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Innovationen zuhauf sollen Deutschland aus der Krise helfen

Die Bedeutung der IT-Branche in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland wird offenbar weit unterschätzt. Das erklärten jetzt übereinstimmend Experten der Frauenhofer-Gesellschaft und des Branchenverbands Bitkom. Man betrachte die gegenwärtige Situation als unbefriedigend und befürchte Nachteile für den Standort Deutschland und Europa.
“Deutschland liegt in zu vielen Rankings im Mittelfeld. Im Fußball würden wir uns damit nie und nimmer abfinden – warum beim Thema Innovationen?”, kaute Bitkom-Präsident Willi Berchtold sein aktuelles Lieblingsargument wieder. Dennoch wachse die Erkenntnis, dass Informations- und Kommunikationstechnologien nach wie vor die Schlüsselrolle für die Leistungsfähigkeit jeder Industrienation spielen.

In Deutschland hingen über die Hälfte der Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte vom Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken ab, hieß es. Mit 131 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 750.000 Beschäftigten zähle die Branche zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. IT-Technologien schafften die Grundlagen künftiger Leistungsfähigkeit. So werde zum Beispiel der Elektronikanteil an den Herstellungskosten eines Autos schon bald auf über 30 Prozent steigen.

Als positiv bewerteten die Experten die Innovationsoffensive, die Bundeskanzler Gerhard Schröder im Januar gestartet hatte. “Endlich ist das Thema Innovation dort angekommen, wo es hingehört: im Zentrum des politischen Diskurses”, so Berchtold. Länder wie die USA, Finnland, Dänemark oder auch Irland hätten bereits bewiesen, dass eine konsequente wirtschaftliche Ausrichtung auf neue Informations- und Kommunikationstechnologien Wachstum sichern könne.

Die stärksten Impulse werden in Deutschland nach Meinung der Experten von den Mobilfunk- sowie den Internet- und Online-Diensten ausgehen. Nach einem Bitkom-Branchenbarometer erwarten mehr als drei Viertel dieser Unternehmen für 2004 steigende Umsätze. Auch der Markt für Telekommunikations-Infrastruktur zeige nach drei sehr schwierigen Jahren wieder Zeichen der Erholung. Auch hier würden fast drei Viertel der Unternehmen im laufenden Jahr ein besseres Geschäft erwarten. Generell verlagere sich die Nachfrage weg von der Hardware hin zu Software und Services.

Neben der sekundären ITK-Industrie müsse Deutschland auch wieder eine starke primäre Industrie aufbauen, forderte Herbert Weber, Leiter des Frauenhofer-Instituts für Software und Systemtechnik ISST. Man müsse sich von den ausländischen ITK-Anbietern lösen und sich stärker an den Bedürfnissen der innovationsbereiten mittelständischen ITK-Industrie orientieren.

Ansonsten laufe Deutschland Gefahr seine Chancen im wieder wachsenden Markt zu verspielen. Sowohl die IT-Wirtschaft als auch die Wissenschaft hätten die USA als Taktgeber akzeptiert. Den Mut zu eigenen Innovationen habe Europa jedoch bereits verloren. Die Folge ist nach Meinung der Experten eine problematische Abhängigkeit von den USA – sowohl volkswirtschaftlich als auch politisch.

Silicon-Redaktion

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