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Goldgräberstimmung im Data-Warehouse-Markt

Welche Bedeutung Microsoft als Anbieter von BI-Frontend-Tools zukommt, zeigt die Reaktion auf die gerade eben abgeschlossene Partnerschaft mit Teradata. Marktbeobachter bei Gartner sehen darin eine derart ideale Ergänzung, dass sie laut darüber spekulieren, ob die Gates-Company nicht Teradata übernehmen soll, sobald der Data-Warehouse-Spezialist im Herbst dieses Jahres aus dem Schutz der Konzernmutter heraus in das Haifischbecken der Börse springt.

Getrieben wird der Trend zum Data-Warehouse auch dadurch, dass der Bedarf nach mehr und besseren Informationen zur gleichen Zeit dringlich wird, in der die Datenmengen allgemein explodieren. Die Anbieter hoffen daher nicht nur auf das Geschäft mit Neukunden, sondern auch auf einen Trend zur Modernisierung früherer Data-Warehouse-Generationen, die den aktuellen Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind.

Neue Anwendungen treiben den Markt

Eine besonders lukrative Einnahmequelle für Anbieter und Dienstleister ist die Konsolidierung der kleineren, auf spezifische Anwendungen wie etwa Vertrieb spezialisierten Data-Marts. Eingeführt um den hohen Aufwand für ein zentrales Data-Warehouse zu vermeiden, stört inzwischen, dass sie nun als Inseln den Informationsfluss eher behindern als fördern. Hier findet ein Verdrängungswettbewerb statt, von dem sich vor allem High-End-Spezialisten ein gutes Geschäft versprechen. Laut Gartner stoßen selbst Oracle- und IBM-Datenbanken an ihre Grenzen, während Teradata als Platzhirsch ohne Probleme DWs mit 80 Terabyte und mehr unterstützt. In diesem Geschäft will inzwischen auch HP mit der vorkonfigurierten Data-Warehouse-Plattform ‘Newview’ mitmischen, was dank der von Digital Equipment geerbten Tandem-Architektur durchaus realistisch zu sein scheint.

Wenn das lange aus den Schlagzeilen verschwundene Data-Warehousing derzeit gerade von den Großen der Branchen wieder lanciert wird, so liegt das auch daran, dass derzeit neue Anwendungen dafür entdeckt werden, so dass der Markt insgesamt rasant wächst. Eine große Rolle spielt hier der Trend, die strategischen DWs zur Vorbereitung von Management-Entscheidungen um produktive, oder wie Teradata es nennt, ‘Active Enterprise Data-Warehouses’ zu ergänzen. Das heißt, die im DW aufbereiteten Informationen sollen Prozesse anstoßen.

So nutzt das spanische Bekleidungshaus Grupo Cortefiel sein Data-Warehouse für den um die Dessous-Marke ‘Women´secret’ herum installierten ‘Club Wow’. Der Club sammelt nicht nur Informationen über die Vorlieben der registrierten Kundinnen, sondern schickt ihnen auch automatisch dazu passende Informationen sowie ein personalisiertes Geschenk zum Geburtstag. Bei einer Fluglinie können die Informationen über schlechtes Wetter dagegen eine Änderung des Flugplans inklusive der Benachrichtigung der Crew und der Passagiere zur Folge haben.

Risiken nicht ausgeschlossen

In den neuen Geschäftsfeldern steckt ein gewisses Risiko, weil nicht der Hersteller, sondern in der Regel die Kunden es sind, die neue DW-Aufgaben entdecken. Als Paradebeispiel gilt die britische Autoversicherung Norwich Union, die ihre Beiträge nach dem Verhalten der Fahrer berechnet. Beliebt ist die Pay-as-you-drive-Versicherung besonders bei jungen Frauen. Sie finden nichts dabei, dass jede Bewegung ihres Autos von einer GPS-Box an die Versicherung gemeldet wird – zumal sich die totale Überwachung auch als Sicherheits-Feature nutzen lässt. DW-Anbieter mögen besonders das Aufrüstpotenzial des Konzepts, schließlich wird hier per GPS sekündlich eine neue Datenbankeile erzeugt.

Das Beispiel zeigt darüber hinaus, dass auch gesellschaftliche Entwicklungen den DW-Anbietern entgegenkommen. So haben beispielsweise die Verbreitung von Kundenkarten, aber auch die vielen Maßnahmen im so genannten Krieg gegen den Terror (Rasterfahndung, die Erhebung persönlicher Daten von Flugpassagieren in die USA, etc.) die Widerstände gegen das Sammeln von Informationen durch Gewöhnung abgebaut. Das Geschäft mit den Sicherheitsbehörden gilt weltweit als außergewöhnlich lukrativ.

Schließlich warten noch unerschlossene Potenziale auf die DW-Branche. Neben GPS (wie bei Norwich Union) gelten RFID-Funkchips als massenhafte Erzeuger von DW-Inhalten. Doch technische Probleme und zu hohe Kosten verhindern bislang eine breite Akzeptanz. Vielversprechend aber technisch noch nicht reif ist das weite Feld der nichtstrukturierten Daten wie Texte, E-Mails, Telefonate, Filme etc. An deren Einbeziehung wird zwar intensiv geforscht, bislang aber noch nicht mit marktfähigen Ergebnissen.

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Silicon-Redaktion

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