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Mit der Cloud das Datenwachstum beherrschen

Noch vor wenigen Jahren diskutierten IT-Verantwortliche, ob eine Cloud-First-Strategie überhaupt sinnvoll ist. Mittlerweile erkennen immer mehr Unternehmen die Vorteile von Cloud-Services, sodass sich interne Diskussionen mit dem CIO mehr darum drehen, wie schnell sich die eigene IT mithilfe der Cloud modernisieren lässt. So sagen die Marktanalysten von Forrester Research voraus, dass mehr als die Hälfte der global tätigen Unternehmen wenigstens eine Public Cloud-Plattform nutzen werden, um die digitale Transformation voranzutreiben. Zudem erwarten die Marktforscher von Gartner, dass rund 80 Prozent der Organisationen weltweit ihre traditionellen Rechenzentren bis zum Jahr 2025 abschalten könnten.

Ein Treiber für diese Veränderung ist die digitale Transformation, durch die mehr und mehr Daten erzeugt werden. Dies macht immer umfangreichere Datenanalysen notwendig, für die neue IT-Kapazitäten benötigt werden. Somit erhöht sich auch das global verarbeitete Datenvolumen: Die Marktforscher von IDC erwarten, dass sich die weltweiten Datenmengen bis zum Jahr 2025 verzehnfachen. Die Cloud bietet den Unternehmen hierfür flexibel nutzbare IT-Ressourcen als Service, um die eigene IT-Landschaft zu erweitern. Ein wichtiges Ziel: Durch Integration bestehender und neuer Datenquellen sowie aus Analysen über bestehende Datensammlungen neue Werte zu generieren.

Die Cloud in Deutschland

Waren deutsche Unternehmen bei der Cloud-Adaption anfangs noch zurückhaltend, so zeigt sich mittlerweile ein Wandel. In einer Umfrage des Software-Anbieters Citrix gaben rund 83 Prozent der befragten deutschen IT-Entscheider an, dass die Cloud für den geschäftlichen Erfolg ihrer Organisation wichtig ist. Weiterhin belegt eine im Juni 2018 veröffentlichte Analyse des Branchenverbands Bitkom, dass bereits zwei Drittel der Unternehmen IT-Services aus der Cloud beziehen.

Allerdings positioniert sich Deutschland im europäischen Vergleich bei der Cloud-Nutzung aktuell im unteren Mittelfeld, so die Studie von Citrix. Während nur 44 Prozent der deutschen Unternehmen mehr als die Hälfte ihrer Daten in der Cloud ablegen, liegt dieser Wert in den Niederlanden bei 60 Prozent und in Frankreich bei 51 Prozent.

Der wesentliche Grund für die Zurückhaltung sind Sicherheitsbedenken bei der Speicherung von Daten außerhalb des eigenen Rechenzentrums. Wichtige Anforderungen an einen Cloud-Anbieter sind daher ein Datenstandort in Deutschland oder in einem EU-Land. Ein Report von Crisp Research zur AWS-Kundenmesse in Berlin zeigte zudem, dass Unternehmen eine lokale Vertragsgestaltung bevorzugen.

Jean-Guillaume Appert ist Senior Product Manager Cloud bei Talend. Er kam 2016 mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Produktmanagement in das Unternehmen. Zuvor leitete Jean-Guillaume die Produktlinie Application Integration von Axway. Er hat einen Master-Abschluss in Computer Engineering von der Pariser Dauphine University (Bild: Talend).

Rahmenbedingungen in Deutschland top

Die Zurückhaltung der deutschen Industrie ist wenig nachvollziehbar, denn die Rahmenbedingungen für die Cloud-Nutzung gelten in Deutschland als vorbildlich. So stellte die BSA, eine internationale Interessenvertretung von Software-Herstellern, Anfang 2018 ihre „Global Cloud Computing Scorecard“ vor. In diesem Report wurden die politischen Rahmenbedingungen für Cloud Computing weltweit verglichen. Demnach liegt Deutschland auf Rang eins der 24 untersuchten Länder, nach Rang drei im Jahr 2016. Die Studie bescheinigt Deutschland effektive Gesetze zum Schutz von E-Commerce und zur Cybersecurity sowie eine gute Unterstützung von internationalen Standards und Interoperabilität. Gleichzeitig zeigt die Analyse aber auch, dass Deutschland im internationalen Vergleich noch Nachholbedarf beim Ausbau von Breitbandnetzen hat.

Die Grundlagen für Cloud Computing schaffen

Wie aber gelingt der Start in die Cloud? Hilfe bei der Auswahl von Cloud-Providern erhalten Unternehmen zum Beispiel durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das einen „Anforderungskatalog für Cloud Computing“ entwickelt hat. Dieser ist kostenfrei auf der BSI Homepage verfügbar. Darüber hinaus scheint sich auf Anbieterseite der Markt zu konsolidieren: Laut Forrester werden sich künftig drei Anbieter den globalen Markt aufteilen und so könnten AWS, Azure und Google im Jahr 2020 auf zusammen 80 Prozent Marktanteil kommen.

Auf der technologischen Seite sollten sich Unternehmen bewusst machen, dass ein einfaches Lift & Shift bestehender Applikationen oder Daten in die Cloud nicht ausreichend ist. Insbesondere die Sicherheitsbedenken von Anwendern sollten berücksichtigt werden. Einen Lösungsansatz bietet beispielsweise eine hybride Cloud-Strategie in Kombination mit einer Datenintegrationsplattform. So ist damit möglich, kritische Daten weiterhin im eigenen Rechenzentrum zu halten und gleichzeitig eine Big Data-Strategie in der Cloud mit den übrigen oder mit anonymisierten Datenbeständen zu realisieren. Für den CIO besteht die Herausforderung weniger in der technischen Umsetzung, als vielmehr darin, für dieses Modell hausintern Unterstützer zu finden. Hier geht es also darum, Vertrauen in das vorgeschlagene Sicherheitskonzept zu schaffen und gleichzeitig die wirtschaftlichen Vorteile der Cloud-Integration aufzuzeigen.

Benötigt ein Unternehmen zum Beispiel zwei- bis dreimal im Monat aufwändige Datenanalysen, muss die IT hierfür die entsprechenden IT-Kapazitäten permanent vorhalten. Da die IT-Systeme in der übrigen Zeit nur sporadisch genutzt werden, bindet das Unternehmen hier Kapital. Bei der Nutzung von Cloud-Services hingegen wird nur die verbrauchte IT-Leistung abgerechnet und es wird kein Kapital in eigene Hardware gebunden.

IT-Services für die Fachabteilungen schaffen
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Skalierbarkeit. Bei der digitalen Transformation werden innerhalb einer Organisation immer mehr Fachbereiche auf Applikationen und Datenbestände zugreifen wollen. Die benötigten IT-Ressourcen können schnell und unkompliziert aus der Cloud bezogen werden, da die Anbieter entsprechende IT-Kapazitäten vorhalten bzw. diese zeitnah bereitstellen können. Somit unterstützt die Cloud den Trend hin zu Data Self-Services, also dem Bereitstellen von Analysemöglichkeiten für die fachlichen Mitarbeiter. Somit gelingt es IT-Managern auch das Problem der Schatten-IT wirkungsvoll zu bekämpfen, denn wenn die IT-Organisation die angefragten Services zeitnah selbst anbieten kann, besorgen sich Anwender diese nicht eigenständig bei Public Cloud-Providern.

Bei der Auswahl von Lösungen für eine Cloud-Datenintegration sollten Unternehmen darauf achten, dass die Plattform eine Zusammenarbeit von IT-Experten und fachlichen Anwendern erlaubt. Anbieter wie Talend bieten dafür eine grafische Entwicklungsoberfläche sowie zahlreiche Self-Service-Funktionen, die eine Zusammenarbeit verschiedener Experten unterstützt. So wird ein gemeinsames Verständnis von Zielen und Vorgehensweisen gewonnen und somit die Entwicklung neuer Lösungen beschleunigt.

Von anderen Experten lernen

In der Praxis haben zahlreiche Kundenprojekte gezeigt, dass ein zentraler Data Lake in der Cloud ein erster Schritt ist, um datenbasierte Projekte abteilungsübergreifend auszurollen und Vertrauen in die eigene Cloud-Strategie zu schaffen. Hierbei verknüpft eine Integrationsplattform wie die Talend Data Management Platform bestehende Datenquellen und unterstützt dabei, Datensätze zu konsolidieren und zu validieren. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Lösung muss Werkzeuge für die Sicherung der Datenqualität und für das Data Governance bieten, denn nur so entstehen Daten, die als vertrauensvoll gelten und damit einen echten Mehrwert für die Mitarbeiter ergeben. Ohne die genannten Tools entwickelt sich aus einem Data Lake sehr schnell ein Data Swamp, also ein undurchsichtiger Datensumpf.

Der große Vorteil eines Cloud Data Lakes ist die Möglichkeit, die Daten schnell wiederzuverwenden, um damit neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dies ist möglich, da die Cloud eine Trennung von Speicherung (Storage) und Verarbeitung (Compute) erfordert. Das bedeutet, dass die gleichen Daten, die zum Beispiel in Azure Data Lake Store oder AWS S3 gespeichert sind, auf vielen Hadoop-Clustern – einer Open Source-Technologie für Big Data-Analysen – gleichzeitig geladen und verarbeitet werden können, um somit neue Informationen zu neuen Fragestellungen zu liefern. Das ist eine Vorgehensweise, die mit einem traditionellen Data Warehouse nicht möglich ist, da hier Datenspeicherung und Verarbeitung eng verwoben in einem System ablaufen.

Klein starten, in großem Maßstab planen

Die Cloud versetzt Unternehmen in die Lage, mit kleinen Testprojekten zu starten. So können Mitarbeiter rasch eigene Cloud-Services nutzen und Erfahrungen mit Cloud-Technologien sammeln. Dies funktioniert schnell, unkompliziert und ohne größere Investitionen, da viele Cloud-Provider kostenfreie Testaccounts anbieten. Auch hier helfen Anbieter, die benötigten Testdaten aus bestehenden IT-Systemen in die Cloud zu laden. Je mehr IT-Experten und Mitarbeiter in solche Projekte einbezogen werden, umso schneller lassen sich erste Projekte identifizieren, die einen echten Mehrwert für das eigene Unternehmen bieten und damit den Weg in die digitale Transformation frei machen.

Darüber hinaus sollten Unternehmen ein übergeordnetes Ziel verfolgen, nämlich eine Data Journey zu starten und damit eine datengesteuerte Kultur innerhalb der Organisation zu etablieren. Dies hilft, Kunden besser zu verstehen, innovative Produkte schneller zu entwickeln und die Unternehmensstrategie rasch an veränderte Märkte anzupassen.

Redaktion

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