Kein geringerer als die mächtige IBM, die noch dazu mit keinerlei Produkten im Markt für Unternehmenssoftware vertreten ist, soll von einem Jahr aufgeschreckt sein bei Oracles Ankündigung, den Rivalen Peoplesoft kaufen zu wollen. Das zumindest verrät ein internes Memo von Big Blue, das die Oracle-Anwälte am letzten Tag der Beweisaufnahme dem Gericht präsentierten.
Im Prozess um den feindlichen Übernahmeversuch von Peoplesoft versuchten die Anwälte von Oracle abermals, den Markt für Standard-Software als wesentlich komplexer darzustellen, als es die Vertreter des Justizministeriums tun. Nicht nur Oracle, Peoplesoft und SAP bestimmten die Zukunft dieses Marktes, sondern scheinbar auch Firmen, die momentan fast gar keine oder nur eine kleine Rolle spielen – wie IBM und Microsoft.
IBM hatte offensichtlich Angst davor, dass ihr das Geschäft mit Datenbanken und anderer Infrastruktursoftware sowie mit Hardware madig gemacht werden könnte. Das würde dann passieren wenn Firmen, die zu IBMs Konkurrenten gehören, zu mächtig würden. Dazu gehört offensichtlich auch Oracle mit seinen Datenbanken, Application-Servern und Middleware. “Wir müssen mehr Kontrolle über Akquisitionen in diesem Marktsegment etablieren”, heißt es in dem Memo. Das könnte beispielsweise dadurch erreicht werden, dass man sich bei bestimmten Firmen Sperrminoritäten erkaufe.
Als zu eng bezeichnete auch der letzte Zeuge der Verteidigung, der Berkeley-Professor David Teece, die Sicht des Justizministeriums. Es gehe in dem Markt nicht allein um die Anwendungen wie Personalverwaltung oder Warenwirtschaft, sondern auch um die darunter liegenden Technologien. Das würde auch die Sorgen einer Firma wie IBM erklären. Könnte Oracle Peoplesoft übernehmen, würde die Fusion besonders diesen Technologien zugute kommen. Eine breitere Anwenderbasis würde es Oracle erlauben, günstiger zu entwickeln und die Technologie voranzubringen. Würde die Fusion verboten laufe Oracle Gefahr, von mächtigeren Firmen wie IBM oder Microsoft klein gehalten zu werden.
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