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Verkehrte Outsourcing-Welt: IBM erhält Auftrag aus Indien

Während die Debatte über die Folgen von Outsourcing für den heimischen Arbeitsmarkt in den Industrienationen gerade richtig in Fahrt kommt, bringt ein neuer millionenschwerer Outsourcing-Vertrag von IBM die herkömmlichen Argumente kräftig ins Wanken. Der US-Technologiekonzern erhält einen 750 Millionen Dollar Outsourcing-Vertrag von Bharti Televentures, dem zweitgrößten indischen Telekommunikationsanbieter.
“Die Partnerschaft mit IBM wird die existierenden Denkmuster in der Telekommunikationsindustrie neu definieren”, sagte Bharti-Chef Sunil Bharti Mittal. Der Deal könne dabei helfen, Kritik zu entschärfen, indem gezeigt werde, dass US-Konzerne genauso nennenswerte Aufträge von indischen Auftraggebern bekommen, wie umgekehrt. “Diese Vereinbarung steht für unsere Strategie, einen weltweit angesehenen Telekommunikationskonzern aufzubauen”, so Mittal weiter.

Bharti Televentures überträgt Big Blue seine gesamte Hard- und Software-Organisation, die Konsolidierung der Datenzentren, die Verwaltung der Informationstechnologie, Helpdesks, Backup und Disaster Recovery. Der Vertrag beinhaltet auch die gemeinsame Entwicklung und Vermarktung von Telekommunikationslösungen und IT-Services innerhalb Indiens. “Die Zusammenarbeit mit Bharti-Televentures, einem der größten Telekommunikationsanbieter in Indien, ist eine grundlegende Vereinbarung, Bharti’s IT-Infrastruktur zu einem On-Demand-System umzubauen”, sagte Joseph Ziskin, Vice President Solutions and Strategy von IBMs globaler Telekommunikationsindustrie.

Im Rahmen des zehnjährigen Vertrags werden 200 Bharti-Informatiker zu IBM wechseln. Insgesamt arbeiten bei dem indischen Konzern 9000 Beschäftigte. Sie versorgen sechs Millionen Mobilfunkkunden und rund 545.000 Festnetznutzer. Der Handymarkt in Indien erlebt derzeit einen beispiellosen Boom. Jeden Monat steigt die Zahl der Mobilfunknutzer um rund zwei Millionen.

Trotz des Outsourcing-Vertrages mit umgekehrten Vorzeichen befürchten Marktforscher, dass in den kommenden Jahren Tausende IT-Arbeitsplätze nach Indien und China verlagert werden. Analysten der Marktforschungsinstituts Gartner gehen in einer aktuellen Studie davon aus, dass bis zum Jahr 2010 ein Viertel aller US-IT-Jobs in Entwicklungsländern erledigt werden. Am meisten werde Indien von dem Offshore-Trend profitieren, gefolgt von China und Russland.

Silicon-Redaktion

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