Die Zukunft des Application Outsourcing

Eine Rückkehr zum ASP Modell?

Im ASP-Modell (Application Service Provider), welches in den späten 1990er Jahren hohe Erwartungen weckte, wird eine Softwareanwendung auf Monatsbasis angemietet. Der Softwarecode ist im Besitz des ASP-Anbieters, die Software läuft auf einer ‘Multi-tenant-Architektur’, das heißt sie wird gleichzeitig mehreren Kunden zur Verfügung gestellt. In diesem Modell ist es somit nicht der Kunde, dem die unterliegende IT Infrastruktur gehört.

Das reine ASP Modell konnte nur einen Nischenmarkt für sich gewinnen, nicht zuletzt deshalb, weil es ein radikaler Ansatz ist (im Sinne von Komplettauslagerung sowie auch im Hinblick auf Softwarelizenzmodelle), nur punktuelle Lösungen bietet und notwendige Anwendungsintegration nicht hinreichend unterstützen kann.

Der neue Ansatz: Standardised Application Delivery (SAD)

Wir beobachten die Entstehung einer neuen Art der Bereitstellung von Applikationsdiensten, die zwischen dem traditionellen Managed Services und dem radikalen ASP-Ansatz liegt: weder läuft die Applikation auf geteilten Ressourcen (One-to-Many) wie im ASP-Modell, noch ist die benötigte Betreuung so kundenspezifisch wie im Managed-Services-Modell. Es sind insbesondere die größeren ISVs, die diesen Mittelweg mehr und mehr anvisieren.

Die Interessen dieser dominanten Spieler wie SAP, Oracle oder Microsoft sind dabei nicht zu vernachlässigen. Sie bilden zum Beispiel heute noch durch restriktive Lizenzmodelle und Softwarearchitekturen eine der Hauptbarrieren für den ASP-Ansatz.

Das SAD-Modell findet Einsatz mit Enterprise- und Productivity-Anwendungen, die weitgehend standardisiert, aber in begrenztem Maße auch modifizierbar sind. Diese limitierte Anpassungsfähigkeit, die eindeutig nachvollziehbar und dokumentiert sein muss, impliziert, dass das Management der entsprechenden Anwendung sehr viel einfacher durchzuführen ist als beispielsweise das einer unendlich veränderbaren und anpassbaren Anwendung, wie es im Managed-Services-Ansatz üblich ist.

Für Anwender liegt der Vorteil des SAD-Modells darin, dass Implementierungs- und laufende Kosten gesenkt, gleichzeitig aber traditionelle Preis- und Lizenzmodelle bewahrt werden können. Außerdem wird eine, wenn auch limitierte, kundenspezifische Anpassung ermöglicht und der Anwender kann (wenn gewollt) seine Applikationen weiter auf der eigenen IT-Infrastruktur betreiben.

Wir glauben, dass es dieses Modell ist, welches der europäische Markt am ehesten akzeptieren wird, insbesondere dann, wenn auch die Integration von Applikationen verschiedener Hersteller in standardisierter Weise angegangen werden kann.

Lesen Sie auch : Deutschland: Quo vadis KI?

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Silicon-Redaktion

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