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Hickhack um UMTS-Einführung

Im Nachbarland Österreich ist ein heftiger Streit um die Einführung der dritten Mobilfunkgeneration entbrannt. Die Liste der Mängel und Unzulänglichkeiten wird immer länger und dürfte auch die Betreiber in der Bundesrepublik aufhorchen lassen.

Georg Pölzl, Chef der Deutschen-Telekom-Tochter T-Mobile Austria kritisierte die Konkurrenz von Mobilkom Austria und Hutchison, weil sie “eine völlig unzureichende Leistung gegenüber dem Kunden” böten. Es sei einfach noch zu früh für einen kommerziellen Start von UMTS, sagte Pölzl dem ORF.

Die Technik sei nicht ausgereift und berge zahlreiche Kinderkrankheiten. T-Mobile hat in Deutschland erst in der vergangenen Woche den Start eines groß angelegten Testprogramms mit ersten UMTS-Anwendern verschoben, weil die notwendigen Endgeräte nicht in ausreichender Stückzahl zu bekommen seien.

Huchison mit seiner neuen Mobilfunkmarke ‘3’ und die Mobilkom bieten UMTS-Dienste samt den Handys seit Anfang des Monats an. Allerdings können Informationen über den Standort des Geräts derzeit noch nicht wie erwartet für ortsbezogene Dienste verwendet werden. Die Übertragung von Videodaten erscheint unbefriedigend, weil dafür nur ein einziges Endgerät von NEC verwendet werden kann und der Upstream für das Versenden von Daten ins Netz mit 64 KBit/s zu knapp bemessen ist.

Die ersten Kunden beklagen sich schon darüber, dass ihre neuen Handys zu schwer und unhandlich seien. Und die UMTS-Handys sind weiterhin recht energiehungrig: Die Akkulaufzeiten sind zu kurz – ein seit Jahren bekanntes Problem. Noch dazu soll den Erfahrungsberichten zufolge der Empfang innerhalb von Gebäuden teilweise stark eingeschränkt sein.
Wirklich erschreckend aber erscheint folgendes Problem: Der Handover vom UMTS- ins GSM-Netz und umgekehrt funktioniert in den jetzt in Betrieb genommenen Netzen nicht verlässlich, die Verbindung reißt ab. Der Übergang wird allerdings von allen Beteiligten als einer der kritischen Punkte gesehen, weil UMTS auf Jahre hinaus nur in den Ballungsräumen verfügbar sein wird. Entlegene Gebiete werden möglicherweise gar nicht erschlossen.

Die deutschen Netzbetreiber testen diese Grundvoraussetzung für den Betrieb derzeit noch im Labor – in den Testinstallationen der großen Städte funktioniert der Handover noch nicht, heißt es.

Branchenbeobachter haben in den vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass eine zu frühe Vermarktung die Kunden verärgern und damit einen gravierenden Imageschaden anrichten würde. O2-Germany-Chef Rudolf Gröger kündigte in der vergangenen Woche beispielsweise an, zum Ende des Jahres stünden zwar die Netze. UMTS werde aber tatsächlich erst rund ein Jahr später vermarktet.

Die beiden österreichischen Provider verzichten zunächst auf die Berechnung der Datenübertragung. Für die mobile Sprachtelefonie werden ohnehin die bisherigen Tarife aus dem GSM-Netz zugrunde gelegt. Zum Jahresende hin wollen drei weitere UMTS-Lizenzinhaber mit ihren Diensten an den Start gehen: T-Mobile Austria, One und Telering.

silicon meint: Da haben sich also die Betreiber von Mobilfunknetzen vor drei Jahren für Milliarden-Summen die Berechtigung erkauft, eine Technik zu nutzen. Seitdem haben sie es gemeinsam mit den Netzausrüstern und Endgeräteherstellern offenbar nicht verstanden, diese Technik in den Griff zu bekommen. Das ist um so unverständlicher, als gerade die Mobilfunkbranche über so viel Erfahrung verfügt: GSM, WAP, GPRS, I-Mode. Wer, wenn nicht die Mobilfunker, müsste wissen, was man alles falsch machen kann? Trial-and-Error ist auf diesem Massenmarkt ein viel zu teures Verfahren.

Silicon-Redaktion

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