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Es gibt kein richtiges Ausstrecken in der falschen Badewanne

Was ich damit meine: Unter dem Blickwinkel, eine IT-Infrastruktur besteht aus Servern, Applikationen, Daten, Netzwerken und Client-Endgeräten, sind die Kontra-Argumente der Betroffenen richtig. Der Preis dafür ist die bekannte Problematik, dass viele große Unternehmen unter der Kostenexplosion des IT-Betriebes leiden. Geld, was ansonsten in Neuerungen investiert werden könnte, fließt in Wahrheit in den laufenden Betrieb und wird z.B. für Standardisierung oder Optimierung ausgegeben. Daher wundert es nicht, dass die erreichten Kostensenkungen eher im unteren einstelligen Prozentbereich liegen, während die jährlichen Mehrausgaben durch Sicherheit, Managen der Komplexität und Inkompatibilitäten deutlich höher sind. Die Kostenschere geht auseinander. Run-the-business-Kosten steigen exponentiell an, auch ohne Unternehmenswachstum.

Dazu kommt: je mehr Sicherheitshürden, Standardisierung und “Optimierungskürzungen” eingeführt werden, desto träger wird die gesamte IT-Landschaft, desto weniger kann sie der Entwicklung des Business folgen und – und das ist ein wichtiger Aspekt – desto unzufriedener werden die Endanwender. Apropos Endanwender, sie bringen eine Art private IT-Kultur ins Unternehmen, die von Agilität und Einfachheit geprägt ist und damit im krassen Gegensatz zur Standardisierung, Kontrolle, Sicherheit, Darf-nicht-, Geht-nicht-, Kann-nicht-Kultur steht. Die nur deshalb aufrecht erhalten werden muss, weil sonst das “IT-System” des Unternehmens als Ganzes nicht funktioniert. Was wäre, wenn ein neuer Blickwinkel eingenommen werden würde? Was wäre, wenn wir aus unserer Zulass/Geht-nicht-Philosophie plötzlich eine “yes, we can”-Bewegung machen würden? Das würde konkret bedeuten, die IT ganz anders zu verstehen als bisher. Daten und Applikationen würden in einem oder auf wenige zentrale Datenzentren verteilt liegen und Business-Anwender würden darauf verschlüsselt über adäquate Netzwerk-Medien zugreifen. Geschlossene Client-Netzwerke und die damit einhergehenden Instandhaltungskosten adé. Jedes iOS und Android Device beweist, man kann sich mit überschaubarem Risiko direkt im Internet bewegen, ohne die vielschichtige Mauer an nicht steuerbaren (und deshalb oft unwirksamen) Sicherheitsbarrieren eines modernen Unternehmens-Notebooks.

Ich glaube nicht daran, dass es gelingt, den BYOD-Ansatz einfach im bisherigen Gesamtgefüge der Unternehmens-IT einzupflanzen, es gibt eben “kein richtiges Ausstrecken in der falschen Badewanne”. Umdenken tut Not. Aber was tun?

Der Umbau von komplexen Unternehmensapplikationen und Serverarchitekturen ist nicht einfach und auch nicht günstig. Deshalb muss er über Jahre geplant und ausgeführt werden. Es geht um ein mittelfristiges strategisches IT-Ziel, an dem sich alle IT-Projekte orientieren müssen.

Für eine Übergangsphase helfen Applikationen wie Citrix XenApp oder MS-RDS (Remote Desktop Services) die Windows-Client-Applikationen in die zentralen Data-Center zu legen. Das kann allerdings nur eine vorübergehende Zwischenlösung sein.

Ist es zu gewagt, zu behaupten, dass sich die komplexen Unternehmensapplikationen mit ihren unterschiedlichen, aber integrierten 285 Funktionen in 73 verschiedene schlanke Apps für jeden Business-Prozess des Unternehmens auflösen werden? Und dass sie einfache HTML5-Interfaces haben werden und auf iOS/Android/Metro/Linux/ etc. gebaut werden können? Was benötigen wir dazu? Mut, den Weg einzuschlagen und mit dem bisherigen Arbeitsauftrag zu brechen.

Dann natürlich einen Plan für den Umbau der aktuellen Daten- und Applikationslandschaft in eine echte Web-Service-fähige Cloud-basierte Landschaft. Einen Plan für die App-Entwicklung mit klarer Architektur. Eine Übergangslösung à la XenApp, mit der Windows-Client-Applikationen zentral verwaltet auf allen möglichen Client-Plattformen dargestellt werden können. Und last but not least den Bruch mit der Kaufvorgabe der Client-Rechner.

Silicon-Redaktion

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  • Grosses Fragezeichen
    Mir ist nicht klar geworden, was der Author eigentlich sagen möchte.
    Nur eines: BYOD bedeutet die Unterstützung vieler Geräte. Beliebiger Geräte.
    Das kostet immer Geld! Egal welche stadardisierten Normen ich verwenden möchte.
    Fehler in Betriebssystemen, Treibern usw. wird es immer geben.
    Und das heisst es funktioniert auf einem Gerät und auf einem anderen eben nicht.
    Nehmen Sie z.B. Android. Lesen Sie mal die User-Kommentare. App funktioniert auf Samsung, aber nicht auf Motorola usw.
    Ein OS, verschiedene Ergebnisse.
    Das wird auch immer so bleiben. Standards hin, oder her.

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