Ein Plädoyer für die Standardisierung

In der letzten Zeit lese ich häufiger von einer bereits als Trend bezeichneten Initiative verschiedener Unternehmen. Unter dem Slogan ” Bring your own PC” wird eine Vorgehensweise propagiert, in der Unternehmen Voucher an die Mitarbeiter ausgeben. Statt von der eigenen Firma eine standardisierte Ausstattung an Systemen zu erhalten, werden Voucher ausgegeben. Mit diesen Vouchern sollen die Mitarbeiter sich die Computerhardware kaufen, die sie als adäquat ansehen. Als Argument für dieses Vorgehen werden unter anderem. die sogenannten Digital Natives angeführt. Also junge Menschen, die mit Computern aufgewachsen sind und diese Geräte voll in ihren Alltag integriert haben. Sie sind in sozialen Netzen aktiv und nutzen Handy und Computer sowohl privat als auch geschäftlich. Diesen Menschen möchte man ihr Arbeitsumfeld möglichst attraktiv gestalten.

Ein Element, das als attraktivitätsbildend identifiziert worden ist, sind unter anderem Laptops und Smartphones. Es wird die These aufgestellt, dass die manchmal aus Anwendersicht “schwachbrüstige” oder als “unsexy” geltende Business-Hardware sich motivationsmindernd auswirken könnte. Aus diesem Grunde streben vereinzelt Unternehmen Individualisierungen in diesem Bereich an. Ein Trend, dem zu folgen aus meiner Sicht fatal ist. Die IT ist kein Bereich, in dem ungehemmt Individualitäten ausgelebt werden sollten. Vielmehr hat die IT die Aufgabe, für das Business Services zur Verfügung zu stellen. Hintergrund eines jeden Services sind ökonomische Überlegungen des Unternehmens – keine Wünsche einzelner.

Ich kann mir die Anrufe im User-Helpdesk schon vorstellen, wenn der Adapter eines Macbooks fehlt und der Beamer nicht angeschlossen werden kann. Oder der Grafikkartentreiber eines Exoten-Laptops mit dem Druckertreiber des Firmendruckers nicht kompatibel ist. Auch wird die parallele Synchronisation von Android-, iPhone- , Windows- und Blackberry-Smartphones die Mitarbeiter in der IT vor ganz neue Herausforderungen stellen. Die homogene Einbindung von Mac, Linux- und Windows-Systemen in das firmeneigene Netz ist auch nicht zu unterschätzen. Statt “Bring your own PC” haben wir dann “Bring your own Problem” oder schlimmer “Bring your own Virus”. Wo soll das enden? Bringen die Mitarbeiter zukünftig auch ihren eigenen Stuhl mit? “Bring your own chair?”

Eine schnelle Hilfe der IT ist in einem solchen Umfeld nicht mehr zu gewährleisten. Hierzu reagiert die unterschiedliche Hardware innerhalb der Systeme zu verschieden. Das fängt schon bei den Tastenbelegungen der unterschiedlichen Systeme an. Automatische Softwareverteilung ist mit solcher einer Vielfalt nicht mehr sinnvoll möglich. Das heißt, alle Bestrebungen der IT, Automatisierungen einzuführen, um die Anwender mit Programmen, Updates und Erweiterungen zu versorgen sind ad absurdum geführt. Natürlich könnte dies durch die Virtualisierung der Desktops abgemildert werden. Das heißt. ein einheitlicher virtueller Desktop für alle Systeme. Doch würde das nur bedeuten, zum Beispiel eine Windows-Umgebung auf einem Mac laufen zu lassen und damit von dem Individualisierungsgedanken nicht mehr viel übrig lassen.

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Silicon-Redaktion

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  • Trend oder Realität
    das was Sie hier für Deutschland zu Recht als "Trend" oder "Gesprächsthema" bezeichnen, ist in den USA bereits längst Realität. Dort sprechen alle Unternehmen über das BYOD (bring your own device) Thema und stellen es nicht in Frage, sondern überlegen, wie sie damit umgehen.
    Ein wesentlicher Aspekt für die IT ist dabei, sich auf diesen "Zoo" einzustellen und umzudenken. Weg von der Prämisse: die IT kontrolliert alles, hin zu einer Basis-Sicherheit und viel Freiheiten für den Nutzer. Teil dieser Strategie ist immer auch eine zentrale Mobile Device Management Software, die wir beispielsweise für Smartphones anbieten (www.ubitexx.com). Damit werden Sie genau diesem Zoo Herr und erlangen die "Basis-Kontrolle" die im Unternehmen weiterhin nötig ist.

    Ob und wann diese Realität aus den USA zu uns nach Deutschland kommt, wird zu diskutieren sein. Lange Zeit waren wir in Europa den Amerikanern in Sachen Mobilfunk voraus - das ist unstreitig vorbei. Insbesondere im Bereich Enterprise-Mobility geben die US-Amerikaner den Takt vor und die Vergangenheit lehr uns, dass solche Trends manchmal auch nach Europa kommen...

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