Lidl-Skandal: Auch PINs von EC-Karten aufgezeichnet

Die Video- und Tonüberwachung funktionierte dabei immer nach dem gleichen Muster. Von Lidl beauftragte Detektive installierten in den Filialen meist zwischen fünf und zehn Miniaturkameras. Als Begründung wurde den Filialleitern erklärt, dass die Kameras nötig seien, um Ladendieben auf die Spur zu kommen.

Nach dem Bericht wurden vor allem Beschäftigte in Niedersachsen bespitzelt sowie Mitarbeiter aus Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein vereinzelt abgehört. Demnach existieren mehrere hundert Seiten interner Lidl-Protokolle, in denen jeweils mit Tag und Uhrzeit notiert ist, wann und wie häufig Mitarbeiter zum Beispiel auf die Toilette gingen, wer mit wem möglicherweise eine Liaison hat und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur “introvertiert und naiv wirkt”.

Lidl hatte sich von den die Privatsphäre betreffenden Protokollen zwar im Nachhinein distanziert – gleichzeitig jedoch in einem Schreiben die Kunden mitgeteilt, dass die “Aufzeichnung Ihrer PIN-Eingabe nicht vollständig auszuschließen” ist. Wenn man das verhindern wolle, müsse man “den Eingabevorgang mit der Hand bedecken”.

Dies sei “ein Eingeständnis dafür, dass die Kameras offensichtlich über genügend Auflösung verfügen, um den PIN-Code zu erkennen”, sagte Markus Saller, Justiziar der Verbraucherzentrale Bayern, jetzt der Süddeutschen Zeitung. Nach Angaben von Lidl würden die Videobänder zwar täglich gelöscht – man rate dennoch dringend davon ab, bei Lidl mit EC-Karte und PIN-Geheimnummer zu zahlen, hieß es von Hartmut Straub, Jurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Lidl versucht unterdessen zu retten, was zu retten ist. Der Discounter hat den früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob engagiert, der neues Konzept zur Videoüberwachung in den Filialen vorlegen soll. “Wenn man Videoüberwachung macht, muss das klar erkennbar sein”, sagte Jacob der Nachrichtenagentur dpa.

Silicon-Redaktion

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