Categories: Management

Irak-Krieg: Internet wird Informationsquelle Nummer eins

Die Kriegserklärung von US-Präsident George W. Bush hat zu einer deutlichen Nutzungsspitze im Internet geführt. Der zweite Golfkrieg ist möglicherweise die erste weltpolitische Krise, über die sich die Bürger weltweit nicht mehr in erster Linie bei den TV-Nachrichtensendern informieren, sondern über das Web. Informationstechnik spielt aber auch bei den US-Streitkräften am Golf eine weitaus größere Rolle als nach der Kuwait-Invasion Saddam Husseins vor zwölf Jahren.

Vor allem die Websites der US-Army, des Marine Corps und die Internet-Präsenz des britischen Innenministeriums seien dem Ansturm der Anfragen nicht gewachsen gewesen, berichtet der amerikanische Web-Dienstleister Keynote Systems. Teilweise seien nur 70 Prozent der Requests beantwortet worden, army.mil sei in Spitzenzeiten nicht unter einer Minute aufzurufen, heißt es.

Yahoo meldete eine dreimal so hohe Nachfrage, bei msnbc.com ist es nach eigenen Angaben mehr als doppelt so viel Traffic gewesen. Die Amerikaner fütterten die Suchmaschinen in den Abendstunden nach Bushs Rede an die Nation mit den Begriffen “Irak” und “Saddam Hussein”. Die Wissbegierde war sogar so groß, dass besonders häufig eine “Weltkarte” nachgefragt wurde.

Nach den Berichten über gezielte Falschinformationen aus dem Pentagon und den Vorwürfen an die US-Medien, sie würden einseitig berichten, sind Informationen aus Bagdad besonders gefragt. Derzeit ist nur ein Internetnutzer bekannt, der seine Website unter dem Namen “Salam Pax” mit Informationen beschickt. Weil er das populäre Online-Publishing-Tool ‘Blogger’ von Pyra Labs verwendet, wird er als letzter “Blogger von Bagdad” bezeichnet. Allerdings sei der Zugang zum Web sehr instabil, schreibt Salam Pax.

Auf eine schlechtere Qualität der Dienste müssen sich möglicherweise auch die Nutzer des satellitengestützten Navigationssystems GPS (Global Positioning System) einrichten. Denn wie schon im ersten Golfkrieg vor 12 Jahren rechnen die Experten damit, dass die US-Streitkräfte, die das Satelliten-Netz betreiben, ihre Kapazitäten auf die Golfregion konzentrieren könnten. Außerdem ist es möglich, die zivil nutzbaren Signale in ihrer Qualität zu vermindern. Damit wäre eine exakte Bestimmung des eigenen Standpunkts beispielsweise für die irakischen Streitkräfte nicht mehr möglich.

Das Pentagon hat schon im Vorfeld betont, die US-Streitkräfte würden erstmals einen “vernetzten Krieg” führen: Alle beteiligten Einheiten sollen zu jedem Zeitpunkt über wichtige Informationen aus dem Hauptquartier verfügen können. Allerdings wollen die Amerikaner nach eigenen Angaben erstmals auch Bomben einsetzen, die mit hochenergetischen Mikrowellen die Kommunikations-Infrastruktur im Irak zerstören können. Ob die eigene IT vor den Auswirkungen sicher abgeschirmt werden kann, wird von vielen Experten bezweifelt.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

EM 2024: Fußballfest für Cyberangriffe

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nehmen die Cyberbedrohungen für Sportfans zu, warnt Marco Eggerling…

7 Stunden ago

CRM: Die Qual der Wahl

Software für das Customer Relationship Management muss passgenau ausgewählt und im Praxistest an das einzelne…

8 Stunden ago

Kubernetes in Cloud-Umgebungen

Ein elementarer Bestandteil einer effektiven Cloud-Strategie ist nach erfolgter Implementierung die künftige Verwaltung des Dienstes.

3 Tagen ago

Aras erweitert seine PLM-Plattform

Die Neuerungen sollen den Digital Thread, die Low-Code-Entwicklung, die Visualisierung komplexer Baugruppen und das Lieferantenmanagement…

3 Tagen ago

Manufacturing-X: Zurückhaltung überwiegt

Eine Bitkom-Umfrage attestiert der Datenraum-Initiative des Bundes hohe Bekanntheit in der Industrie. Doch noch ist…

3 Tagen ago

Ransomware „Marke Eigenbau“

Ransomware-as-a-Service ist ein lukratives Geschäft und in den Händen professionell organisierter Gruppen. Jetzt können Kriminelle…

4 Tagen ago