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Bröckelt Googles Kerngeschäft?

Bei Googles Rechtsstreit mit dem Jalousienhersteller American Blind und der Wallpaper Factory könnte es um weit mehr gehen als um den Geschäftsbereich der Suchmaschine, der Werbung über Schlagwörter-Suche verkauft. Vielmehr wollen die Raumausstatter auch gegen Googles Web-Index und Suchalgorithmen vorgehen.
In einem Gespräch mit einem amerikanischem Informationsdienst erklärte der Anwalt von American Blind, David Rammelt, dass auch nichtkommerzielle Suchergebnisse das Markenrecht des Einzelhändlers verletzten, da auch hier Ergebnisse von Konkurrenten gelistet werden, die auf die Ähnlichkeit mit dem Markennamen des Jalousien-Herstellers spekulieren. “Es erscheinen auch Konkurrenten, wenn unsere Markennamen buchstabengetreu eingegeben werden”, so der Anwalt.

Letzte Woche hatten die Unternehmen vor einem US-Gericht Klage gegen diese Werbepraxis eingereicht, die nach Ansicht der Kläger gegen das Markenschutzgesetz verstößt. Demnach würde die Suchmaschine User auch an bezahlte Links von Konkurrenten weiterleiten, wenn man Suchwörter eingebe, die dem Markennamen ähneln. Daneben wurden auch fünf weitere Firmen, darunter AOL, die von dieser Geschäftspraxis profitieren, angeklagt.

Google verletze das Markenrecht, weil es zulasse, dass auch Konkurrenten der Händler mit Suchwörtern, die sehr große Ähnlichkeit mit den Schutzmarken der Raumausstatter haben, werben dürfen. Google wehrte sich gegen den Vorwurf und erklärte, dass Suchergebnisse bei beschreibenden Suchanfragen keine Verletzung des Markennamen darstellten. American Blind entgegnete, dass jegliche Auflistung von Konkurrenten, bei deskriptiven Suchbegriffen wie American Blind, die Kunden verwirre und das Geschäft des Händlers beeinträchtige.

Jetzt sollen Googles Listings und Such-Algorithmen gerichtlich untersucht werden. Doch dürfte es American Blind schwerer fallen, eine Verletzung des Markenrechts bei den regulären Suchergebnissen zu beweisen, als bei den kommerziellen Ergebnissen.

Von den Problemen in der Heimat ungerührt, eröffnet der Suchmaschinenbetreiber indes in der Schweizer Hauptstadt Zürich ein Forschung- und Entwicklungszentrum. In der neuen Niederlassung sollen europäische Informatiker im Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen. Es seien Dutzende Neueinstellungen geplant. Nicht alle guten Entwickler lebten in den USA, teilte ein Google-Sprecher mit, deshalb komme das Unternehmen nach Europa. Es werden Spezialisten für verteilte Systeme, Informationsabfragen, Algorithmen, neue Suchfunktionen und Skalierbarkeitsfragen gesucht. Zudem sollen in dem Forschungszentrum sprachspezifische Angebote so ausgebaut werden, dass das gesamte Angebot davon profitiert.

Silicon-Redaktion

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