Im Schatten des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in Europa, hat sich ein französischer Historiker aufgemacht, europäische Ideale zu retten. Der Chef der französischen Nationalbibliothek wendet sich dagegen, dass die US-Suchmaschinenfirma Google eine Literaturauswahl aus renommierten Bibliotheken im Internet veröffentlichen will. Dieser Buch-Kanon für bestimmte Suchanfragen werde US-dominiert sein, befürchtet er. Er fordert den Aufbau einer ebenso großen und mächtigen, europäischen Suchmaschine, die das Gleichgewicht wieder herstellen soll.
Jean-Noel Jeanneney betont dabei, dass er nichts gegen die angloamerikanische Geisteswelt an sich einzuwenden habe. Er befürchte aber, dass Amerikaner eher amerikanische Ergebnisse für die Literatur-Suchliste aussuchen würden. Und dadurch, so sorgt er sich, würde auch die spezifische Geisteshaltung der Amerikaner transportiert. Er stehe für eine Multipolarität, sagt der Wissenschaftler gegenüber Reuters.
So könne er sich beispielsweise nicht vorstellen, dass bei einer Suchanfrage die Geschichte der Französischen Revolution nur von amerikanischer Fachliteratur wiedergegeben werden solle. Dabei traue er sich zwar keine Wertung zu, ob diese Literatur besser oder schlechter als die französische sei, sie sei allerdings “nicht unsere”. Seine Ansichten haben unter den französischen Intellektuellen Widerspruch hervorgerufen, die sich mit dem Einfluss anderer – auch angloamerikanischer – Kulturen auf ihre Geisteswelt und Sprache angefreundet haben. In Zeiten des World Wide Web halten sie die Ansichten von Jeanneney für veraltet.
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