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VoIP erobert mobile Geräte

Ob und wie schnell sich mobiles VoIP durchsetzt, hängt tatsächlich zu großen Teilen vom führenden Hersteller mobiler Geräte ab – und vom VoIP-Pionier Skype.

Nokia setzt derzeit sowohl auf UMA als auch auf SIP. Im Juli 2006 startete der Anbieter im finnischen Oulu einen UMA-Feldtest. Im Sommer kamen zudem die Modelle E60, E61 und E70 auf den Markt – die über eine SIP-basierte VoIP-Software verfügen. Diese Telefone sind an Business-Kunden gerichtet. Für Privatkunden hat der Hersteller das ‘N80 Internet Edition’ im Angebot. Auch dieses Telefon ermöglicht es, via WLAN zu telefonieren.

Nokia engagiert sich zudem im Symbian-Konsortium. Dessen gleichnamiges mobiles Betriebssystem bietet seit der Version 9.3 eine native WiFi-Unterstützung. Diese soll es Herstellern mobiler Geräte erleichtern, VoIP-Tools zu implementieren.

Skype vermarktet derweil eifrig WiFi-kompatible Handys. So ist auf den Modellen der Hersteller Belkin, EdgeCore, Netgear und SMC die Skype-Software vorinstalliert. Die Telefone stellen eine Skype-Verbindung her, wenn sie in der Reichweite eines Hotspots sind. Zudem unterstützten sie die WiFi-Verschlüsselung via WEP (Wired Equivalent Privacy), WPA (Wi-Fi Protected Access) und WPA 2.

Technik erst am Anfang

TK-Dienstleister wie das bayerische Unternehmen Eltec verweisen jedoch darauf, dass die Mobil-VoIP-Technik noch nicht ausgereift ist. “Die heutigen WLANs sind meist auf die Datenübertragung ausgerichtet”, sagt Udo Neigenfind, Vertriebsbeauftragter bei Eltec. Für die Sprachübertragung müssten die Gebäude mit zusätzlichen Access Points ausgestattet werden.

Die Roaming-Zeiten seien für die Datenübertragung ausreichend. Für die Übertragung von Sprache dauere das Ummelden von einer WLAN-Zelle zur anderen jedoch zu lang – somit sei kein unterbrechungsfreies Handover garantiert. Zudem werde der erforderliche Mindestabstand von drei Funkkanälen oft nicht eingehalten. Daraus resultiere eine gegenseitige Störung einzelner Access Points.

Eine weitere Voraussetzung für mobiles VoIP sei eine stabile Bandbreite. Diese hänge einerseits von der Dichte der Access Points ab, andererseits auch von der Bandbreitenzuteilung an Sprache und Daten. Damit die Sprachqualität nicht leide, müsse ein hoher Quality of Service sichergestellt werden. Dies solle der IEEE-Standard 802.11e ermöglichen, der jedoch immer noch nicht verabschiedet sei.

“Der Standard ist deshalb wichtig, weil im WLAN die Methode Collision Avoidance verwendet wird”, so Neigenfind. Bei diesem Mechanismus warten die beteiligten Geräte (Notebooks, WLAN-Telefone) mit dem Senden, bis ein Funkkanal frei ist. Dadurch entstehen Wartezeiten, die im Datenverkehr nicht stören – beim Telefonieren jedoch abgehackte Wörter entstehen lassen. “Somit muss dringend eine Priorisierung der Sprache stattfinden, die im Standard festgeschrieben werden soll.”

Analysten prophezeien Boom

Trotz dieser Kinderkrankheiten prophezeien Marktforscher dem mobilen VoIP einen Siegeszug. Bis 2009 werde jedes dritte Handy mit WLAN-Technik ausgestattet sein, hieß es von In-Stat/MDR. Knapp 20 Prozent der Anwender nutzten WLAN dann auch zum Telefonieren. Demnach stechen WLAN-Handys, die Sprachkommunikation unterstützen, bis zum Jahr 2008 die Geräte aus, die via WLAN nur Daten übermitteln.

Um die Entwicklung voranzubringen, müssten die TK-Anbieter die Technik jedoch weiterentwickeln, so die Analysten. Zudem sollten sie mit VoIP-Spezialisten kooperieren, um hochwertige Dienste anbieten zu können.

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Silicon-Redaktion

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