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CIO als Unternehmenskultur-Beauftragte


Martina Girkens. Quelle: Continental.

Auf den informellen Treffen der CIOs – etwa bei Konferenzen, bei Einladungen von IT-Herstellern, bei Treffen von Interessenverbänden und User-Gruppen – diskutieren die IT-Verantwortlichen schon lange ihre Rolle als eine Art Kultur-Beauftragten des Unternehmens. Web-2.0-Technologien, Internet, Vernetzung, Wissenssysteme, persönliche Profile oder auch die gute alte Suchmaschine sind Konzepte, die eine neue Kultur der Zusammenarbeit und des Wissensaustausches unterstützen sollen.

Bei Continental startete der CEO Dr. Elmar Degenhart eine Initiative im Unternehmen ergänzend zu den hierarchischen Strukturen die organisationsübergreifende Vernetzung zu fördern. Unter dem Namen “ConNext” beauftragte der Vorstand unter Führung der IT ein Projekt, um technische und organisatorische Grundlagen für diese neue “Netzwerkkultur” im Unternehmen aufzubauen.

Ein ambitioniertes Projekt, an dessen Ende die Vernetzung von – nach jetzigem Projektstand – 160.000 Mitarbeitern weltweit steht. Die IT-Abteilung bekam die Verantwortung für das Projekt, auch weil das Internet das Vorbild für die neue Kultur sein soll. Die technische Umsetzung ist eine Lösung aus zentralen Teilen des Webs – Suchmaschine, Content-Management-System, Blogs, Communitys oder Wikis.

“Unser CEO möchte hin zu einer flexiblen und organischen Organisation, in der die Mitarbeiter eng vernetzt sind. Das war die Initialzündung für die IT. Wir haben überlegt wo wir stehen und haben Vorschläge gemacht”, berichtet Martina Girkens, CIO Corporate Functions bei Continental.

Die IT-Abteilung habe im Projekt die Verantwortung bekommen, weil der Vorstand erkannt hat, dass viel in Informationstechnologie umzusetzen ist und an dieser Stelle viele Aufgaben warten.

CFO und CEO sind die Sponsoren dieses Projektes. Alle im Vorstand wissen sehr genau, was wir wollen und wohin wir gehen mit dieser neuen Kultur. Unser Topmanagement sieht in diesem Projekt weit mehr als ein IT-Projekt. Es handelt sich vielmehr um einen Kulturwandel, der mit Hilfe der Informationstechnologie vorangetrieben wird.”

CIO wird “Follower” des CEO

Die Corporate IT sei sehr gut mit dem Vorstand und dem Topmanagement verdrahtet. “Wenn wir in der IT-Abteilung einen guten Job machen, erhalten wir Anerkennung und Vertrauen und es gibt kein Problem diese neuen Themen zu platzieren.”

Der Kulturwandel drückt sich in der Frage aus, wie die Informationen um die Erde fließen. Die bisherige Art und Weise sei das Verteilen der Informationen von oben – über die Hierarchieebenen tropfen die Informationen nach unten.

“Wir haben uns angesehen, wie es im Internet funktioniert und haben dann gesehen, dass es viele Aspekte gibt, die wir auch so intern umsetzen wollen. Beispielsweise sprechen wir auch von einem ‘internen Facebook’, das wir einführen wollen”, erläutert Girkens weiter. “Die Idee ist es, dass die Mitarbeiter vernetzt sind und jeder sieht, was seine mit ihm vernetzte Kollegin oder Kollege macht.”

Für den Connected CIO kann das zum Beispiel bedeuten, dass er mit dem Vorstand als “Follower” verbunden ist. Das IT-Management kann jederzeit sehen, was der Vorstand veröffentlicht, was er kommentiert, ob er sein Profil updated oder in einem Wiki-Beitrag diskutiert. Und auf diese Weise sehen die IT-Verantwortlichen, was im Konzern läuft, was für sie interessant sein könnte, mit wem sie sich vernetzen sollten.
“Es ist eine ganz neue Art zu arbeiten und eine ganz neu Art den Informationsfluss zu steuern oder zu regulieren”, ist Girkens überzeugt.

Connected CIO – persönliche Kontakte sind entscheidend

Technisch hat Girkens die Lösung auf drei Säulen gestellt. Zum größten Teil wird die Vernetzung mit IBM-Software abgebildet. “Connections” sei die grundlegende Struktur des neuen Netzwerkes. Mit “Omnifind” verbindet die IT-Abteilung Daten aus Systemen und Informationsspeichern rund um die Erde, die Erwartung an die Suchmaschine ist, die Informationen aus den weltweiten Netzwerken der Continental zu suchen. Microsofts “Sharepoint” werden die Continental-Mitarbeiter für die dokumentenbasierte Zusammenarbeit und Ablage nutzen.

Aber Girkens verlässt sich bei der eigenen Vernetzung innerhalb des Unternehmens keinesfalls nur auf die Informationstechnologie. Gemeinsam mit dem Management hat die IT-Abteilung feste Strukturen in das Unternehmen eingezogen, die den persönlichen Austausch sicherstellen sollen.

“Wir haben für die einzelnen Fachbereiche ‘Portfolio Boards’ eingerichtet. Hiermit wollen wir das Portfolio an Projekten mit den Anforderungen der Kollegen aus dem Geschäft und den Möglichkeiten der IT-Abteilung abstimmen. Wir kommen zweimal im Jahr zusammen und diskutieren, welche Aufgaben anstehen”, so Girkens.

“Der persönliche Aspekt ist entscheidend. Wir wollen als Partner gesehen werden, auf den man sich im Unternehmen verlassen kann. Damit können wir gemeinsam belastbare Entscheidungen treffen.” Aus der CIO-Sicht sei wichtig, dass die persönliche Eins-zu-Eins-Kommunikation jederzeit funktioniert. Denn strategische und gut vorbereitete Diskussionen zu führen ist für sie entscheidend, um als CIO “Connected” zu sein.

Silicon-Redaktion

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  • Social Business bei Continental
    Vielen Dank für den wirklich interessanten Einblick! Da haben CIO und CEO eines Unternehmens verstanden, worauf es ankommt. Dass dazu einiges dazugehört, beschreibt auch dieser Artikel zum Thema Leadership 2.0 (soll keine Eigenwerbung sein, ist wirklich ein passender Beitrag unseres CEO): http://www.netmedia.de/blog/2011/05/leadership-2-0-netzwerkmanager-mit-herz-und-vertrauen/

    Alles in allem wäre noch spannend zu erfahren, wie die strategische Vorgehensweise aussieht: "Welche Schritte waren nötig?" "Wie werden Mitarbeiter und das Management einbezogen?" Und vielleicht auch: "Welche Ergebnisse konnten bereits erzielt werden?"

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