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Stuttgart kämpft mit Big Data gegen Stau

In Stuttgart startet ein auf dreieinhalb Monate angelegtes Forschungsprojekt. Fraunhofer IAO, Telefónica Deutschland und die Stadt Stuttgart wollen dabei prüfen, wie sich Mobilfunkdaten für die Verkehrsplanung nutzen lassen und in wie weit diese Daten anderen Erhebungsformen überlegen sind.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen) steht hinter dem Aktionsplan “Nachhaltig mobil in Stuttgart”. Darin werden zentrale Maßnahmen der Stadtverwaltung für die Verkehrsplanung zusammengefasst. Schließlich sollen mit den Ergebnissen Straßenbaumaßnahmen oder der öffentlichen Personennahverkehr besser planbar werden.

Population Analytics nennt die britische INRIX das Verfahren, um mit anonymisierten Mobilfunkdaten Bewegungsmuster in Städten sichtbar zu machen. (Bild: INRIX)

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO prüft in dieser Studie, ob Mobilfunkdaten eine verlässliche Datenquelle für die Verkehrsplanung darstellen. Telefónica Deutschland stellt als Forschungspartner die nötigen anonymisierten Mobilfunkdaten zur Verfügung.

Mit herkömmlichen Mitteln ist die Messung von Verkehrsströmen bislang sehr aufwändig und zum anderen können die Ergebnisse dieser Messungen die stark situationsbedingten Schwankungen häufig nicht wiedergeben. Wenn Städte genauer wissen, wo und wann sich Menschen bewegen, könnten sie bestimmte Infrastrukturmaßnahmen präziser an den Bedarf anpassen, heißt es in einer Mitteilung.

“Die exakte Messung von Verkehrsströmen in Städten ist ein komplexes Unterfangen. Unsere Studie liefert wichtige Erkenntnisse, inwieweit mobile Daten eine präzisere, effizientere und kostengünstigere Verkehrsplanung ermöglichen”, erklärt Prof. Anette Weisbecker, stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IAO.

Die Daten die jetzt herangezogen werden sollen, entstehen im normalen Geschäftsbetrieb bei Telefónica Deutschland, wenn Handys beim Telefonieren oder Surfen, mit den Mobilfunkzellen kommunizieren. Aus diesen Daten werden anonyme Bewegungsprofile erstellt. Die Anonymisierung stellt ein dreistufiges Verfahren des TÜV Saarlandes sicher. Darüber sei gewährleistet, dass keine Bezüge zu Einzelpersonen hergestellt werden können.

Über die anonymisierte Auswertung von Mobilfunkdaten will Fraunhofer Verkehrsleitsysteme optimieren.

Der Einsatz der Mobilfunkdaten für die Verkehrsplanung sei kostengünstig und auch jederzeit verfügbar. Auf diese Weise könnten auch ohne großen Aufwand große Stichproben erhoben werden.

Die Fraunhofer-Wissenschaftler analysieren zunächst mithilfe von Experteninterviews und Fallbeispielen den Status Quo der Verkehrsmessung im Allgemeinen. Diese Informationen werden mit Daten aus bestehenden Verkehrserhebungen der Region Stuttgart mit den aus Mobilfunkdaten gewonnen Erkenntnissen verglichen. Einen besonderen Schwerpunkt legen die Forscher dabei auf situationsbedingte Schwankungen, die etwa durch Großveranstaltungen hervorgerufen werden. Auf diese Weise kann das Potenzial der Datenquelle im Vergleich zu anderen Erhebungsmethoden ermittelt werden.

“Als Netzbetreiber liegen uns durch unser Kerngeschäft eine große Menge an Daten vor. Wir wollen nun von einem renommierten Institut prüfen lassen, ob wir durch die Analyse dieser anonymisierten Daten einen Beitrag zur Verkehrsplanung leisten können. Das gibt uns Impulse für weitere Projekte im Bereich der smarten Datenanalyse”, kommentiert Markus Haas, Chief Operating Officer von Telefónica Deutschland.

Telefónica Deutschland erhofft sich durch die Ergebnisse der Studie weitere Erkenntnisse für die Arbeit im Bereich Advanced Data Analytics. Das Telekommunikationsunternehmen erforscht bereits in einem Pilotprojekt in Nürnberg, inwiefern sich die Luftverschmutzung auf Basis von Mobilfunkdaten berechnen lässt. Die Ergebnisse des Fraunhofer IAO bieten einen weiteren Einblick in das Potenzial der Datenanalyse für Verkehr und Umwelt.

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Die aktuelle Studie ist Teil der ganzheitlichen Forschungsarbeit des Fraunhofer AIO rund um das Thema Mobilität. Das Institut untersucht in zahlreichen Studien, wie Menschen heute und in Zukunft mobil sein wollen. Dabei unterstützt es Unternehmen und Institutionen auf dem Weg zu neuen Geschäftsmodellen und effizienten Prozessen.

Seit 2015 bieten Telekom und T-Systems über das Tochterunternehmen Motionlogic die anonymisierte Auswertung von Mobilfunkdaten als Service an. Auch hier sieht die Telekom die Verkehrsplanung in Städten als einen beispielhaften Anwendungsfall.

Redaktion

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