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Smart Technology: Terminator oder Star Trek?

Die Frage lautet: In was für einer Welt wollen wir leben? James Cameron hat mit seinem Film Terminator einen Klassiker der Science Fiction geschaffen. Gleiches gilt für Gene Roddenberry und das Star-Trek-Franchise. In beiden Reihen spielt Technologie eine tragende Rolle.

Die ethischen Implikationen dahinter unterscheiden sich jedoch fundamental: In Terminator ist der technologische Fortschritt die Wurzel der Vernichtung der Menschheit – bei Star Trek hingegen bildet sie die Grundlage für ein Utopia, in dem Krieg und Armut von der Erde verschwunden sind. Das Faszinierende daran ist, dass in beiden Systemen die jeweilige Entwicklung absolut logisch und konsequent ist: Diese Welten könnten entstehen, wenn künstliche Intelligenz, Robotik und so weiter sich entsprechend entwickeln. Sie zeigen damit durch spannende Geschichten, wie groß der Einfluss der Technologie auf die Gesellschaft potenziell sein kann.

Die Frage der Ethik ist aktueller denn je

Lassen wir die Zukunft für einen Moment bei Seite: Bereits mit dem heutigen Stand smarter Technologien stellen sich für unsere Gesellschaft vielfältige Fragen rund um Moral und Ethik als Wissenschaft selbiger; und tatsächlich haben wir hier eine gewisse Schwelle überschritten: Erst in den vergangenen Jahren haben wir begonnen, große und kleine Entscheidungen aus der Hand zu geben. Bis dahin war es stets Sache des Menschen, über eine Handlung zu urteilen und entsprechend zu agieren. Das hat sich geändert. Prominentestes Beispiel derzeit dürfte das autonome Fahrzeug sein, das in einer Gefahrensituation entweder den pilotierten Fahrer oder aber einen Passanten durch eine Lenkbewegung “retten” kann.

Dabei muss es gar nicht immer so plakativ und dramatisch sein. Die Thematik ist bereits virulent, bevor ein Produkt den Weg zu den Menschen gefunden hat – denn intelligente Technologien setzen sich bereits verstärkt am Arbeitsplatz durch. Immer mehr Arbeitsschritte können automatisiert erfolgen.

Das bedeutet nicht, dass in den nächsten Jahren die Leistung der Menschheit überflüssig wird: Mehr als die Hälfte der Entscheider weltweit glauben, dass intelligente Automatisierung eher zu gemischten Belegschaften als zu einem Wegfall von Jobs führen wird. Dennoch wird sich die Arbeitswelt schneller ändern, als manche erwartet haben. Das zeigt auch eine Studie des Future of Humanity Institute an der Universität Oxford.

Zwar neigt die Studie leicht zum Schreckensszenario Massenarbeitslosigkeit, aber ohne solche Ängste unnötigerweise schüren zu wollen, sollten wir uns frühzeitig mit diesen grundlegenden, eingangs angerissenen Fragestellungen beschäftigen: In welcher Welt wollen wir leben, und wie gelangen wir dorthin?

Die moralische Landkarte hat weiße Flecken

Zunächst einmal bedeutet diese Herausforderung, dass Unternehmen nicht “blindlings” losmarschieren dürfen. Nicht alles, was möglich ist, sollte machbar sein – sowohl in Sachen Belegschaft als auch Produkte und Dienstleistungen. Führungskräfte in Unternehmen müssen ihrer Verantwortung gerecht werden, indem sie sich ausführliche Gedanken über die moralischen Auswirkungen ihrer Entscheidungen machen.

Das bedeutet auch, dass sie sich entsprechende Expertise an Bord holen sollten: Dementsprechend werden Spezialisten für digitale Ethik in den kommenden Jahren sicherlich gute Berufschancen haben. Insbesondere KI verändert unser gesellschaftliches Zusammenleben grundlegend. Diese allumfassende Digitalisierung erfordert ein neues Verständnis von Verantwortung in der Wirtschaftswelt.

Unternehmen sind daher gut beraten, ein Rahmenwerk für digitale Ethik zu entwickeln. Dort sollten Themen wie Datenschutz, Vertrauen und Privatsphäre behandelt werden, ergänzt um Richtlinien zur Erfassung und Nutzung von Daten.

92 Prozent des Top-Managements sind dabei übrigens gemäß einer Avanade-Studie auch der Überzeugung, dass Unternehmen Richtlinien für ethisches Verhalten im digitalen Umfeld einführen und einhalten müssen, um erfolgreich zu sein. Allerdings haben Führungskräfte dabei noch große Herausforderungen zu bewältigen: 78 Prozent sind zum Beispiel gemäß der oben genannten Erhebung der Meinung, dass ihr Unternehmen ethische Fragen, die sich am Arbeitsplatz aus der vermehrten Nutzung intelligenter Technologien ergeben, noch nicht ausreichend bedacht hat.

Von Mensch zu Unternehmen zu Mensch

Um noch einmal die eingangs erwähnten Science-Fiction-Ideen aufzugreifen: Es ist wichtig, die neuen Technologien zuerst als Chance zu begreifen, ohne dabei die Frage nach Sinnhaftigkeit, Moral und gesellschaftlichen Auswirkungen aus den Augen zu lassen.

Unternehmen müssen daher entsprechende Expertise aufbauen, sei es intern oder durch entsprechende externe Unterstützung. Die Menschheit hatte dereinst auch Furcht vor den Auswirkungen der hohen Geschwindigkeit der Eisenbahn auf den Körper, doch darüber denkt heute niemand mehr nach. Daher darf Angst auch hier nicht unser Leben bestimmen.

Ich persönlich würde gerne in einer Welt leben, die der Utopie von Gene Roddenberry folgt, in der die Menschheit sich mit den höheren Themen des Lebens beschäftigt, forscht und Kunst betreibt – weil die Technologie sie dazu in die Lage versetzt hat.

Redaktion

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