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IT-Finanzierung und Leasing am Beispiel von Fujitsu Siemens

In Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg hatte die Siemens Financial Services GmbH eine Studie zur “Investitionsfinanzierung in Deutschland im internationalen Vergleich” Ende September 2004 herausgegeben. Darin wird prognostiziert: “Nach einer wirtschaftlich schwierigen Phase nimmt die Bedeutung des Leasings als Instrument der Investitionsfinanzierung für Unternehmen wieder stetig zu. Um ihre Liquidität zu stärken, suchen deutsche Unternehmen nach Alternativen zu Bankkrediten.” Einer der für die Studie befragten Gesprächspartner drückt sich knapper aus: “Die Zeit der Golfplatzkredite ist endgültig vorbei.”

Amortisation dürfte in der schnelllebigen IT-Branche ein Fremdwort geworden sein. “Denn immer kürzere Entwicklungszyklen führen dazu, dass Investitionen in die IT-Infrastruktur nur noch selten das geplante Abschreibungsende erreichen”, heißt es in einer Broschüre für Endkunden von Fujitsu Siemens Computers (FSC). Doch was das Geschäft einerseits antreibt – Austausch und Aufrüstung von IT-Equipment und Software in immer kürzeren Zeitabständen – bringt andererseits den Channel mitsamt seinen Kunden in die Bredouille: Gerade größere IT-Projekte können die Endkunden häufig nicht sofort bezahlen. Computer-Fachhandel, Systemhäuser und Integratoren stoßen aber auch an ihre finanziellen Grenzen, wenn sie in Vorleistung gehen sollen.

Eine Zwischenfinanzierung von Herstellerseite kann da sehr willkommen sein, wird aber kaum in Form von Darlehen gewährt. Vielmehr sind Finanzierungskonzepte gefragt, die dem Innovationstempo in der Elektronik entsprechen. Fujitsu Siemens Computers hat unter dem Namen ‘finance²’ zusammen mit der Siemens Finance & Leasing GmbH (SF&L), die wiederum zu Siemens Financial Services (SFS) gehört, solche Lösungen für Kunden und Vertriebspartner erstellt.

IT-Verständnis macht den Unterschied

“Wir bieten eine Vielzahl von innovativen Finanzierungslösungen wie Leasing, Miete, Mietkauf, Nutzungsverträge oder neue ‘Capacity-‘ bzw. ‘Storage on Demand’-Konzepte an”, erklärt Horst Dernai, Leiter Marketing, Siemens Finance & Leasing GmbH, und setzt den Fokus auf die speziellen Anforderungen der IT-Branche: “Wir sind Unternehmer und bieten Lösungen für Unternehmer, wir haben ein völlig anderes Verständnis für die Anforderungen der Kunden. Dies unterscheidet uns erheblich von einer Bank, die in erster Linie Geld verleiht und weniger an den Projekten interessiert ist.”

Die FSC-Vertriebspartner profitieren einerseits davon, eine zusätzliche Dienstleistung offerieren zu können, zum anderen werden sie entlastet, wenn der finanzielle Teil des Geschäfts zwischen Leasinggesellschaft und Endkunden direkt abgewickelt wird – das Kreditrisiko trägt die Leasinggesellschaft. Die Klientel wiederum erhält eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene IT- und Finanzierungslösung aus einer Hand: Vom klassischen Leasingvertrag bis hin zur komplexen IT-Konsolidierung reicht das Spektrum. FSC hat einen starken Partner für die Absatzfinanzierung im Rücken: Die Siemens Financial Services gibt es als eigenen Bereich seit 1997, als verschiedene Finanz-Aktivitäten des Konzerns zusammengefasst wurden.

Sie sind in sechs Geschäftsgebiete unterteilt, zwischen denen jedoch viele Überschneidungen bestehen. Die Arbeitsbereiche beinhalten so unterschiedliche Aufgaben wie die weltweite Konzernfinanzierung inklusive Liquiditätsmanagement, Versicherungen und Altersvorsorge für Mitarbeiter, oder Eigenkapitalinvestments in umfangreiche internationale Infrastrukturprojekte. SFS beschäftigt rund 1.600 Mitarbeiter, ist weltweit in über 30 Ländern tätig und bedient im Kerngeschäft den Siemens-Konzern und die Belegschaft; externe Kunden kommen überwiegend aus der ITK-Branche, dem Gesundheitswesen, Verkehrstechnik, Energieerzeugung und Anlagenbau.

Unterschiedliche Zertifizierungen

Leistungen von Siemens Finance & Leasing können unabhängige “Vendoren” genauso in Anspruch nehmen wie von Fujitsu Siemens Computers zertifizierte Channel Partner. Qualität und Solidität der Kooperationspartner sollten aber stimmen, schließlich sei man an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert, meint Horst Dernai dazu. Vorab geprüft werden sie selbstverständlich.

Mit der Zertifizierung als “Authorized”, “Qualified” oder “Corporate” Channel Partner dürften allerdings schon einige Hürden genommen sein, da neben einigen anderen Voraussetzungen in jeder der drei Kategorien ein bestimmter jährlicher Mindestumsatz mit FSC-Produkten erreicht werden muss. Naturgemäß gibt es im oberen Bereich der “Corporate” Partner, die mehrere Millionen Euro Umsatz erbringen und über eine “ausreichende Kreditlinie” verfügen müssen, nur wenige – derzeit etwa 20 –, “Authorized” Partner dagegen rund 1.200 und etwa 120 “Qualified” Partner.

Kunden und Vertriebspartner können bei FSC beziehungsweise seinem Finanzier SF&L aus einer Vielzahl von Leasing-Varianten wählen: So gibt es “Lease & Grow”, wo nach einer Mindestvertragslaufzeit ganz oder teilweise gekündigt werden kann, um einzelne Komponenten auszutauschen oder aufzurüsten. “Lease & Buy” ist ein Leasingvertrag mit Kaufoption: Der Leasingnehmer kann zum Ende der Laufzeit entscheiden, ob er das System kauft, zurückgibt oder mit reduzierten Leasingraten weiternutzt. “Rent & Buy” ist ein “Mietkaufvertrag”, bei dem der Mieter “wirtschaftlicher Eigentümer” ist, und somit Steuervergünstigungen und Abschreibungen ausnutzen kann. Bei “Operating Lease” stehen Restwerte und die Bilanzneutralität nach den internationalen Regelungen US-GAAP oder IFRS im Vordergrund.

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Silicon-Redaktion

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