das für November angekündigt ist und für Cloud-Umgebungen optimiert wurde, päsentierte Oracle auf der umfangreichen Hausmesse auch das konfigurierbare “PeopleSoft HCM 9.1 on Demand Standard Edition” sowie das “CRM On Demand Release 19 Innovation Pack”. Nachdem am Vortag bereits zahlreiche neue Appliances vorgestellt wurden.

Ansonsten bemühte man sich, wieder etwas Porzellan zu kitten, das der Oracle-CEO Larry Ellison mit seiner Aussage zerbrochen hatte: “Es ist mir egal, ob unser Commodity x86-Business auf null sinkt.” Schließlich verdiene Oracle kein Geld mit Intel-Servern. Sun habe solche Dinge verkauft und wir lassen dieses Geschäft auslaufen.”

John Fowler muss auf der OpenWorld einiges gerade rücken. Quelle: Oracle
John Fowler muss auf der OpenWorld einiges gerade rücken. Quelle: Oracle

Auf der OpenWorld hatte dann John Fowler, Head of Oracles Systems Business, die Aufgabe, das wieder ins rechte Licht zu rücken. Es sei nicht der Fall, dass Oracle sich aus dem x86-Geschäft zurückziehen wolle. “Larry hat einige ‘interessante’ Kommentare zu Intel gemacht, dass ihm nicht sonderlich am Intel-Server-Business gelegen sei”, so Fowler. Das habe natürlich, zu “einigen Anrufen in meinem Büro gesorgt.”

Der springende Punkt aber sei der Ausdruck ‘commodity’ gewesen. Auch weiterhin werde Oracle x86-Server bauen und als Bausteine in größeren Systemen wie der Exadata Database Machine nutzen. Intel sei bei Oracle eine Grundlage für ganze Systemfamilien. “Woran wir allerdings weniger interessiert sind, ist das großformatige x86-Server-Business, um darauf zum Beispiel das Windows-Betriebssystem laufen zu lassen. Unser Wert liegt im Enterprise-Computing.”

Ähnliche Verwirrung wie Ellison hatte auch Michael Dell gestiftet, als er als Vorredner von Fowler erklärt hatte: “Dell ist kein PC-Hersteller.” In seinem weiteren Vortrag stellte er jedoch die Vorzüge heraus, die das PC-Business für Dell mit sich bringe.