Digital Recall – Sorge um die digitale Vergesslichkeit

Am letzten Wochenende war es mal wieder soweit. Ich war mir so sicher, dass ich den Zettel mit einem Buchtitel und einer Adresse auf meinen Schreibtisch gelegt hatte. Oder war es doch die Kühlschranktür? Es kann auch die Pinnwand neben dem Telefon gewesen sein. Naja, auf jeden Fall war die Notiz und damit auch die Adresse nicht mehr aufzufinden (Verloren geht bei mir nichts. Es ist nur immer eine Frage der Zeit bis es wieder gefunden wird ;-)).

Was ist zu tun? Ich erinnerte mich, dass ich vor einiger Zeit diese Information auf einer Webseite gelesen hatte. Nichts wie rein in die Cloud, eine Suchmaschine bemüht und schon … schon lief der Link ins Leere. Das kann nicht sein, dachte ich. Hat sich nun auch die digitale Welt gegen mich verschworen? Den Server gibt es noch. Andere Webseiten sind auch noch darauf vorhanden. Nur die Seite mit meiner Adresse ist nicht mehr da. Dabei vergisst das Internet doch nichts, oder?

Nicht ganz. Wie ich bei der Zeit lesen durfte. 11 Prozent digitale Informationen gehen im Internet schon mal pro Jahr verloren. Eine wichtige Frage, die sich dabei für mich stellt: “Wieso sind genau meine Informationen die ich brauche auch mit dabei?” “Gibt es nicht genug andere Dinge im Netz auf die man verzichten könnte?” Muss ich jetzt alles, was ich vielleicht noch mal gebrauchen könnte ausdrucken, um es später dann auch sicher zur Verfügung zu haben? Leidet etwa auch die Cloud unter Vergesslichkeit?

Ob es so etwas wie Cloud-Alzheimer gibt weiß ich nicht. Mir ist nur klar, dass, wenn ich ein Unternehmen habe, mir solche digitale Vergesslichkeit nicht leisten kann. Auch wenn es manchmal vielleicht hilfreich wäre ;-). Hier müssen verlässlichere Lösungen ran, damit es dann auch mit der digitalen Erinnerung klappt. Aber wie soll ich vorgehen? Soll ich die Daten mehrfach kopieren und über möglichst viele Rechenzentren verteilen?

Mmmh, das wäre eine Möglichkeit, aber der Aufwand der dahinter steht, ist nicht ohne. Denn sobald ich etwas ändere, muss ich auch alle Kopien ändern. Ganz abgesehen von vielleicht rechtliche Einschränkungen, die ich habe.

Also doch lieber mal mit dem Cloud Provider meines Vertrauens reden. Der kann mir dann kurz erläutern, wie gespeichert wird und was ich noch tun muss, damit nichts vergessen wird. Wenn ich auch sonst der Meinung bin, dass wir im Cloud-Zeitalter nicht mehr über Technik reden sollten. In diesem Fall ist es notwendig. Und das nicht nur für ein ruhigeres Gewissen. Nein, es soll auch den ein oder anderen Wirtschaftsprüfer geben, der diese Information gerne hätte.

Mein Fazit: Auch im Cloud-Zeitalter, oder vielleicht gerade dann, sind Informationen eine wichtiges Gut und dürfen nicht verloren gehen. Hierzu sollten entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, auch wenn sie recht “uncloudy” sind.

Aber das hilft mir bei der Suche nach meinem Zettel jetzt auch nicht weiter. Vielleicht sollte ich mal die Auskunft anrufen. Früher konnten die Damen und Herren mir dort schon das ein oder andere mal bei einer Adresse weiter helfen. Ich hoffe nur, dass die nicht auch wie ich bloß im Internet suchen.

Ihr Michael Pauly

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Redaktion

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