Categories: Management

Forscherin: Workaholics schaden mehr als sie nützen

Arbeit kann einen pathologischen Suchtzustand auslösen. Die Süchtigen schaden mehr, als sie tatsächlich nützen. Abhilfe ist wegen des positiven Images von Arbeitssucht in der Gesellschaft nicht in Sicht. Diese provokanten Thesen stellt Ulrike Meißner, Ökonomin an der Universität Bremen auf.

Sie versucht in ihrer Studie “Die ‘Droge’ Arbeit: Unternehmen als ‘Dealer’ und als Risikoträger – Personalwirtschaftliche Risiken der Arbeitssucht” nachzuweisen, dass die Workaholics ähnlich gefährlich für ein Unternehmen sind wie andere Suchtkranke. Hohe Fehlerquoten, Fehlzeiten nach Suchtschüben, mangelnde Verlässlichkeit und unkollegiales Verhalten stellen demnach auf Dauer eine echte Gefahr dar. “Die Verleugnung der Arbeitssucht”, stellt Meißner fest, “kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten.” Personalmanager sollen demnach aktiver ihre Beraterfunktion wahrnehmen, um potenzielle Schäden von Unternehmen abzuwenden.

Aus der Praxis hat Meißner konkrete Kostenaufstellungen abgeleitet, wie teuer Arbeitssüchtige werden können. Anhand von Fällen aus Betrieben werden die betriebswirtschaftlichen Risiken aufgezeigt. Besonders gravierend wird es ihrer Meinung nach, wenn arbeitssüchtige Vorgesetzte oder Spezialisten echte Fehlentscheidungen treffen. Dann kann es schnell teuer für das Unternehmen werden.

Die Wissenschaftlerin stellt die Produktivität Arbeitssüchtiger grundsätzlich in Frage. Außerdem fordert sie, die Arbeitssucht als Krankheit gesellschaftlich zu benennen und vom Image der Workaholics als besonders leistungsfähige, starke Mitglieder der Gesellschaft wegzukommen.

Meißner will eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema in den Betrieben erreichen. Sie verweist darauf, dass ihrer Untersuchung zufolge nicht von Einzelfällen in Deutschland gesprochen werden kann: Die Symptome, Charakteristika sowie bestimmte Arbeitssuchttypen waren teilweise weit verbreitet. Sie warnt davor, dass sich Arbeitssüchtige in einem betrieblichen Umfeld bewegen können, in dem sie “unbehelligt ihre Sucht ausleben können, ohne betriebliche oder arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen”.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Keine Angst vor Phishing

Bereits seit einigen Jahren führt die RGF Staffing Germany Schulungen durch, um die eigenen Mitarbeiter…

1 Stunde ago

Blick ins Innenleben industrieller KI

Das Europäische Forschungsprojekt XMANAI hat den Blick in die KI geöffnet und macht ihre Entscheidungsprozesse…

1 Stunde ago

Wie Hacker Large Language Models für ihre Zwecke nutzen

Hacker nutzen LLM weniger als visionäre Alleskönner-Technologien, sondern als effiziente Werkzeuge zum Verbessern von Standardangriffen,…

2 Stunden ago

Software AG entwickelt KI-gestütztes Process-Mining-Tool

Der "ARIS AI Companion" soll alle Mitarbeitenden darin befähigen, Prozesse zu analysieren und Ineffizienzen aufzudecken.

4 Stunden ago

EM 2024: Fußballfest für Cyberangriffe

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nehmen die Cyberbedrohungen für Sportfans zu, warnt Marco Eggerling…

2 Tagen ago

CRM: Die Qual der Wahl

Software für das Customer Relationship Management muss passgenau ausgewählt und im Praxistest an das einzelne…

2 Tagen ago