Digitale Infrastrukturen und die Freisetzung blockierter Werte

Alte wie neue Unternehmen aller Branchen sind gezwungen dieses enorme Tempo bei zu behalten. Die Konvergenz von Infrastrukturen ist ein Schlüssel dazu. Sie ist die grundlegende Voraussetzung für erfolgreiche Innovationen: Potenzielle Werte, die derzeit noch in den verschiedenen Silos der Organisation gefangen sind, werden durch Konvergenz befreit: So werden beispielsweise zusätzliche Einsichten in die Geschäftsabläufe und profitable Service-Innovationen ermöglicht. Um diese Potenziale zu nutzen, müssen Unternehmen jedoch ganz neue Fähigkeiten und Arbeitsprozesse entwickeln.

Jeder Tag bringt digitale Innovationen, jeder Tag steigert die Erwartungen an digitale Erlebnisse. Dabei wird oft übersehen, dass die zugrundeliegende Infrastruktur das Rückgrat des virtuellen Marktplatzes ist – und zugleich die treibende Kraft seiner Weiterentwicklung: Die Infrastruktur ist der wahre Schauplatz des Kampfes um die Digitalisierung. Echtzeit-Coupons im Einzelhandel, die sekundenschnelle Beurteilung der Kreditwürdigkeit mithilfe von Big Data oder verhaltensabhängige Tarife der Autoversicherungen (pay-as-you-drive): Was all diese Innovationen gemeinsam haben, ist der kurze Zeitraum zwischen Produktentwicklung und Vermarktung – und, dass ihr Beitrag zum Unternehmensgewinn von der zugrundeliegenden digitalen Infrastruktur abhängt.

Unternehmen, die mit dem Tempo dieses Wandels nicht mithalten können, geraten leicht in Schwierigkeiten: Man denke nur an einige der einst bedeutenden Namen der Foto- oder Musikindustrie, die die Erschütterung durch die Digitalisierung nicht überstanden haben und nach einer Reihe von Fehlentscheidungen am Scheideweg verloren gegangen sind. Auch das Internet der Dinge würde sein Potential ohne digitale Infrastrukturen nicht erreichen. Ihre Bedeutung wird zudem durch die Digitale Agenda der deutschen Regierung unterstrichen, die geeignete Rahmenbedingungen für die digitalisierte Wirtschaft schaffen soll – auf der Grundlage von Infrastruktur-Technologien.

Digitale Infrastrukturen sind der Motor der Digitalisierung

Die treibenden Kräfte der Digitalisierung sind Lösungen, die gesamte Infrastrukturen verändern, wie Mobile- oder Cloud-Technologien. Infrastrukturen müssen heute auf die digitale Zukunft vorbereitet sein. Denn die Erwartungen an sie sind hoch: Infrastrukturen sollen Veränderungen voraussehen. Sie sollen schneller agieren, als Menschen denken können. Sie sollen sogar den Nutzer zum Lächeln bringen. Zum Beispiel im Einzelhandel: Wenn die Verkaufszahlen auf dem Höhepunkt sind, etwa in der Vorweihnachtszeit, muss das System flexibel auf die Nachfrage reagieren. Das bedeutet, dass die Datenbanken die richtigen Prozesse und die richtigen Infrastrukturen nutzen müssen. Sonst würden sie das laufende Geschäft stören.

Ein anderes Beispiel – der Handel an den Finanzmärkten: Wenn die Trader um 8 Uhr morgens anfangen und in ihren Reports auf ein Problem stoßen, braucht es jemanden mit einem kompletten Überblick über alle Services – und mit der Fähigkeit, die Probleme schnell zu beheben. Es braucht jemanden, der für alle Prozesse von Anfang bis Ende verantwortlich ist. Denn andernfalls kann die kleinste Störung das ganze Geschäft beeinträchtigen. Ein solcher Überblick, eine solche Gesamtverantwortlichkeit, ist aber nur auf der Grundlage der entsprechenden digitalen Infrastruktur möglich.

Wie also können Unternehmen sicherstellen, dass ihre IT-Infrastrukturen darauf vorbereitet sind, eine reibungslose digitale Transformation zu unterstützen? Es gibt vier Schlüsselstellen, an denen Organisationen ansetzen können, um eine Infrastruktur aufzubauen, die tatsächlich als Wachstumstreiber dient.

  1. Konstante Bereitschaft: In der digitalen Welt müssen Unternehmen konstante Bereitschaft mitbringen, Gelegenheiten zu nutzen und die ständig steigenden Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Dazu gehört ein auf die Geschäftsprozesse ausgerichtetes Liefermanagement mit top-down Integration, kombiniert mit automatisiertem Auslastungsmanagement – auf Abruf und auf der Grundlage von Analytics. Zudem sind vor-konfigurierte IT-Lösungen wichtig, einschließlich Cloud und Mobile, um im dynamischen und sich ständig weiterentwickelnden IT- und Geschäftsumfeld nicht den Anschluss zu verlieren.
  2. Beschleunigte Bereitstellung: Die digitalisierte Welt stellt Unternehmen immer wieder vor die Herausforderung, Produkte schneller auf den Markt zu bringen, indem sie auch die dazugehörige IT in kürzerer Zeit zur Verfügung stellen. Dazu gehören die Bereitstellung angereicherter Nutzererfahrungen durch grenzenlose Computing-Ressourcen, schnellere Produktentwicklung durch DevOps, auf Applikationen basierende Landing Zones in der Cloud sowie Test Environment Management Services (TEMS) in der Cloud.
  3. Kontextbezogene Bereitstellung: Während wachsende Datenmengen ein Bild des digitalen Fußabdrucks des Kunden und seines Kaufverhaltens schaffen, werden IT-Modelle zunehmend personalisiert. Dies schließt ein vertikales Bereitstellungsmodell mit funktionsübergreifenden Teams ein, die sich sowohl mit den regulatorischen wie mit den Compliance-Anforderungen auskennen. Darüber hinaus braucht es branchespezifische, auf das Geschäftsfeld ausgerichtete Lösungen und Echtzeit-Dashboards zur Überwachung der Performance auf der Grundlage von Automatisierung und Analytics – all das bereitgestellt auf der Basis von Business Level Agreements.
  4. Freisetzung blockierter Werte: Im Zuge der digitalen Transformation wählen führende Unternehmen den Weg der schrittweisen Konvergenz anstelle eines “Big-Bang”-Ansatzes. Dazu gehört die sukzessive Schaffung neuer Rollen, beispielsweise der von IT-Service-Spezialisten für Geschäftsprozesse. Ihre Aufgabe ist es, Infrastruktur-Technologien so zu spezifizieren, dass sie die Geschäftsziele erfüllen. In dieser Funktion überbrücken diese Experten die traditionelle Trennung zwischen Geschäft und IT und erschaffen gestraffte Prozesse. Sie identifizieren aber auch neue Möglichkeiten technologie-, funktions- und prozessübergreifender Zusammenarbeit.
    Darüber hinaus gehört es zu ihrer Rolle, durch Synergien von Anwendungen und Infrastrukturen ein service-zentriertes Betriebsmodell zu entwickeln, Infrastrukturen zu vereinfachen und konvergente sowie hyperkonvergente Lösungen zu nutzen. Zugleich wird durch DevOps und „Infrastructure-as-Code” (und damit einhergehendes Build-, Deployment-, Release- und Operation-Management) der schnelle Roll-out zusätzlicher und neuer Services erreicht.

Um die in den Silos eingesperrten Werte freizusetzen, müssen Organisationen begreifen, dass die digitale Transformation nicht nur eine Frage der Technologie ist, sondern auch der organisatorischen Weiterentwicklung. Der Prozess der schrittweisen Konvergenz hat sich als erfolgreicher erwiesen als der Versuch, alles auf einmal zu verändern. Das liegt daran, dass, egal, wie schnell die Umstellung geht, Infrastrukturen keinen Nutzen bringen, wenn sie nicht effizient mit den Geschäftsressourcen verbunden und auf die übergreifenden Geschäftsziele ausgerichtet sind.

In traditionellen Organisationen fallen diese Ressourcen normalerweise unter sehr verschiedene Zuständigkeiten. Oft bilden sie sogar eigenständige Infrastrukturen. Doch ist diese siloartige Organisationsstruktur ungeeignet, um die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu bestehen. Die Silos blockieren das Potenzial eines Unternehmens. Um diese Potenziale freizusetzen und so innovative digitale Services schaffen zu können, müssen die bisher getrennten Elemente quer über das Unternehmen hinweg miteinander verbunden werden. Mit anderen Worten: Die Business-Seite benötigt schnelle Auffahrten zur Datenautobahn. Geschäftsanwendungen und IT-Infrastruktur müssen konvergieren, um das Potenzial eines Unternehmens freizusetzen.

Auch die Rolle der klassischen Administration muss im Rahmen des Veränderungsprozesses breiter angelegt werden. Üblicherweise hängen Administratoren an bestimmten Infrastrukturtypen, Netzwerk-, SAP-, Mobile- und anderen Geschäftsanwendungen. In einem Unternehmen mit einer konvergierten Infrastruktur wird jedoch ein neuer Typus Administrator eine nahtlose Verbindung zwischen den verschiedenen Kompetenzbereichen sicherstellen. Neue Arbeitsweisen unterstützen das neue, service-zentrierte Betriebsmodell der digitalen Ära. Der Fokus liegt heute darauf, dass ein Service funktioniert – statt auf den verschiedenen Teams und isolierten Bereichen, aus denen der Service bestehen mag.

Um Wachstum und Innovation zu ermöglichen, müssen Unternehmen der Digitalisierung gerecht werden: Sie müssen einen Zustand konstanter Bereitschaft herstellen und neue Services und Produkte schneller breitstellen können. Sie müssen in der Lage sein, Services kontextbezogen zur Verfügung zu stellen. Und sie müssen die Potenziale befreien, die derzeit noch in ihren organisatorischen Silos festsitzen. Nur dann werden Infrastrukturen zu den wahren Wachstums- und Innovationstreibern des digitalen Zeitalters.

Redaktion

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