Offenlegung von Sicherheitslücken: Google Project Zero erwägt Nachfrist von 30 Tagen

Google Project Zero gibt die strenge 90-Tage-Frist zur Offenlegung von Sicherheitslücken auf. Künftig soll eine Nachfrist von bis zu 30 Tagen Nutzern Zeit geben, verfügbare Patches zu installieren, bevor die technischen Details einer Schwachstelle veröffentlicht werden.

An der eigentlichen 90-Tage-Frist hält Googles Forschungsabteilung für Sicherheitslücken jedoch fest. Sie gibt Herstellern vor, vom Project Zero entdeckte und vertraulich gemeldete Anfälligkeiten innerhalb von 90 Tagen zu beseitigen. Unabhängig davon, ob ein Hersteller in diesem Zeitraum mit einem Patch reagiert, gibt Google alle technischen Details automatisch nach 90 Tagen preis.

Google wollte damit erreichen, dass Hersteller die Entwicklung von Patches beschleunigen. Laut Tim Willis, Manager von Project Zero, brachte die starre 90-Tage-Frist jedoch nicht das gewünschte Ergebnis. Stattdessen hätten Hersteller immer wieder Bedenken wegen der Offenlegung von technischen Details nach Ablauf der Frist geäußert, bevor Nutzer in der Lage seien, ihre Systeme zu patchen.

Künftig wird Google bei Sicherheitslücken, für die innerhalb von 90 Tagen ein Update bereitgestellt wird, generell besagte Nachfrist von 30 Tagen gewähren. Eine neue Regelung gilt zudem für Zero-Day-Lücken, für die bereits ein Exploit im Umlauf ist. Hier erhalten Hersteller künftig nur eine Frist von einer Woche. Wird in dieser Zeit kein Patch entwickelt, startet eine 30-Tage-Frist für die Veröffentlichung der technischen Details. Allerdings gewährt Google auf Nachfrage eine “Gnadenfrist” von drei Tagen.

Die neue Regelung soll nun schrittweise eingeführt werden. “Basierend auf unseren aktuellen Daten zur Verfolgung der Patch-Zeiten für Schwachstellen ist es wahrscheinlich, dass wir für 2022 zu einem ’84+28′-Modell übergehen können (wenn die Fristen gleichmäßig durch sieben teilbar sind, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Fristen auf ein Wochenende fallen)”, erklärte Willis. “Die Umstellung auf ein ’90+30′-Modell ermöglicht es uns, die Zeit bis zum Patch von der Zeit bis zur Einführung des Patches zu entkoppeln, die umstrittene Debatte um Kompromisse zwischen Angreifern und Verteidigern und die Weitergabe technischer Details zu reduzieren und gleichzeitig dafür einzutreten, die Zeitspanne zu verkürzen, in der Endanwender für bekannte Angriffe anfällig sind.”

“Die Offenlegungspolitik ist ein komplexes Thema mit vielen Kompromissen, und diese Entscheidung war nicht leicht zu treffen.”

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die Redaktionen von Silicon.de und ZDNet.de. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Blockchain bleibt Nischentechnologie

Unternehmen aus der DACH-Region sehen nur vereinzelt Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain-Technologie.

11 Stunden ago

Branchenspezifische KI-Modelle

SAS bietet einsatzfertige KI-Modelle für konkrete Herausforderungen wie Betrugserkennung und Lieferkettenoptimierung.

16 Stunden ago

Hypershield: Umfassender Schutz von Cloud über Rechenzentrum bis Fabrikhalle

Cisco stellt neuen Ansatz zur umfassenden Absicherung der IT-Infrastruktur vor.

22 Stunden ago

Vernetztes Fahren: Bereitschaft zum Teilen von Daten gering

Deloitte-Studie äußert jedoch Verständnis für die Zurückhaltung der Kunden. Nutzen der Angebote sei hierzulande kaum…

3 Tagen ago

Plattenspiegelung ist keine Backup-Recovery-Strategie

Die Ziele einer Festplattenspiegelung und eines Backups sind unterschiedlich, sagt Sven Richter von Arcserve.

3 Tagen ago

Chaos bei der Umsetzung von NIS-2 droht

Das Damoklesschwert NIS-2 kann daher schneller wirksam werden, als manchem lieb ist, warnt Bernhard Kretschmer…

3 Tagen ago