Mit einer neuen Argumentationslinie will der Softwarehersteller SCO Group in seiner Klage gegen IBM punkten. So könne sich Big Blue mitnichten bei seiner eigenen Argumentation vor Gericht auf die GNU General Public License berufen. Dies geht aus einer Eingabe hervor, die SCO bei einem Bezirksgericht im US-Bundesstaat Utah einreichte. Das Gericht soll die Klage der SCO Group gegen IBM verhandeln.
Dazu sagt Johannes Loxen, stellvertretender Vorsitzender des Linux-Verbands : “Den Linux-Verband lässt das erst mal völlig kalt.” Er führt weiter aus, SCO habe ähnliche Vorwürfe gegen die GPL schon vor mehreren Monaten erhoben. “Dass sie jetzt noch einmal im großen Stil damit anfangen, zeigt ja nur, dass sie mit ihren bisherigen Klagen nicht weiterkommen”, so Loxen.
Der Lobbyist stellt angesichts der Entwicklung noch einmal klar, dass die GPL allein auf Entwickler ausgerichtet sei, die ihnen die freie Verwendung des Quellcodes garantiere. Wenn SCO jetzt also über die Haltung der Free Software Foundation (FSF) und deren Haltung zum Urheberrecht diskutieren wolle, dann habe das nichts mit der GPL an sich zu tun. Loxen: “Man kann sein Urheberrecht an Software zumindest in den USA der Open Source überantworten – während das nach deutschem Recht überhaupt nicht möglich ist. Die GPL berührt das aber nicht.”
Auch wenn der Linux-Vertreter eigentlich keinen Klärungsbedarf zwischen der GPL und US-amerikanischen oder europäischen Gesetzen erkennt, sieht er einem Prozess gelassen entgegen. “Wenn SCO das Geld hat, um solche Prozesse zu führen, dann sollen sie das nur tun.”
Momentan befindet sich der Prozess in der Phase der Beweisaufnahme, in der beide Seiten vom Kontrahenten Beweise verlangen können und ihre Argumentationen ausbreiten. Schon früher hatte die SCO Group Zweifel an der Wirksamkeit der GPL geäußert und sie schon einmal als unvereinbar mit dem amerikanischen Rechtssystem bezeichnet. In der neuen Eingabe argumentieren die Rechtsanwälte der SCO Group, dass allein die Free Software Foundation sich auf die GPL berufen und ihre mögliche Rechtswirksamkeit durchsetzen kann, weil sie als Urheber der GPL firmiere. Der Versuch von IBM, mit der GPL gegen SCO zu argumentieren, sei daher null und nichtig.
Doch auch wenn SCO mit seinen Argumenten, die sich letztlich auf den Besitz einer einzigen Lizenz und auf die Patentrechte der USA stützen, gewinnen sollte, warnen Analysten das Unternehmen vor allzu viel Überschwang. Ein herber Image-Verlust könne ein Nebeneffekt der Kampagnen von SCO sein. Gartner-Analyst George Weiss: “Für den Softwarehersteller gibt es kein Zurück mehr. Wenn SCO den Prozess gegen IBM verliert, dann werden sie sich davon nicht mehr erholen. Es geht also um alles oder nichts”.
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