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Münchner Start-up Shore demokratisiert die Cloud-Nutzung

Eine Business-Plattform mit Software-Modulen für Kundenmanagement, Online-Buchungen oder den Aufbau der Homepage, das klingt zunächst einmal nicht wirklich spektakulär. Dass dieses Angebot aus der Cloud kommt, macht das Ganze auch nicht wesentlich spannender. Doch genau mit einer solchen Lösung hat das Unternehmen Shore zurzeit eine Menge Erfolg.

“Nachdem wir viel Zeit und Geld in die Entwicklung unserer Produkte gesteckt haben, wollten wir mit Shore auch ausländische Märkte testen und wurden durch schnelle Erfolge und vor allem durch ein gutes Marktfeedback in der Expansion bestärkt”, so Shore-Mitgründer und Geschäftsführer Alexander Henn (Foto: Shore).

Shore wurde 2012 in München gegründet und hat bereits Niederlassungen in zehn europäischen Städten. 2015 wurde in den USA, in Los Angeles, ein weiteres Büro eröffnet. Aktuell beschäftigt Shore mehr als 200 Mitarbeiter. Und das Wachstum geht weiter. Das sieht man an den Jobangeboten auf der Website: Aktuell werden 39 neue Mitarbeiter gesucht.

Nicht schlecht für ein Unternehmen, das erst vor vier Jahren gegründet wurde. Und ein Beispiel dafür, dass ein Geschäftsmodell nicht unbedingt super-innovativ und kreativ sein muss. Erfolg stellt sich oftmals schon dann ein, wenn man “einfach” nur die richtige Zielgruppe mit den richtigen Angeboten anspricht.

Zielgruppe: Sehr kleine Unternehmen

Im Fall von Shore sind das sehr kleine Unternehmen, die nur in ihrer Region tätig sind und deren Kundenstamm dementsprechend auch eher aus der Region kommt. Dazu gehört auch der Friseurladen mit fünf oder zehn Mitarbeitern, der eine preiswerte CRM-Lösung sucht. Die gibt es bei Shore zum Beispiel schon ab 69 Euro pro Monat.

Die Geschäftsidee für Shore hatte Mitgründer und Geschäftsführer Alexander Henn. Er wollte einst einfach einen Facharzttermin vereinbaren und musste dafür “etliche Praxen abtelefonieren”. Um solch umständliche Prozeduren zu vereinfachen, entwickelte er eine Online-Lösung.

Fünf Software-Module

Shore-Mitgründer und Geschäftsführer Philip Magoulas war zuvor am Aufbau des Online-Versandhändlers Zalando beteiligt (Foto: Shore).

Das Angebot von Shore besteht aus fünf Produkten: Es beginnt mit dem Modul “CRM” (CRM, Customer Relationship Management), das unter anderem auch Marketingfunktionen wie Newsletter-Versand oder Kunden-Feedback bietet. Das Modul “Booking” wickelt die Online-Buchungen der Kunden ab. “Network” trägt die Firma in verschiedenen Partner- und Verzeichnismedien ein und soll so die Online-Präsenz verbessern. Mit “Cash” gehört auch ein iPad-gestütztes digitales Kassensystem dazu und das Modul “Web” schließlich dient zum Aufbau und zur Pflege einer Homepage. Die Website wird dabei von Shore erstellt.

Gerade letzteres Angebot dürfte für sehr kleine Unternehmen interessant sein. Denn eine gut gemachte Homepage kann entscheidend sein. Vor allem in Zeiten, in denen kaum einer mehr zum dicken Branchen-Telefonbuch greift, wenn er einen Handwerker sucht. Nach einer Bitkom-Studie von 2014 hat jedes sechste deutsche Unternehmen immer noch keine eigene Homepage.

Der Shore-Terminkalender bietet auch eine Schnittstelle zu Microsoft Outlook (Screenshot: Shore).

Die weiteren Features der Shore-Lösungen bergen keine großen Überraschungen. Da die Software aus der Cloud kommt, muss sie logischerweise nicht auf lokalen PCs installiert werden und ist mit jedem beliebigen Endgerät via Browser erreichbar. Um Updates muss sich der IT-Manager – sofern es ihn bei den Kunden überhaupt gibt – auch nicht kümmern.

Wer jetzt noch keine eigene Homepage hat, sollte sich ranhalten. 84 Prozent der deutschen Unternehmen haben bereits eine. Das belegt eine Studie des Bitkom im Jahr 2014 (Grafik: Bitkom).

Für kleine Unternehmen “auf ihrem Weg in die Digitalisierung” besteht ein Problem darin, dass Enterprise-Lösungen “teuer und kompliziert im Handling sind”, wie Geschäftsführer Alexander Henn gegenüber silicon.de erklärt. Deshalb seien die Lösungen sehr einfach einzurichten und zu bedienen. Das soll gerade “IT-fernen Anwendern den Einstieg in die Digitalisierung” erleichtern.

Die Produktentwicklung erfolgt komplett im Firmensitz in München. Aufbauend auf der Basis-Software kann der Kunde einzelne Funktionen dazu schalten und sich so ein weitgehend individuelles Setup schaffen. Schnittstellen für die Synchronisation mit Microsoft Outlook beziehungsweise Apple iCal sind vorhanden, laut Alexander Henn werden weitere “mit Sicherheit noch folgen”.

Sage, Lexware und Co

Shore ist natürlich nicht der einzige Anbieter, der sich um ganz kleine Unternehmen kümmert. Auch andere Anbieter haben die Start-ups und kleine Betriebe ins Visier genommen. Und auch bei diesen Lösungen legen die Anbieter Wert auf einfache Bedienung. Sage wendet sich beispielsweise mit seiner Serie Sage 50 ausdrücklich an sehr kleine Unternehmen. Allerdings konzentriert sich Sage 50 mehr auf kaufmännische Funktionen wie Auftragsbearbeitung, Warenwirtschaft oder Finanzbuchhaltung. Ene Lösung zum Betreiben der Homepage ist hier nicht dabei. Immerhin ist eine CRM-Software für 11 Euro pro Arbeitsplatz und Monat erhältlich.

Auch Aufbau und Pflege einer Website kann man bei Shore buchen (Screenshot: Mehmet Toprak).

Auch Salesforce ist mit Angeboten für Start-ups und Kleinunternehmen zur Stelle, etwa einer cloudbasierten CRM-Lösung. Und wenn es nur um kaufmännische Lösungen, also Finanzbuchhaltung, Auftragsverwaltung oder Lohnabrechnung geht, dann sind kleine Betriebe auch bei Lexware an der richtigen Adresse.

Allerdings bietet keines der genannten Unternehmen die Ausrichtung auf lokal operierende Betriebe, wie Shore das tut. Insofern haben die Münchner hier durchaus eine Marktlücke besetzt.
Wie gesagt, nicht besonders spektakulär aber auf jeden Fall sehr erfolgreich. Und wie so oft, scheint auch hier wieder einmal für die meisten Nutzer einfache Bedienung komplexerer, aber umständlicher zu bedienenderer Logik überlegen zu sein.

Redaktion

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