Rechtlich gesehen nehmen schließlich nur die wenigsten Arbeitsverträge Bezug auf irgendwelche digitalen Profile. Und genau diese Lücke könnten Arbeitsrechtsanwälte finden und nutzen.

Diese Ansicht äußerte Steven Penning, Partner der renommierten Anwaltsfirma Turner Freeman in Sidney, Australien. Vorausgegangen war eine Welle von erfolgten Kündigungen: Zuvor gab es einige Zeitungsartikel über einen Gefängniswärter und eine TK-Firmenangestellte, die sich per Twitter und Facebook geäußert hatten und offenbar Missliebiges über ihre Arbeitsstelle zu berichten wussten. Sie wurden nach dort geltendem Recht sanktioniert, beziehungsweise gefeuert.

Anderen ging es ähnlich, zeigten zahlreiche Leserbriefe an die größte australische Tageszeitung Sidney Morning Herald. Darunter war ein Banken-Angestellter, der per Twitter das Wort „Rezession“ benutzt hatte – das Ende einer Karriere. Eine Lehrerin hatte in ihrem privaten Account über Bedrohungen und Angriffe in der Schule berichtet. Was folgte, war mehr als eine Bedrohung: die Kündigung. Richtiggehend verständlich wirkt dagegen die fristlose Kündigung für zwei Angestellte der Restaurantkette Kentucky Fried Chicken: Sie hatten Fotos in ihre Accounts gestellt, wie sie gemeinsam nach Feierabend die riesigen Spülbecken der Firma als Jacuzzi benutzten. Ohne Facebook hätte aber ihr Arbeitgeber wohl erst viel später davon erfahren.

Freeman ist aber der Ansicht, dass die Betroffenen zumindest Rechte haben, was die Nutzung ihrer privaten Accounts betrifft. Die Arbeitgeberseite kann seiner Ansicht nach die neuen Medien nicht so behandeln, als ob sie vom bekannten Arbeitsrecht gedeckt würden. Arbeitgeber, die auf der sicheren Seite stehen wollen, teilen ihren Angestellten zuvor mit, wie das Verhalten auf öffentlich zugänglichen Sites gewertet wird. So wissen beide Seiten Bescheid, riet der Anwalt.

Lesen Sie auch : KI im E-Mail Marketing
Silicon-Redaktion

Recent Posts

Bad Bots: Risikofaktor mit hohen Folgekosten

Bad Bots richten nicht nur wirtschaftlichen Schaden an. Laut dem Bad Bot Report von Imperva…

21 Stunden ago

IT-Verantwortliche setzen auf KI-Hosting in Europa

Studie von OVHcloud verdeutlicht Stellenwert von Datenresidenz und Datensouveränität bei KI-Anwendungen.

2 Tagen ago

Studie: KI-Technologie unverzichtbar für zukunftsfähige Paketlogistik

Mit KI können Unternehmen der Paketbranche Prozesse optimieren, Kosten einsparen und sich zukunftssicher aufstellen.

2 Tagen ago

Microsoft Teams in der öffentlichen Verwaltung

Land Niedersachsen schließt datenschutzrechtliche Vereinbarung mit Microsoft zur Nutzung von Teams ab.

3 Tagen ago

Diebstahlsicherung mit KI

Ein Großteil der Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel wird durch Ladendiebstähle verursacht.

3 Tagen ago

Neue, aggressive Wellen an DDoS-Attacken

DDoS-Angriffe haben seit dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine an Häufigkeit und…

5 Tagen ago