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Fujitsu gibt Entwarnung: PC-Fertigung geht weiter

Um den japanischen IT-Riesen Fujitsu hatten sich in den letzten Monaten ein paar Fragezeichen versammelt. Die betreffen vor allem die PC-Produktion. Fujitsu ist gehört zu den wenigen Herstellern, die ihre Workstations, PCs und Notebooks noch selbst bauen. Das Fujitsu-Werk in Deutschland ist das letzte verbliebene große PC-Werk eines internationalen Herstelles in Deutschland. Zwar kommen die Komponenten logischerweise aus China oder Taiwan, doch konstruiert, zusammengebaut und getestet werden die Rechner immer noch in Augsburg.

Das Werk steht sozusagen unter Denkmalschutz. Nicht nur deshalb ein Thema, das gerade in Deutschland interessiert. Deshalb war das Gerücht, Fujitsu werde seine PC-Sparte an Lenovo verkaufen und sich künftig auf Software-Lösungen und Dienstleistungen hierzulande einige Schlagzeilen wert.

Fujitsu will “tief einsteigen ins Beratungsgeschäft und in die digitalen Geschäftsmodelle der Kunden”, so Rolf Werner, Head of Central Europe bei Fujitsu (Bild: Fujitsu)

Fujitsu bestätigte immerhin, dass es Gespräche mit Lenovo über eine Zusammenarbeit gibt. Das PC-Geschäft schwächelt bekanntlich seit Jahren und weltweit. Alle Daten von Marktforschungsinstituten wie IDC und Gartner weisen Quartal für Quartal sinkende PC-Umsätze aus. Es gab also eine gewisse Nervosität rund um das PC-Werk in Augsburg. Auf dem Fujitsu-Forum in München hat der japanische IT-Riese seine Strategie für die nächsten Jahre erklärt.

PC-Produktion in Augsburg

Auf dem Fujitsu Forum in München konnte das Unternehmen diese Woche nun Entwarnung geben. Zumindest teilweise. Überbracht wurde die gute Nachricht von Top-Manager Rolf Werner, Head of Central Europe und Vera Schneevoigt, Senior Vice President. Schneevoigt leitet das internationale Produktgeschäft und damit auch das Werk in Augsburg.

Zwar gebe es Sondierungen zwischen Fujitsu und Lenovo. Dabei geht es um eine “globale strategische Zusammenarbeit im PC-Geschäft”. PCs werden aber weiterhin Teil des Fujitsu-Portfolios bleiben. Genauer gesagt, die ganze Palette an Endgeräten, angefangen von Thin Devices über Workstations und PCs bis hin zu Notebooks werden weiterhin von Fujitsu angeboten werden. Dementsprechend soll auch der Kundendienst “unverändert bestehen bleiben” und die Zusammenarbeit mit Channel-Partnern ebenso, verkünden die beiden Fujitsu-Manager.

Forschung und Entwicklung statt PC-Herstellung?

Die Niederlassung in Augsburg, stolz tituliert als “das modernste Computerwerk Europas” bleibt also auf absehbare Zeit erhalten. Allerdings ist das Werk laut Vera Schneevoigt längst “mehr ein Campus” als eine Produktionsstätte. Denn hier findet ein Gutteil der Entwicklungsarbeit für neue Produkte statt. Allein die Entwicklungsabteilungen Augsburg hat circa 200 Mitarbeiter.

Vera Schneevoigt, Senior Vice President bei Fujitsu (Bild: Fujitsu)

Das kann man unter Umständen auch als ein versteckten Hinweis darauf sehen, dass das Schicksal der eigentlichen PC-Produktion in Augsburg auf lange Sicht durchaus gefährdet sein könnte. Lenovo und Fujitsu könnten sich beispielsweise darauf einigen, dass auch die Fertigung der PCs und Notebooks beispielsweise in China erfolgen könnte.

Fujitsu wäre dann zwar nach wie vor für die Vorgabe der Spezifikationen und würde seine Markenlogo draufkleben, doch die Fertigung für diese Produkte wäre dann möglicherweise nicht mehr in Augsburg. Dort werden übrigens auch kundenindividuelle Server und Storage-Systeme hergestellt – eine Aufgabe, die man sicher nicht in weit entfernte Länder verlagern möchte, da hier Geschwindigkeit ein wesentliches Plus ist.

Auch in Zukunft soll es PCs, Notebooks und Workstations von Fujitsu geben. Das Foto zeigt das Werk in Augsburg. (Foto: Fujitsu)

Eine explizite Garantie für den langfristigen Fortbestand der Hardware-Produktion im Augsburger Werk wollte Schneevoigt jedenfalls nicht geben. Derzeit sind offenbar noch Gespräche zwischen Lenovo und Fujitsu über die Zusammenarbeit im Gange. Die sollen jedoch “in den nächsten Wochen abgeschlossen und unterschriftsreif sein”, wie Fujitsu-Chef Duncan Tait ankündigte.

Start der Cloud-Plattform K5

Sicher ist, dass der japanische IT-Riese sein Geschäftsmodell in Zukunft noch stärker auf die Bereiche Software, Lösungen, Beratung und Services konzentrieren wird. Dazu gehört in erster Linie der Start der Cloud-Computing-Plattform K5 in Deutschland. K5 gehört zur Digital-Business-Plattform MetaArc und soll Unternehmen dabei helfen, auf Cloud-Dienste umzusteigen und diese mit bestehenden IT-Umgebungen zu verknüpfen. Entsprechende Rechenzentren sollen in Deutschland stehen.

Duncan Tait, Head of EMEIA and Americas, auf dem Fujitsu Forum 2016 in München (Bild: Mehmet Toprak)

K5 ist dem Hersteller zufolge die einzige Cloud-Plattform, die über OpenStack die Möglichkeit bietet, die digitale Transformation mit allen Cloud-Modellen in Angriff zu nehmen. Im Interview mit silicon.de erklärte Fujitsu-CTO Joseph Reger Ende Oktober bereits: “Wir betrachten es als Alleinstellungsmerkmal, dass unsere Cloud Services auf OpenStack basieren. Damit wird beispielsweise die Kombination einer Private Cloud mit On-Premise-Systemen viel schneller und einfacher als mit anderen Cloud-Architekturen.”

Fujitsus Pläne für die digitale Transformation

Auch abgesehen von den Nachrichten rund um das Werk in Augsburg stehen die jüngsten Fujitsu-Ankündigungen ganz im Zeichen der digitalen Transformation. Neben Technologien für Cloud Computing wird Fujitsu sich verstärkt auf die zukunftsträchtigen Themen Internet auf Things (IoT) und Künstliche Intelligenz konzentrieren. Intensiviert werden soll auch der Bereich Sicherheit. Forschung und Entwicklung hierzu findet übrigens in Augsburg statt.

Keine Überraschung sind die Schwerpunkte in Fujitsus Geschäftsmodell: Künstliche Intelligenz, Cloud, Big Data, Internet auf Things, Sicherheit – und ganz viel Beratung. (Grafik: Fujitsu)

Die große Richtung des Unternehmens versuchte Fujitsu-Manager Duncan Tait (Head of EMEIA and Americas) zur veranschaulichen. Ein Schlüsselwort in seiner Keynote lautete “Digital Disruption”. Als Beispiel hierfür nannte er Unternehmen wie Uber, Airbnb und Whats App. die hatten in überfallartiger Geschwindigkeit den Markt mit einem neuen Geschäftsmodell überrollt, und Mitbewerber in enorme Bedrängnis gebracht.

Die Angst der Unternehmen

Bei solchen Nachrichten dürften viele IT-Verantwortliche in Deutschland sehr hellhörig werden. Nach einer von Fujitsu bei Censuswide in Auftrag gegebenen Studie machen sich viele Firmenchefs Sorgen um die Zukunft ihres Unternehmens. 92 Prozent denken, dass sie ihr Unternehmen in Zukunft noch besser auf die Digitalisierung einstellen müssen und 52 Prozent glauben, dass es ihr Unternehmen in fünf Jahren “in seiner derzeitigen Form vermutlich gar nicht mehr geben wird”.

Als Ursache für den rasanten Wandel gelten in erster Linie die Kunden und die Mitbewerber. Nur zwölf Prozent der Befragten glauben, ihr Unternehmen stünde selbst “an der Spitze des digitalen Wandels”. Trotz des in der Branche gern zur Schau gestellten Optimismus wünschen sich satte 33 Prozent, “sie wären von diesem Phänomen verschont geblieben”.

Fujitsu-Werk Augsburg

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Fujitsu-Werk Augsburg
Silicon.de hat sich einen Tag im Augsburger Fujitsu-Werk umgesehen. Die Japaner produzieren dort Mainboards, PCs, Workstations, Notebooks, Server und Speichersysteme. (Bild: Fujitsu)

Viel helfen werden solche Wünsche nicht, die Unternehmenslenker werden in Zukunft verstärkt darauf angewiesen sein, leistungsfähige und flexible IT-Plattformen für den eigenen Betrieb zu installieren. Für einen solchen schnell sich wandelnden, unberechenbar dynamischen Markt will Fujitsu seine Kundschaft fit machen, unter anderem mit Cloud Angeboten wie dem oben erwähnten K5. Aber auch intensivere Beratung und die Auseinandersetzung mit dem Geschäftsmodell der jeweiligen Kunden sollen dazu beitragen.

Ultramobile Notebooks und kabelloser Arbeitsplatz

Wer nun auch angesichts des Trends zu Software und Beratungsdienstleistungen trotzig weiter auf neue Fujitsu-Hardware hofft, für den hielten die Japaner auf dem Fujitsu Forum ein paar Hightech-Trostpflaster bereit.

So wurde die Studie eines kabellosen PC-Arbeitsplatzes vorgestellt. Kabellos heißt in diesem Falle wirklich kabellos, denn es gibt nicht einmal ein Netzkabel. Alle Geräte laden sich via Induktion auf dem Schreibtisch auf. Ein ausführlicher Bericht hierzu folgt in den nächsten Tagen auf silicon.de.

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Zudem hat Fujitsu neue Notebooks vorgestellt. Die Rechner der Lifebook-Serie werden unter anderem erstmals um ein 12,5-Zoll-Gerät der Kategorie “ultra-mobile” ergänzt, das sich an Business-Anwender richtet. Sie kommen im Januar auf den Markt und lassen sich in ganz unterschiedlichen Konfigurationen bestellen.

Neuigkeiten wie diese, sowie Vorträge, Workshops und die umfangreiche Ausstellung von neuen Produkten haben in diesem Jahr 14.000 Besucher aus 83 Ländern angezogen. Sie alle hoffen, dass sie an der richtigen Stelle stehen, wenn die mächtige Welle der Digitalisierung heranrollt.

Redaktion

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