Facebook übertreibt bei Nutzerzahlen offenbar schamlos

Facebook macht falsche Angaben zur Reichweite. Das geht aus einer Untersuchung des australischen Magazins Adnews hervor. Demnach macht Facebook vor allem bei der für Werbetreibenden besonders interessanten Altersgruppe zwischen 20 bis 34 Jahren überhöhte Angaben zur Anzahl der Personen, die sich mit Werbung in dem sozialen Netzwerk erreichen lässt.

Für seine Untesuchung hat Adnews die Angaben des Facebook-Tools AdManager mit offiziellen Bevölkerungszahlen verglichen, die unter anderem durch Volkszählungen erhoben werden. Dabei fiel auf, dass Facebook insbesondere in Industrieländern vorgibt, deutlich mehr Menschen per Werbung erreichen zu können, als nach den offiziellen Zahlen dort überhaupt leben. In Deutschland erreicht Facebook eigener Darstellung zufolge bei den 20- bis 24-Jährigen etwa 5,9 Millionen Personen. Offiziell leben hierzulande aber nur 4,2 Millionen Personen dieser Altersgruppe. Damit liegen die Facebook-Zahlen um 40 Prozent über dem offizieleln Wert.

In anderen untersuchten Ländern fällt vor allem auf, dass die Übertreibung in der Altersgruppe von 20 bis 34 Jahren besonders stark ausfällt. Das gilt unter anderem für Australien, Frankreich, Großbritannen, Kanada und die USA.

Facebooks Angaben zur Reichweite sind in weiten Teilen falsch. Das hat eine Untersuchung des australischen Magazins Adnews ergeben. (Grafik: Adnews)

Junge Menschen gelten in der Werbewirtschaft als die wichtigste Zielgruppe. Sie könnten noch von neuen Produkten und Marken überzeugt werden. Bei älteren Personen wird unterstellt, dass sie vor allem bekannten Marken vertrauen und selten neue Produkte ausprobieren. Daher halten die australischen Werbeanalysten die Angaben von Facebook für problematisch. Und aufgrund der durchgängigen Übertreibung der Reichweite in der besondes relevanten Zielgruppe liegt es nahe, dass die Zahlen gezielt manipuliert wurden.

Facebook tut die Kritik von Adnews mit einer lapidaren Stellungnahme ab. Demnach handelt es sich bei den Reichweitenangaben um “Schätzungen”, die von “Nutzerverhalten, Demographie, ortsbezogenen Daten und anderen Faktoren” abhängen. Die Zahlen würden von Dienstleistern erhoben, basierten also nicht nur auf eigenen Daten. Sie seien zudem “nicht so gestaltet, dass sie sich mit den Schätzungen der Bevölkerungszahlen oder Volkszählungen decken”.

Eine Erklärung für die Abweichungen wäre, wenn Personen mehrere Konten bei Facebook unterhalten. Das Soziale Netzwerk drängt Nutzer zwar stets, sich mit Klarnamen und realen Daten anzumelden, überprüft wird dies jedoch nicht durchgehend.

[mit Material von Nico Ernst, ZDNet.de]

Redaktion

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