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Siemens-Finanzchef Kaeser macht sich für NSN stark


Joe Kaeser. Foto: Siemens

“Siemens wird es nicht ohne weiteres hinnehmen, dass NSN aus München so einfach verschwindet”, sagte Kaeser gegenüber der Süddeutschen Zeitung. “Es wird jetzt wirklich Zeit, dass sich das NSN-Management und die Arbeitnehmervertreter zusammensetzen und konstruktiv nach wirtschaftlich tragfähigen Lösungen für den Standort München suchen.”

Die Adresse dieser Äußerungen ist klar: Nach der Einschätzung von NSN-Chef Rajeev Suri ist die Schließung des Standorts München “alternativlos”. Das will Kaeser so nicht gelten lassen. “‘Alternativlos’ ist vielleicht ein Begriff aus der Politik. Gute Manager müssen mit ihren Teams und Partnern immer nach Lösungsalternativen suchen; und für den Erhalt von zumindest einigen Arbeitsplätzen lohnt sich das allemal.”

Fest steht für ihn, dass das nur funktionieren kann, wenn die Arbeitnehmerseite mit einbezogen wird. “Es wird jetzt wirklich Zeit, dass sich das NSN-Management und die Arbeitnehmervertreter zusammensetzen und konstruktiv nach wirtschaftlich tragfähigen Lösungen für den Standort München suchen.” Bereits in der vergangenen Woche hatte sich Kaeser überraschend mit NSN-Arbeitnehmervertretern zu einem Gespräch über den angekündigten Stellenabbau getroffen.

Erwartungsgemäß begrüßten Arbeitnehmervertreter den Vorstoß. “Das war ein wichtiges Signal”, zitiert süddeutsche.de Michael Leppek, der bei der IG Metall NSN betreut. Gesamtbetriebsratschef Georg Nassauer habe erklärt, man sei “Tag und Nacht zu Verhandlungen bereit”.

Nach Nassauers Worten hat es bislang keine offiziellen Gespräche über einen Sozialplan gegeben oder darüber, ob man nicht doch einige der 30 Standorte erhalten könne. Er bestätigte damit indirekt den Vorwurf Kaesers, dass sich NSN bisher nicht darum bemüht habe, mit den Arbeitnehmervertretern eine bessere Lösung für München zu finden. Bei NSN wollte man das nicht kommentieren. Man verwies lediglich darauf, dass sowohl Nokia als auch Siemens den Sanierungsplan von NSN genehmigt hätten.


Rajeev Suri. Bild: NSN

Dieser sieht vor, dass in Deutschland bei NSN 2900 von insgesamt 9100 Stellen gestrichen werden. 30 von 35 Standorten sollen geschlossen werden. München mit 3600 Beschäftigten ist davon am stärksten getroffen. Darüber hinaus stehen auch Niederlassungen in Augsburg, Nürnberg und vielen anderen Städten vor dem Aus.

Kaeser kritisiert die ungeklärte Situation: “Jetzt haben wir März, und der einzelne Beschäftigte weiß immer noch nicht, ob er seine Stelle verliert und wie es weitergeht. Es ist nicht zumutbar, dass die Mitarbeiter weiter in Unsicherheit leben.” Schließlich seien die Umbaupläne seit dem Herbst bekannt.

Gleichzeitig erhöhte er den Druck auf NSN-Chef Suri. “Rajeev Suri ist ein sehr talentierter Manager, aber jetzt muss jeder Schritt sitzen, der Raum für Fehler ist sehr klein geworden.”

Silicon-Redaktion

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  • Kaesers eigene Strategie Siemens nicht wegen NSN leiden zu lassen
    Die Aussagen von Joe Kaeser sind doch etwas widersprüchlich. Sollte diese Widersprüchlichkeit uns etwa signalisieren dass es bei Siemens und schon seit einiger Zeit auch bei Nokis Siemens Networks (NSN) auf Managementebene zwei Lager gibt. Die Befürworter der Schließung von 30! NSN-Standorten in Deutschland und die Verhinderer dieser Absurdität.
    Es wird immer deutlicher sichtbar und belegbar, dass das Management um Rajeev Suri hier nicht nur auf dem Holzweg ist, sondern viel schlimmer, NSN mit dieser Restrukturierungsaktion gegen die Wand fährt. Die Kunden sind bis aufs höchste verunsichert. Da hilft auch kein Schönreden mehr, auch kein Augen zu und durch. Kaeser hat erkannt dass der Plan seit November immer noch nicht den Mitarbeitern und auch nicht den Kunden eine Perspektive gegeben hat. Täglich verliert NSN an Vertrauen, täglich gehen Kompetenzen verloren, wechseln Mitarbeiter zur Konkurrenz, z.B. zu Huawei aus China, die sogar anbieten die Abbfindungszahlungen an Stelle von NSN zu zahlen nur um schnellstmöglich die Mitarbeiter zu bekommen. Was für ein geplanter Wahnsinn.

    Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Transformationsprozess bei NSN in Deutschland ins Stocken geraten ist. Viel schlimmer noch ist er nicht zu Ende gedacht worden. Die Transformationsblöcke die im Geheimen ersonnen wurden passen nicht zusammen und Mc Kinsey und Nokia kennen bis heute noch nicht die aktuell gültigen Prozesse nach denen die Mitarbeiter arbeiten. Da ist von zielführender Strategie nichts mehr zu erkennen. Da wundert einen nichts mehr. Unter diesen Voraussetzungen den Standort München zu schliessen ist höchst fahrlässig und ohne Logik.
    Das hat Joe Kaeser erkannt aber noch nicht so deutlich gesagt. Rajeev wird sich deshalb auch nicht mehr lange halten können. Der nächste Fehler kommt bestimmt. Der Standort München muss erhalten bleiben. Nicht der Mitarbeiter darf bestraft werden was durch Mißmanagement bis zum heutigen Tag angerichtet wurde. Joe Kaeser hat das erkannt.

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