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Führungswechsel bei HP-Deutschland

“Heute ist der dritte Tag meiner wiedergewonnenen Freiheit.” Mit diesen Worten begrüßte Jörg Menno Harms Journalisten, die der Einladung von HP nach Stuttgart gefolgt waren. Harms (65) übergab zum 1. November 2004 den Vorsitz in der Geschäftsführung der HP GmbH an Hans Ulrich Holdenried (53).
Harms war von 1993 bis 2000 und von November 2002 bis Ende Oktober 2004 Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen HP-Niederlassung. Nach dem ersten Ausscheiden von Harms nahm für kurze Zeit Rainer Geissel Platz auf dem Chefsessel in der HP-Deutschland-Zentrale in Böblingen. Im Februar 2001 musste Geissel den Stuhl räumen und der Aufsichtsrat präsentierte Heribert Schmitz als Nachfolger, dessen zentrale Aufgabe es war, die Fusion zwischen Compaq und HP in Deutschland in die Wege zu leiten.

Die Ausrichtung der neuen Gesellschaft gebührte dann wieder Harms, der seine freie Beratertätigkeit aufgab und für genau zwei Jahre als Vorsitzender der Geschäftsführung zurückkehrte. “Ich hatte mir vier Ziele gesteckt”, berichtet der ausgeschiedene Harms. Den Merger mit Compaq erfolgreich zu beenden, HP in Deutschland neu zu positionieren, das Management-Team aufzubauen und einen Nachfolger für sich zu suchen, zählt er auf. Mit Uli Holdenried sei auch der richtige Mann gefunden, ist sich Harms sicher.

Uli Holdenried ist ein Eigengewächs von HP. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftlehre in Regensburg trat der gebürtige Göppinger 1976 in das Unternehmen ein und begann seine Laufbahn im Finanzwesen. “Es gibt kaum einen Finanzbereich innerhalb von HP weltweit, in dem ich nicht schon gearbeitet habe”, so der neue HP-Chef.

Von 1984 bis 1991 arbeitete er sich in Genf in verschiedenen Managementpositionen im Bereich Finanzen und Administration nach oben. Anschließend wechselte er in die USA, zunächst in den Finanzbereich, später übernahm er die Leitung des Unternehmensbereichs Geschäftskunden für Nordamerika. In den vergangenen drei Jahren verantwortete Holdenried als Senior Vice President weltweit den Bereich Managed Services (Outsourcing-Dienstleistungen).

“Ich will im Geschäft mitmischen, verstehe mich als Coach, aber auch als Gesamtverantwortlicher”, verkündet Holdenried seine Strategie. Drei Punkte seien ihm wichtig und hier spiegelt sich auch sein bisheriger Werdegang bei HP. Da wäre zunächst die Kundenzufriedenheit. Im Outsourcing-Geschäft seien Kunden das wichtigste. Gelernt hat er das in seiner letzten Position. Und er verkündet voller Stolz, dass sein Verantwortungsbereich im dritten Quartal um 50 Prozent zugelegt habe. “Das schafft man nur mit zufriedenen Kunden”, ist er denn auch überzeugt.

Als zweiten Brennpunkt sieht er die Kostenstruktur: Hier zeigt sich Holdenrieds Ausbildung und langjährige praktische Arbeit im Finanzwesen. Kundenzufriedenheit ja, aber sicher nicht um jeden Preis.  Und schließlich liegt ihm die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit im Herzen: Holdenried ist Chef von 9400 Mitarbeitern in Deutschland. “Alles was ich im Unternehmen erreicht habe, habe ich der Loyalität meiner Mitarbeiter und des Managements in oberster Ebene zu verdanken”, berichtet er. Und er hat vor, das Vertrauen zurückzugeben.

Am Samstag vergangener Woche hat Holdenried noch in der HP-Zentrale in Palo Alto gearbeitet. Seit Sonntag erst ist er in Stuttgart. Sei Vorgänger Harms habe sich in den vergangenen beiden Jahren um die Konsolidierung nach dem Compaq-Merger gekümmert. Seine Aufgabe sieht er im wesentlichen darin, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. Warum er als HP-Mann nun auf dem Chefsessel sitzen würde und kein Ex-Manager von Compaq, sei völlig unbedeutet.

“Es geht hier nicht um Quoten”, so sein Kommentar. In der USA seien ehemalige Compaq-Manager in vielen Top-Positionen vertreten. Auf die Frage, wie hoch er denn die Freiheit der deutschen HP einschätze, antwortet er: “Je mehr eine Einzelperson oder eine Gruppe an Glaubwürdigkeit schafft, umso mehr Freiheiten hat er oder sie in einer Einheit.” Innerhalb der vergangenen Jahre hätte Böblingen eine sehr hohe interne Glaubwürdigkeit innerhalb des Konzers aufgebaut, so seine Meinung. Und das will Holdenried fortführen.

Silicon-Redaktion

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